Glitazontherapie: Weiterer Rückschlag für die Alzheimerprävention?

Niedrig dosiertes Pioglitazon kann den kognitiven Abbau bei älteren Menschen mit erhöhtem Alzheimerrisiko wohl nicht wirksam bremsen. Doch die Untersuchung hat große methodische Einschränkungen. Ein abschließendes Urteil ist daher nur bedingt zu treffen. Hinweis: Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Beobachtungsstudien und Auswertungen von Versicherungsdaten haben immer wieder Hinweise auf ein reduziertes Demenzrisiko von Diabetikern unter einer Glitazontherapie ergeben. Die PPAR-γ-Agonisten scheinen den Beta-Amyloidabbau zu beschleunigen und entzündliche Prozesse im Gehirn zu dämpfen. Interventionsstudien mit Glitazonen bei Alzheimerpatienten ergaben jedoch keine positiven Effekte auf die Kognition – möglicherweise kommt die Therapie hier zu spät. Nun macht eine große Präventionsstudie auch die Hoffnung zunichte, dass ein Therapiebeginn vor einem markanten kognitiven Abbau einen Nutzen haben könnte. In der Studie TOMMORROW entwickelten kognitiv gesunde Patienten mit einem hohen Demenzrisiko unter einer niedrig dosierten Pioglitazontherapie ebenso häufig eine leichte kognitive Einschränkung (MCI) wie solche mit Placebo. Allerdings trat eine MCI sowohl unter dem Glitazon als auch unter Placebo nur sehr selten auf – das mag die Resultate verzerrt haben, zudem könnte die Pioglitazondosis viel zu niedrig gewesen sein. Nach einer Zwischenanalyse sahen Forscher um Dr. Daniel Burns von Zinfandel Pharmaceuticals in Durham, USA, jedenfalls nur geringe Chancen auf einen Erfolg und brachen die Studie vorzeitig ab. Nur wenige entwickelten eine MCI An der Untersuchung nahmen knapp 3500 kognitiv unauffällige Menschen im Alter von über 65 Jahren aus Deutschland, Österreich, der Schweiz, Großbritannien und den USA teil. Etwa 3000 von ihnen attestierten die Ärzte anhand von Biomarkeranalysen ein erhöhtes Alzheimerrisiko, etwa 500 ein geringes. Ein erhöhtes Demenzrisiko definierten sie primär über den ApoE-Status, weitere genetische Marker und das Alter. Die 500 Teilnehmer mit geringem Demenzrisiko bekamen alle Placebo, diejenigen mit hohem Risiko entweder Pioglitazon oder Placebo. Das Glitazon gilt als sehr hirngängig und war in Beobachtungsstudien mit einer besonders deutlichen Reduktion der Demenzinzidenz assoziiert. Als Dosis wählten die Ärzte 0,8 mg, zur Diabetestherapie werden üblicherweise 15–45 mg/d verordnet, also erheblich mehr. Die Teilnehmer mit hohem Demenzrisiko waren zu Beginn im Schnitt 74 Jahre alt, etwas mehr als die Hälfte war ApoE4-positiv. Im Mittel wurden die Patienten bis zur Zwischenanalyse zweieinhalb Jahre lang behandelt, einige bis zu fünf Jahre. In dieser Zeit entwickelten 46 Teilnehmer (3,3%) mit hohem Demenzrisiko unter Placebo eine MCI, 39 Teilnehmer (2,7%) waren es unter Pioglitazon. Die MCI-Rate unter dem Glitazon war damit um 20% geringer als in der Placebogruppe, die Differenz war jedoch statistisch nicht signifikant. Von den Teilnehmern mit niedrigem Risiko entwickelten unter Placebo vier eine MCI (1,0%). Letztlich konnte die Pioglitazontherapie eine MCI nicht wesentlich hinauszögern. Ob Glitazone tatsächlich nichts nützen, lässt sich aber schlecht sagen, dazu wäre wohl eine größere Studie mit einer höheren Dosis über eine längere Zeit nötig. Immerhin traten Nebenwirkungen unter niedrig dosiertem Pioglitazon ähnlich häufig auf wie unter Placebo. Das Wichtigste in Kürze Frage: Lässt sich der kognitive Abbau älterer Menschen mit Pioglitazon bremsen? Antwort: In einer Präventionsstudie mit 3500 kognitiv gesunden älteren Menschen entwickelten Teilnehmer mit Pioglitazon ähnlich häufig kognitive Probleme wie solche mit Placebo. Bedeutung: Die Studie liefert keine Hinweise auf einen demenzprotektiven Effekt. Einschränkung: Pioglitazondosis möglicherweise zu niedrig; kognitiver Abbau insgesamt viel zu gering, um Therapieeffekte zu erkennen.

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