Vorteil für Checkpointhemmer bei MGMT-positivem Glioblastom?

Gegen ein Glioblastomrezidiv wirkt Nivolumab insgesamt weniger gut als Bevacizumab. Ein Vorteil des Checkpointhemmers deutet sich aber bei bestimmten Patienten mit MGMT-Promotor-Methylierung an. Hinweis: Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Kommt es nach der Primärtherapie mit Resektion und Temozolomid-Radiochemo zu einem Glioblastomrezidiv, gibt es bislang wenig überzeugende Therapien, vor allem keine, die das Leben verlängern. In klinischen Studien brachte der VEGF-Hemmer Bevacizumab im Vergleich zu Lomustin zwar Vorteile beim progressionsfreien, nicht aber beim Gesamtüberleben. Inzwischen laufen einige größere Studien mit Checkpointhemmern zur Zweitlinien- oder Erstlinien-Add-on-Behandlung. So hat ein Team um Dr. David Reardon vom Harvard Cancer Center in Boston nun Ergebnisse einer Studie vorgestellt, in der im Rezidiv der PD-1-Rezeptorblocker Nivolumab gegen Bevacizumab verglichen wurde. Beim Gesamtüberleben (OS) gab es keine signifikanten Unterschiede, unter Nivolumab waren das progressionsfreie Überleben (PFS) deutlich kürzer und die Ansprechrate geringer als unter Bevacizumab, lediglich kortikoidfreie Patienten mit positivem MGMT-Methylierungsstatus lebten mit dem Checkpointhemmer länger progressionsfrei. An der Studie CheckMate 143 nahmen 369 Patienten mit Glioblastomrezidiv aus zwölf Ländern teil, die letzte Bestrahlung lag mindestens drei Monate zurück, der Karnofsky-Performance-Status betrug 70 oder mehr. Rund die Hälfte bekam 3 mg/kg KG Nivolumab, die übrigen erhielten 10 mg/kg KG Bevacizumab intravenös alle zwei Wochen bis zur Tumorprogression oder bis zur Entwicklung nicht tolerierbarer unerwünschter Wirkungen. Kürzeres progressionsfreies Überleben Die mediane Nachbeobachtungsdauer betrug rund zehn Monate, in dieser Zeit waren knapp 84% im Nivolumab-Arm und rund 80% im Bevacizumab-Arm verstorben, das mediane OS dauerte mit 9,8 und 10,0 Monaten vergleichbar lange. Mit Nivolumab lebten die Patienten 1,5 Monate, mit Bevacizumab 3,5 Monate progressionsfrei. Unter Berücksichtigung von Alter, Geschlecht und Tumorcharakteristika erreichten Patienten unter Bevacizumab ein doppelt so langes PFS wie mit dem Checkpointhemmer, die objektive Ansprechrate war fast dreifach höher (23% versus 8%). Immerhin: Die Response hielt unter dem Checkpointhemmer doppelt so lange wie unter dem VEGF-Blocker (11,1 versus 5,3 Monate). Empfehlung der Redaktion Monoklonale Antikörper in der Krebstherapie – Themenseite Eine bahnbrechende Erfindung in der onkologischen Therapie stellen Antikörper dar. Auf unserer Themenseite finden sie Berichte zu neuen Wirksamkeitsstudien, zu Nebenwirkungsanalysen sowie lehrreiche Übersichtsarbeiten zu den verschiedenen therapeutischen Antikörpern in der Onkologie. Tendenziell profitierten Patienten mit methyliertem MGMT-Promotor eher von Nivolumab, solche ohne Methylierung von Bevacizumab. Glioblastomkranke mit Kortikoidtherapie zu Beginn der Studie lebten etwas länger unter Bevacizumab, solche ohne unter Nivolumab, die Unterschiede waren aber nicht signifikant. Interessant ist die Subgruppe von Patienten ohne Kortikoide, aber mit positivem MGMT-Status: Hier erreichte das mediane OS mit Nivolumab 17,0 Monate, mit Bevacizumab 10,1 Monate. Da insgesamt aber nur 53 Patienten (14%) in der Studie die Kriterien für diese Subgruppe erfüllten, könnte es sich hier um einen Zufallsbefund handeln. Möglicherweise dämpfen Kortikoide jedoch das von Checkpointhemmern aktivierte Immunsystem, hier wären weitere Studien nötig, um die Prognose bei kortikoidfreien Patienten zu prüfen. Das Wichtigste in Kürze Frage: Bringt eine Behandlung mit Nivolumab Vorteile bei einem Glioblastomrezidiv? Antwort: In einer Phase-3-Studie ergab sich kein Nutzen beim Gesamtüberleben und beim progressionsfreien Überleben im Vergleich zu Bevacizumab, lediglich Patienten mit methyliertem MGMT-Promotor, die keine Kortikoide benötigen, scheinen mit dem Checkpointhemmer länger zu leben. Bedeutung: Nivolumab bietet möglicherweise einer Subgruppe von Patienten Vorteile. Einschränkung: Subgruppen zu klein für statistisch belastbare Aussagen.

Springer Medizin

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