Kutane Nebenwirkungen? Dann wirkt der PD-1-Hemmer

Wenn die Haut juckt und brennt, ist das bei einer Melanomtherapie mit PD-1-Hemmern zwar sehr lästig, mitunter aber ein gutes Zeichen: Die Therapie scheint dann zu greifen. Hinweis: Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Ekzeme, Vitiligo, Juckreiz – solche Effekte sind recht häufig bei eine Behandlung mit Checkpointhemmern, jedenfalls in klinischen Studien. Wie oft sie unter Alltagsbedingungen auftreten, ist jedoch weniger gut erforscht, ebenso, in welchen Zusammenhang sie mit dem Therapieerfolg stehen. Ärzte um Lea Bottlaender vom Centre Hospitalier Lyon Sud wollten diese Lücke schließen und haben in zwei französischen Datenbanken geschaut, welche Auswirkungen eine Melanomtherapie mit den beiden PD-1-Hemmern Nivolumab und Pembrolizumab auf die Haut und die Überlebensrate hat. Sie fanden 189 Patienten mit metastasiertem Melanom, die zwischen 2014 und 2017 behandelt und bis April 2018 nachbeobachtet worden waren. Im Median lag das Alter bei 65 Jahren, die mediane Behandlungsdauer betrug 4,1 Monate. 60% hatten Pembrolizumab, die übrigen Nivolumab bekommen, die PD-1-Hemmer wurden zu über 40% als Erstlinientherapie verabreicht, fast jeder Vierte war zuvor schon mit Ipilimumab behandelt worden. Knapp die Hälfte der Patienten entwickelte toxische Effekte, rund 11% von Grad 3 oder 4, insgesamt 16 Patienten brachen die Behandlung deswegen ab, zwei aufgrund von kutanen Nebenwirkungen. Ein Fünftel mit kutanen Nebenwirkungen Probleme mit der Haut zeigten insgesamt 39 Patienten (21%), diese unterschieden sich nicht wesentlich in Alter, Geschlecht oder Art des PD-1-Hemmers von den übrigen Betroffenen. Fünf Patienten entwickelten kutane Toxizitäten von Grad 3 oder 4, im Median traten die Probleme nach 15 Therapiewochen auf. Hautausschläge wurden bei 18 Patienten gemeldet, Vitiligo und isolierter Pruritus bei 16 und 5. Melanomkranke mit kutanen Problemen unter der Therapie hatten zuvor häufiger entzündliche oder autoimmunbedingte Erkrankungen (15 versus 5%) oder eine Atopie (28 versus 12%) als Patienten ohne kutane Manifestationen, auch bekamen sie im Schnitt mehr Infusionen (20 versus 5), wurden also entsprechend länger behandelt. Insofern überrascht es nicht, dass Patienten mit kutanen Nebenwirkungen häufiger auf die Behandlung ansprachen als solche ohne (61% versus 25%). Hier dürfte also eher eine inverse Kausalität vorliegen: Wer respondierte, wurde länger behandelt und hatte damit auch ein höheres Risiko für Nebenwirkungen insgesamt, entsprechend zeigten Patienten mit kutanen Problemen vermehrt andere unerwünschte Effekte. Die Ärzte um Bottlaender gehen davon aus, dass es bei einer erfolgreichen Lymphozytenaktivierung auch zur Einwanderung von PD-1-exprimierenden T-Zellen in die Dermis und unter der PD-1-Blockade zu einer Reaktion gegen epidermale Autoantigene kommt. Insofern könnten kutane Nebenwirkungen durchaus ein Zeichen einer erfolgreichen Immunantwort sein. Da die kutanen Effekte aber häufig erst spät im Therapieverlauf sichtbar werden, taugen sie kaum als Prognosemarker. Immerhin bestätigt die Analyse, dass auch unter Alltagsbedingungen Hautmanifestationen zu den häufigsten Nebenwirkungen einer Therapie mit PD-1-Hemmern zählen, wenngleich der Anteil hier deutlich niedriger war als in klinischen Studien. Dies könne aber auch schlicht daran liegen, dass in klinischen Studien gründlicher danach geschaut wird, geben die Experten zu bedenken. Das Wichtigste in Kürze Frage: Wie häufig treten kutane Nebenwirkungen unter einer Melanomtherapie mit PD-1-Hemmern auf? Antwort: In einer französischen Analyse von Klinikdaten betrug die Prävalenz 21%. Bedeutung: Kutane Effekte zählen auch unter Alltagsbedingungen zu den häufigsten Nebenwirkungen einer Therapie mit PD-1-Hemmern. Die Häufigkeit steigt mit der Dauer der Therapie. Einschränkung: Kleine Studie.

Springer Medizin

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