Erschienen in:
01.05.2011 | Originalien
Versorgung Schädel-Hirn-Verletzter in Deutschland
verfasst von:
Prof. Dr. E. Rickels, K. von Wild, P. Wenzlaff
Erschienen in:
Die Unfallchirurgie
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Ausgabe 5/2011
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Zusammenfassung
Das Verhältnis von schweren zu leichten und mittleren Schädel-Hirn-Verletzungen (SHT, Schädel-Hirn-Trauma) sowie die Versorgungsabläufe und das Qualitätsmanagement nach akuter Hirnverletzung wurden in einer einjährigen prospektiven Studie in den Regionen Hannover und Münster untersucht. Es wurden 6783 Patienten (58,4% männlich, 41,6% weiblich, 28,1% Kinder <16 Jahre) bei der klinischen Erstuntersuchung dokumentiert; 63,5% nahmen ein Jahr nach dem Unfall an einer Nachbefragung teil. Stationär aufgenommen wurden 5220 SHT-Patienten (73%), von diesen erhielten nur 258 Verletzte(<4%) eine stationäre Rehabilitation. Die SHT-Inzidenz beträgt 332/100.000 Einwohnern. Entsprechend dem Glasgow Coma Score waren 90,9% leicht, 5,2% schwer und 3,9% mittelschwer hirnverletzt. Hauptunfallursache ist der Sturz (52,5%) vor dem Verkehrsunfall (26,3%). Die Gesamtletalität nach Aufnahme lag bei 1%. Innerhalb der ersten Stunde nach dem Unfall wurden 63% der SHT-Patienten im Krankenhaus untersucht, nur 56% wurden neurologisch beurteilt (z. B. mit dem GCS). Eine sofortige Röntgen-Schädel-Aufnahme, deren Aussagewert bezweifelt wird, erhielten 82%. Nach einem Jahr sind noch 35,9% der Nachbefragten in ärztlicher Behandlung, obwohl die absolute Mehrzahl nur ein leichtes SHT erlitten hatte. Auch schwerwiegende Beeinträchtigungen nach einem Jahr, wie Arbeitsplatz- oder Wohnungsverlust, fanden sich gehäuft nach nur leichtem SHT.