Tumortherapiefelder mit längerem Überleben assoziiert

Wird die Erhaltungsbehandlung von Patienten mit Glioblastom mit Tumortherapiefeldern (TTF) unterstützt, verlängert sich die Zeit bis zur Progression ebenso wie das Gesamtüberleben. Bei den Tumortherapiefeldern (TTF) handelt es sich um ein gegen die Mitose von Zellen gerichtetes Verfahren. Mit einer Frequenz von 200 kHz erzeugte elektrische Wechselfelder sollen dabei am Tumor mit einer Feldstärke von 1–2 V/cm wirken. Das Ziel ist es, die Bildung des Spindelapparates während der Metaphase der Zellteilung zu unterbrechen und eine dielektrophoretische Bewegung polarer Moleküle zu verursachen. Diese Prozesse sollen eine Apoptose induzieren. In präklinischen Modellen hat das auch funktioniert. Ein Vergleich von TTF mit Chemotherapie in einer Phase-3-Studie mit Patienten nach Glioblastomrezidiv hat zwar keine Vorteile von TTF mit Blick auf die Überlebenszeiten, aber auch keine Nachteile ergeben. Zudem war die Lebensqualität der TTF-Patienten besser, die toxischen Effekte einer Chemotherapie blieben ihnen erspart. Die Applikation der Wechselfelder erfolgt über vier äußere Elektroden, die an der kahlrasierten Kopfhaut angebracht werden. Gespeist wird das System aus einer im Rucksack mitzuführenden Batterie. Die tägliche Anwendungsdauer ist mit mehr als 18 Stunden angegeben. Temozolomid-Erhaltungstherapie plus TTF Der Onkologe Roger Stupp (Universitätsklinik Zürich) hat TTF zusammen mit einer international besetzten Forschermannschaft in einer multizentrischen Phase-3-Studie mit Patienten getestet, die an einem supratentorialen Glioblastom erkrankt waren und noch kein Rezidiv erlitten hatten. Die Patienten waren operiert und einer Radiochemotherapie unterzogen worden (fraktionierte Bestrahlung bis zu einer Summendosis von 60 Gy, dazu täglich Temozolomid – Gesamtdauer sechs Wochen). Nun befanden sie sich in der Phase der Erhaltungstherapie, in der sie über sechs bis zwölf Monate alle vier Wochen fünf Tage lang Temozolomid erhalten sollten (150–200 mg/qm/d). Von Juli 2009 bis November 2014 wurden 695 Patienten in die Studie aufgenommen und im Verhältnis 2 : 1 auf die Behandlung mit Temozolomid plus TTF oder Temozolomid allein randomisiert. Stupp und Kollegen haben nun die Ergebnisse einer Interimsanalyse publiziert, die auf den Daten von 315 Patienten beruht – 210 hatten Temozolomid plus TTF, 105 nur Temozolomid erhalten. Der Follow-up-Zeitraum hatte mindestens 18 und maximal 60 Monate betragen, im Median überspannte er 38 Monate. Patienten, die zusätzlich TTF erhalten hatten, überlebten in der Intention-to-treat-Analyse 7,1 Monate progressionsfrei. Unter Temozolomid allein wurden median 4,0 Monate erreicht. Das mediane Gesamtüberleben betrug 20,5 vs. 15,6 Monate zugunsten von TTF. Die Berechnung erfolgte hier gemäß Protokoll, eine zusätzliche Intention-to-treat-Analyse ergab aber keine wesentlichen Unterschiede. Studienabbruch aufgrund guter Resultate Nach den Ergebnissen der Interimsanalyse entschieden die zuständigen Studiengremien, die Studie abzubrechen und den Patienten der Kontrollgruppe ebenfalls TTF anzubieten. Trotz der hochsignifikanten Vorteile in der TTF-Gruppe ist das letzte Wort über das Verfahren noch nicht gesprochen. Der Neurochirurg John Sampson (Duke University, Durham) weist in einem Kommentar zur Studie beispielsweise darauf hin, dass Patienten der Temozolomidgruppe weniger adjuvante Chemotherapie erhalten hatten als die Probanden aus der Temozolomid-plus-TTF-Gruppe. So erhielten Erstere nur vier Zyklen, Letztere sechs Zyklen bis zur Tumorprogression. Ob diese Differenz auf einem tatsächlichen Effekt der TTF beruht, ist unklar. Sampson hält es für möglich, dass der Unterschied auch auf einer angenommenen TTF-Wirkung beruhen könnte. Symptome eines Tumorrezidivs könnten dann weniger beachtet und die Gabe des gegen Glioblastome wirksamen Temozolomids deshalb verlängert worden sein. TTF wird unter dem Namen „Optune“ vom Unternehmen Novocure angeboten, das auch die Studie von Stupp et al. finanziert hat. Die Kosten der Therapie werden mit monatlich rund 19.000 Euro angegeben. Ins Gewicht fallen dabei vor allem die Elektroden, sogenannte Transducer-Arrays (Keramik-Gelpads), die alle vier bis sieben Tage gewechselt werden müssen. Die Kostenübernahme durch die Krankenkassen erfolgt in Deutschland auf der Grundlage von Einzelfallentscheidungen.

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