Glioblastom: Kein Überlebensvorteil durch Valproat

Fallserien hatten Hinweise auf einen Nutzen von Valproat beim Glioblastom ergeben. Eine Analyse von fünf großen klinischen Studien erbrachte jedoch keine Belege, dass Valproat Rezidive verzögert oder das Leben verlängert. Patienten mit Glioblastom entwickeln im Verlauf der Erkrankung häufig epileptische Anfälle und benötigen deswegen eine antikonvulsive Behandlung. Einige Onkologen gewannen den Eindruck, dass eine Therapie mit Valproat nicht nur die Anfallshäufigkeit senkt, sondern auch die Wirksamkeit der Radiochemotherapie verbessert. So schien das Antikonvulsivum vor allem bei Kindern mit einem solchen Hirntumor die Prognose zu verbessern. Zudem deutet eine Analyse von 544 Patienten darauf hin, dass Valproat unabhängig von der Temozolomid-Therapie einen Nutzen hat, berichten Onkologen um Dr. Caroline Happold von der Uniklinik in Zürich. Präklinische Studien weisen darauf hin, dass Valproat Tumorzellen empfindlicher für die Bestrahlung macht. Das Team um Happold hat daraufhin Daten von fünf großen randomisiert-kontrollierten Studien zur Glioblastomtherapie überprüft. Da auch in solchen Studien die meisten der Patienten aufgrund von Anfällen Antiepileptika bekamen, wollten sie schauen, ob sich bei solchen Patienten ebenfalls eine Verbesserung der Prognose ergab. Dies war jedoch nicht der Fall. Weder mit Valproat noch mit Levetiracetam konnten die Onkologen eine statistisch signifikant verbesserte progressionsfreie Überlebenszeit oder Gesamtüberlebenszeit beobachten. Rezidive nach einem Jahr An den Studien AVAGLIO, CENTRIC, CORE, EORTC 26981 und RTOG 0825* hatten insgesamt 1869 Patienten teilgenommen, das Alter lag im Median bei 57 Jahren. 64% waren bereits zum Beginn der Radiochemotherapie mit einem oder mehreren Antikonvulsiva behandelt worden, 12% mit einer Valproat-Monotherapie, 50% mit einer Valproat-Kombitherapie. Wie sich zeigte, kam es bei den Patienten, die Valproat zum Therapiebeginn erhalten hatten, und bei denen ohne Valproat ähnlich schnell zu Rezidiven. Nach etwa einem Jahr ließ sich bei jeweils der Hälfte der Patienten ein Rezidiv feststellen, und nach etwas mehr als eineinhalb Jahren war jeweils die Hälfte der Patienten verstorben. Als nächstes schauten die Ärzte um Happold, ob die Behandlungsdauer mit Valproat einen Einfluss haben könnte. Sie verglichen Patienten, die sowohl vor dem Therapiebeginn als auch nach dem Ende der Radiochemotherapie Valproat bekommen hatten, mit solchen ohne Antiepileptika. Doch auch hier ergaben sich keine nennenswerten Unterschiede beim progressionsfreien Überleben und beim Gesamtüberleben. Eine ähnliche Analyse für Levetiracetam deutete ebenfalls auf keine bessere Prognose. Für eine definitive Antwort müsste Valproat gezielt als Zusatztherapie in einer kontrollierten Studie eingesetzt werden. Die geringen Effekte vor Augen, wären für eine solche Studie jedoch mindestens 5000 Patienten nötig, schreiben Happold und Mitarbeiter. Dies dürfte jedoch illusorisch sein. *Akronyme: AVAGLIO: Avastin in Glioblastoma CENTRIC: Cilengitide, Temozolomide, and Radiation Therapy in Treating Patients With Newly Diagnosed Glioblastoma and Methylated Gene Promoter Status CORE: Cilengitide, Temozolomide, and Radiation Therapy in Treating Patients With Newly Diagnosed Glioblastoma and Unmethylated Gene Promoter Status EORTC: European Organisation for Research and Treatment of Cancer RTOG: Radiation Therapy Oncology Group 0825

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