Erschienen in:
01.11.2019 | Editorial
Mit Blutungen richtig umgehen
verfasst von:
PD Dr. Dr. P. W. Kämmerer, MA, FEBOMFS, Prof. Dr. J. M. Stein, MSc
Erschienen in:
wissen kompakt
|
Ausgabe 4/2019
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Auszug
In der täglichen zahnärztlichen Behandlung kommt es immer wieder zu kleineren Blutungsereignissen, die mitunter den Zahnarzt und den Patienten verunsichern und verängstigen können. Nach Verletzungen, bei denen es zur Eröffnung kleinerer Blutgefäße gekommen ist, sistiert die Blutung beim Gesunden i. Allg. nach wenigen Minuten von selbst. Unter einer Nachblutung versteht man die nach fachgerechter Versorgung einer Wunde auftretende Blutung, die sich klinisch in einer diffusen Blutung aus Schleimhauträndern, submukösem Gewebe und Knochen ohne erkennbare Gefäßpulsation manifestieren kann. Die Nachblutung kann entweder als Früh- oder auch als Spätblutung – mit einer zeitlichen Verzögerung von Tagen – in Erscheinung treten, wobei beim Vorkommen von Blutungen nicht zwangsläufig auf eine Manifestation von Gerinnungsstörungen geschlussfolgert werden kann. So wird beispielsweise auch bei gesunden Patienten durch den vasokonstriktorischen Zusatz des Lokalanästhetikums eine reaktive Hyperämie mit konsekutiv einsetzender Blutung beobachtet. Die Infektion und der Zerfall des Blutkoagulums, eine gelockerte oder gelöste Wundnaht, aber auch eine gesteigerte Fibrinolyse im Rahmen überschießender Plasminaktivität sind ebenso an der Entwicklung einer Nachblutung beteiligt wie postoperatives Fehlverhalten des Patienten. Hier sind v. a. wiederholte Mundspülungen, ein (nervöses) Zungenspiel oder andere mechanische Irritationen an der Wunde, schwere körperliche Arbeit, sportliche Betätigung und auch ein gesteigerter Alkohol- und/oder Kaffeekonsum zu nennen. Im Großteil der Fälle stellen sich diese Blutungskomplikationen als lediglich marginal dar. Beim Erwachsenen kann beispielsweise erst der Verlust von ungefähr einem Liter Blut zu einer lebensbedrohlichen Situation führen; bei Kindern und Kleinkindern besteht diese Gefahr wegen der insgesamt geringeren Blutmenge allerdings schon erheblich früher. …