Hirnmetastasen: Ein wachsendes Problem bei Brustkrebs

Auf der einen Seite gibt es große Fortschritte in der Therapie des metastasierten Mammakarzinoms – die Überlebenszeit der Patientinnen ist deutlich angestiegen. Dieser Fortschritt geht aber auch mit einer steigenden Inzidenz der zerebralen Metastasierung einher. Gute Behandlungsstrategien bei Hirnmetastasierung fehlen bislang. Immerhin: Neuere systemische Therapien scheinen auch Hirnmetastasen besser beeinflussen zu können, wie Prof. Dr. Volkmar Müller vom Brustzentrum des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf erläuterte. Beim Hormonrezeptor-positiven (HR+) Mammakarzinom zeigte eine Studie mit dem CDK-4/6-Inhibitor Abemaciclib einen Nutzen: Bei 38% von 52 Patientinnen mit Hirnmetastasen zeigte sich eine Größenabnahme, mindestens eine Stabilisierung über mehr als 6 Monate konnte bei einem Viertel der Frauen erreicht werden [1]. Bei Patientinnen mit einem HER2-positiven (HER2+) Mammakarzinom führte die Therapie mit Capecitabine plus Lapatinib bei zwei Drittel zu einer mindestens 50%igen Volumenminderung der Hirnmetastasen [2]. T-DM1 verhindert vergleichbar wirksam den Progress von Hirnmetastasen [3]. Zielgerichtete Therapien mit Überlebensvorteil Zielgerichtete Therapien können auch das Überleben bei Mammakarzinom mit Hirnmetastasen herauszögern. Neratinib plus Capecitabine verlängerte das progressionsfreie Überleben (PFS) und die Zeit bis zur Intervention wegen Hirnmetastasen gegenüber Lapatinib plus Capecitabine bei Patientinnen mit einem metastasierten HER2-positiven Mammakarzinom [4]. Tucatinib zusätzlich zu Trastuzumab/Capecitabine ermöglichte in der HER2CLIMB-Studie einem Viertel der Patientinnen mit Hirnmetastasen ein PFS von einem Jahr und mehr, das Risiko für Progress oder Tod war mit Tucatinib gegenüber Placebo-Trastuzumab-Capecitabine halbiert, die Mortalität um ein Drittel reduziert [5]. Spezifischere Therapien notwendig Um Hirnmetastasen effektiver behandeln zu können, werden aber spezifischere Ansätze benötigt. Als Beispiel nannte Müller das Topoisomerase-1-Inhibitor-Polymer-Konjugat Etirinotecan Pegol, das hohe Spiegel des aktiven Metaboliten im Gehirn ermöglicht. In einer Subgruppenanalyse der BEACON-Studie konnte so das Gesamtüberleben von Patientinnen mit Mammakarzinom und stabilen Hirnmetastasen auf 10,0 Monate gegenüber 4,8 Monaten unter einer vom Behandler gewählten anderen Behandlung verlängert werdenn [6]. Eine Phase-III-Studie mit Brustkrebs-Patientinnen mit stabilen Hirnmetastasen läuft. Damit sich die Datenlage weiter verbessert, rief Müller dazu auf, an der deutschen Registerstudie zu ZNS-Metastasen Mammakarzinom teilzunehmen (www.gbg.de/de/studien/brainmet.php). Empfehlung der Redaktion Deutscher Krebskongress 2020 Videointerviews und Berichte vom DKK Wir waren für Sie vor Ort und haben Experten zu aktuellen Themen befragt. Darunter: Wie gut ist die onkologische Versorgungssituation auf dem Land und in Schwerpunktpraxen, wie können Arzneimittelwechselwirkungen von modernen Onkologika im Blick behalten werden und eignet sich das Mikrobiom zur Darmkrebsvorsorge? basierend auf: 34. Deutscher Krebskongress vom 19.–22. Februar 2020 in Berlin, Highlight-Sitzung: „Diagnostik und Therapie von Hirnmetastasen“

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