Erschienen in:
01.01.2006 | Kasuistiken
Schwerwiegende Komplikation nach perkutan-transaxillärer Verschraubung einer Glenoidfraktur
verfasst von:
Dr. D. Seybold, C. Gekle, G. Muhr, T. Kälicke
Erschienen in:
Die Unfallchirurgie
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Ausgabe 1/2006
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Zusammenfassung
Die Versorgung der anterioren Glenoidfraktur erfolgt klassischerweise über einen ventralen Schulterzugang. In Einzelfällen ist eine arthroskopische Refixation möglich. Ein perkutanes Vorgehen hat ein hohes Risiko einer Gefäß-Nerven-Verletzung. Anhand eines Patientenfalles werden die möglichen Folgen einer perkutan-transaxillären Verschraubung einer Bankart-Fraktur dargestellt.
Ein 34-jähriger Patient mit anteriorer Glenoidfraktur wurde in einer auswärtigen Klinik mit einer perkutan-transaxillären Verschraubung versorgt. Postoperativ kam es zur Fragmentdislokation, Infektosteolyse des Glenoids und Verletzung der A. axillaris und des N. axillaris.
Über einen ventralen Schulterzugang fand sich bei Eröffnung des Schultergelenks ein eitriger Gelenkinfekt (Staphylococcus aureus sensibel) und ein vollständig disloziertes Glenoidfragment. Nach Korakoidosteotomie zeigte sich ein Aneurysma spurium der A. axillaris und eine Vernarbung in dem in der Kontinuität erhaltenen N. axillaris. Es erfolgte die Resektion des Aneurysma spurium mit End-zu-End-Anastomose und eine Neurolyse, sowie ein Gelenkdébridement mit Kapselrefixation. Die Nachbehandlung erzielte eine Infektsanierung und eine stabile aber bewegungseingeschränkte Schulter.
Bei anteriorer Glenoidfraktur mit Dislokation und Gelenkbeteiligung von >21% wird eine operative Stabilisierung empfohlen. Die offene Stabilisierung mit Darstellung des N. axillaris gilt als „golden standard“. In Einzelfällen ist eine arthroskopische Refixation möglich. Von einem perkutanen transaxillären Verfahren ist abzuraten.