Dünnes Melanom: Diese Faktoren weisen auf eine positive Biopsie

Mehrere Faktoren erhöhen bei Patienten mit dünnen Melanomen teils drastisch die Wahrscheinlichkeit dafür, dass sich in Wächterlymphknoten per Biopsie Mikrometastasen finden lassen, darunter dermale Mitosen sowie eine Breslow-Dicke zwischen 0,8 und 1,0 mm. Hinweis: Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Bei Patienten mit dünnen Melanomen der Haut, also mit einer Dicke von maximal 1 mm, liegt die Rate positiver Wächterlymphknoten bei 5%. Herauszufinden, welche Faktoren sich nutzen lassen, um einen Befall dieser Lymphknoten mit großer Wahrscheinlichkeit vorherzusagen und danach die Entscheidung für eine Biopsie der Wächterlymphknoten auszurichten, scheiterte bisher daran, dass die Studien nur an jeweils einer einzigen Institution gemacht wurden oder retrospektiv waren. Deshalb werteten Dr. Ruzica Z. Conic von der Cleveland Clinic im Bundesstaat Ohio in den USA und ihre Kollegen Befunde des Nationalen Krebsregisters aus, um die prädiktive Bedeutung vor allem der Mitoserate und des Clark-Levels zu bestimmen. Hautläsionen an den Beinen und am Oberkörper Für ihre Studie konnten die Ärzte die Befunde von 9186 Patienten über 18 Jahre auswerten. Die Melanomdiagnose erfolgte zwischen 2012 und 2014. Primärer Endpunkt der Studie war der Status der Wächterlymphknoten (positiv/negativ). Bei 457 (5%) Patienten waren die Wächterlymphknoten befallen, bei der Mehrzahl wurden in den Lymphknoten mit der Biopsie keine Mikrometastasen entdeckt. Bei Patienten mit Biopsie war die höchste Rate an positiven Lymphknoten festgestellt worden, wenn sich das Melanom an den Beinen befand (6,1%), und betrug 5,4%, wenn es am Oberkörper vorkam. Aus der Multivariatanalyse geht hervor, dass die Wahrscheinlichkeit für ein positives Biopsieergebnis bei Patienten zwischen 40 und 49 Jahren um 36% niedriger lag als bei Patienten unter 30. Bei dieser Berechnung berücksichtigt wurden unter anderem Alter und Geschlecht sowie Komorbidität, Ulzeration, Breslow-Dicke, dermale Mitosen und Histologie. Im Alter zwischen 60 und 69 war die Wahrscheinlichkeit um 48%, bei den Teilnehmern über 70 um 44% niedriger. Mehrere Faktoren waren häufiger mit einem positiven Biopsieergebnis assoziiert: männliches Geschlecht erhöhte das Risiko um 32% (Odds Ratio [OR]: 1,32; 95%-Konfidenzintervall: 1,07–1,63; p < 0,001), eine Breslow-Dicke zwischen 0,8 und 1,0 mm um 24% (OR: 1,24; 95%-Konfidenzintervall: 1,04–1,81; p = 0,03) und ein Clark-Level IV/V um 47% (OR: 1,47; 95%-Konfidenzintervall: 1,19–1,85; p < 0,001). Ulzerationen steigerten die Wahrscheinlichkeit um 63% (OR: 1,63; 95%-Konfidenzintervall: 1,21–2,18: p < 0,001), dermale Mitosen um 95% (OR: 1,95; 95%-Konfidenzintervall: 1,53–2,5; p < 0,001). Keinen Einfluss hatten offenbar Komorbiditäten, Tumorlokalisation und Histologie. Subgruppenanalyse bei Patienten ohne Ulzerationen Die US-Ärzte überprüften den Zusammenhang auch bei Patienten ohne Ulzerationen, mit 89% der größte Anteil der Studiengruppe. Der Analyse zufolge war die Wahrscheinlichkeit für ein positives Biopsieergebnis um 92% höher, wenn dermale Mitosen nachweisbar waren, verglichen mit Patienten, die Ulzerationen hatten. Insgesamt hatten in der Gruppe mit Ulzerationen 387 Teilnehmer (4,7%) ein positives Biopsieergebnis. Auch bei ihnen erhöhten dermale Mitosen die Wahrscheinlichkeit für ein positives Biopsieergebnis um 92%. In der aktuellen S3-Leitlinie „Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Melanoms“ vom Juli 2018 wird unter anderem darauf hingewiesen, dass die dermale Mitoserate einen besonders starken prognostischen Aussagewert bei dünnen Melanomen bis zu 1 mm Tumordicke hat. Verwiesen wird auf die Ergebnisse einer Studie an der Sydney Melanoma Unit. Für die Stadienzuordnung soll die Wächterlymphknoten-Biopsie der Leitlinie zufolge ab einer Tumordicke von 1,0 mm und ohne Hinweis auf lokoregionale oder Fernmetastasierung vorgenommen werden. Bei zusätzlichen Risikofaktoren für einen positiven Wächterlymphknoten solle die Wächterlymphknoten-Biopsie auch bei dünneren Primärtumoren (0,75–1 mm) erfolgen. Dazu gehörten Ulzeration und/oder erhöhte Mitoserate und/oder ein jüngeres Lebensalter (< 40 Jahre). Auswertung von Daten erst ab 2012 Conic und ihre Kollegen weisen darauf hin, dass aufgrund unzureichender und fehlender Dokumentation die Aussagekraft ihrer Studienergebnisse geschwächt wurde. Teilweise gegengesteuert haben die Ärzte dadurch, dass sie Registerdaten vor 2012 für ihre Analyse nicht verwendeten, da Angaben zur Biopsie der Wächterlymphknoten bis dahin unvollständig waren. Zudem stammten die Registerdaten von Kliniken, was eine Verzerrung zugunsten der Entscheidung für eine Biopsie begünstigt haben könnte, wie die Ärzte berichten. Wegen des kurzen Studienzeitraums sei schließlich eine Aussage zum Zusammenhang zwischen positivem Biopsieergebnis und Überleben nicht möglich gewesen. Das Wichtigste in Kürze Frage: Welche Faktoren eignen sich bei Patienten mit einem dünnen Melanom der Haut als Prädiktoren für befallene Wächterlymphknoten? Antwort: Daten des US-Krebsregisters lassen darauf schließen, dass außer dem männlichen Geschlecht ein Alter unter 60, eine Breslow-Dicke zwischen 0,8 und 1,0 mm, dermale Mitoserate, Ulzerationen sowie Clark-Level IV oder V das Risiko für positive Wächterlymphknoten signifikant erhöhen. Bedeutung: Die Ergebnisse bestätigen, dass die Mitoserate einen besonders starken prognostischen Aussagewert bei dünnen Melanomen bis zu 1 mm Tumordicke hat, wie es auch in der aktuellen S3-Leitlinie zum Melanom betont wird. Einschränkung: Informationen zu Überlebensraten sind nur begrenzt vorhanden, Aussagen zum Überleben konnten die Ärzte nicht machen. Unsicherheiten bei der Dokumentation der Variablen sind möglich.

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