Zusammenfassung
Die entzündlichen Darmerkrankungen, „Colitis ulcerosa“ und „Morbus Crohn“, sind keine „neuen“ Erkrankungen, sondern wurden schon in zurückliegenden Jahrhunderten beschrieben. Aber die Ätiologie dieser Erkrankungsgruppe ist bis heute noch nicht geklärt. Im Jahr 1859 wurde in London der Fall der damals 42-jährigen Isabella Bankes beschrieben, die nach einigen Monaten mit Durchfällen und Fieber verstarb [
1]. Bei der Autopsie fanden sich transmurale ulzerative Entzündungen des Kolons und des terminalen Ileums und wurde als
„simple ulcerative colitis“ diagnostiziert. Über ein Jahrhundert später wurde der Fall als Morbus Crohn reklassifiziert [
2]. Im Jahr 1913 beschrieb der schottische Chirurg Kennedy Dalziel aus Glasgow 13 Patienten, die für ihre klassischen Befunde bemerkenswert sind [
3]. Der erste Patient, ein Arzt, hatte seit 1901 krampfartige, abdominelle Beschwerden und Durchfälle, die sich zu intestinalen Obstruktionen steigerten und schließlich zum Tod führten. Dalziel unterschied den histologischen Befund bewusst von der Tuberkulose. Im Jahr 1925 berichteten amerikanische Ärzte von „unspezifischen“ hyperplastischen und granulomatösen intestinalen Läsionen, die als
„hyperplastic intestinal tuberculosis“ bezeichnet wurden [
4]. Die klinischen und pathologischen Auffälligkeiten waren einander bemerkenswert ähnlich: Es handelte sich um relativ junge Patienten, Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene, die auffällig häufig bereits appendektomiert worden waren. Die klinischen Symptome waren Fieber, Bauchkrämpfe, Durchfall und Gewichtsverluste. Erst durch die Arbeit von Burrill Crohn kam es zu einer Abgrenzung von Tuberkulose von entzündlichen Darmerkrankungen.