Immer mehr Handy-bezogene Kopf-Hals-Verletzungen

Innerhalb von zehn Jahren hat sich die Inzidenz von Kopf-Hals-Verletzungen während der Nutzung von Handys versechsfacht. Die meisten der Betroffenen sind unter 30 Jahre alt. Hinweis: Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Jeder kennt solche Situationen: der Teenie, der mit starrem Blick aufs Handy die Straße überquert, oder der Autofahrer mit dem Mobiltelefon am Ohr. Kein Wunder, dass dabei gelegentlich etwas schiefgeht. HNO-Ärzte um Dr. Roman Povolotskiy von der Rutgers New Jersey Medical School in Newark, USA, haben geschaut, wie häufig infolge der Handynutzung in der US-Bevölkerung Verletzungen an Kopf und Hals auftreten. Nach ihren Daten hat sich die Inzidenz solcher Traumata innerhalb von zehn Jahren versechsfacht. Das Team um Povolotskiy hat Angaben des repräsentativen National Electronic Injury Surveillance System (NEISS) ausgewertet. Die Datenbank wird von Notaufnahmen 100 ausgewählter Kliniken im ganzen Land unter anderem mit Informationen zu Verletzungen durch den Gebrauch von Konsumgütern gefüttert. Dabei wird auch das Unfallgeschehen erfasst. Die Forscher konnten daher gezielt nach Kopf-Hals-Verletzungen im Zusammenhang mit dem Gebrauch von Handys schauen. Sie berücksichtigten alle Berichte, in denen das Handy in den Hergang vermutlich kausal involviert war. Neben Unfällen, an denen das Gerät indirekt etwa durch Ablenkung beteiligt war, zählten auch direkte Verletzungen durch Handys, etwa, wenn jemand eines der Geräte an den Kopf geworfen bekam oder der Akku beim Telefonieren explodierte. Nicht berücksichtigt wurden dagegen Verletzungen ohne kausale Beteiligung, etwa ein Herzinfarkt beim Telefonieren. Direkte Verletzungen vor allem bei Kindern und Jugendlichen Sie fanden zwischen 1998 und 2017 insgesamt 2500 Handy-assoziierte Verletzungen in der NEISS-Datenbank, hochgerechnet auf die US-Bevölkerung entspricht dies rund 76.000 Traumata. Überraschenderweise ließ sich fast die Hälfte der Verletzungen auf eine direkte Einwirkung der Geräte zurückführen. Dabei zeigte sich jedoch ein klarer Altersunterschied: Kinder und Jugendliche verletzten sich hauptsächlich direkt, Erwachsene indirekt. Bei den über 65-Jährigen war Ablenkung zu 90% die Unfallursache, bei Kindern unter 13 Jahren nur zu 18%. In der Summe traten die meisten Verletzungen bei unter 30-Jährigen auf (56%), und hier vor allem unter Personen im Alter von 13–29 Jahren (39%), am seltensten traf es solche zwischen 50 und 64 Jahren (10%). Frauen waren unter den Opfern etwas häufiger vertreten als Männer (56%). Die meisten Unfälle, bei denen der Unfallort angegeben wurde, ereigneten sich jedoch Zuhause (61%), nur 26% im Straßenverkehr. Ein Drittel der Verletzungen betraf den Kopf, ein weiteres Drittel das Gesicht, die übrigen verteilten sich auf Hals, Augen, Mund und Ohren. Ein Viertel manifestierte sich als Platzwunde, ein weiteres Viertel als Prellung oder Schürfwunde, bei jedem Sechsten waren innere Verletzungen im Kopf-Hals-Bereich zu verzeichnen. Im zeitlichen Verlauf blieb die Inzidenz mit fünf Verletzungen auf eine Million Personen im Jahr bis 2006 recht gering, stieg ab 2010 aber steil an und erreichte 2016 ein Maximum mit etwa 30 Verletzungen auf eine Million Einwohner. Aus den Daten ziehen die HNO-Ärzte um Povolotskiy den Schluss, dass vor allem junge Menschen besser darüber aufgeklärt werden sollten, das Handy möglichst nicht während anderer Aktivitäten zu nutzen. Das Wichtigste in Kürze Frage: Wie häufig sind Handy-assoziierte Kopf-Hals-Verletzungen in den USA? Antwort: Von einer Million Einwohnern kommen rund 30 im Jahr aufgrund einer Handy-assoziierten Verletzung in die Notaufnahme, die allermeisten von ihnen sind jünger als 30 Jahre. Bedeutung: Vor allem jungen Menschen verletzen sich beim Gebrauch von Mobiltelefonen. Einschränkung: Die Dunkelziffer dürfte höher sein, da vermutlich die Ablenkung durchs Handy bei einem Unfall gerne verschwiegen wird.

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