Transplantierte leben länger

Es sollte sichergestellt werden, dass jeder Patient und jede Patientin mit Nierenversagen eine gleichberechtigte Chance erhält, als Kandidat für eine Nierentransplantation in Betracht zu kommen. Wissenschaftler aus Großbritannien wollten wissen, ob eine Transplantation immer die beste Lösung ist. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Nicht jeder Patient mit Niereninsuffizienz ist für die Strapazen einer Vollnarkose, einer Nierentransplantation oder für die Belastungen, die mit einer langfristigen Immunsuppression einhergehen, geeignet. Deshalb wollte ein Forscherteam herausfinden, ob es Patientinnen und Patienten gibt, die nicht von einer Transplantation profitieren. Für ihr systemisches Review und ihre Metaanalyse bewertete ein Team aus Birmingham, Großbritannien, 48 vergleichende Studien, die die Gesamtmortalität bei Patienten mit Nierenversagen untersuchten. Verglichen wurden transplantierte Patienten (452.119) mit Dialysepatienten (793.731), die noch auf der Warteliste für eine Transplantation standen. Die Nachbeobachtungszeit betrug mindestens ein Jahr, das Durchschnittsalter in beiden Gruppen lag bei 51 Jahren. Gesamtmortalität mit Transplantation niedriger Insgesamt konnte in 44 von 48 Studien ein signifikanter und langfristiger Gesamtüberlebensvorteil (ein Jahr oder länger) der Transplantation im Vergleich zur Dialyse gezeigt werden. In 31 dieser 44 Studien ergab sich eine zwischen 27% und 82% geringere Wahrscheinlichkeit, im Beobachtungszeitraum zu sterben (Hazard Ratios [HR] für die Gesamtmortalität: 0,18–0,73). Acht Studien konnten zwar einen kurzzeitigen Anstieg der Gesamtsterblichkeit kurz nach der Transplantation belegen. Jedoch wurde das erhöhte Sterberisiko in diesen Veröffentlichungen auf perioperative und postoperative Risikofaktoren zurückgeführt, nach einem Jahr war das Sterberisiko bei den Transplantatempfängern deutlich niedriger. In 14 der 44 Studien war das Risiko abhängig vom Spendertyp. In allen Fällen, in denen entsprechende Vergleiche verfügbar waren, ergaben die Studien, dass die Transplantation von Nieren von Lebendspendern einen größeren Überlebensvorteil als die Transplantation von verstorbenen Spendern mit sich bringt. Allgemein profitierten alle Patienten älter als 18 Jahre, adipöse Patienten sowie Patienten, die zusätzlich an Diabetes, systemischer Sklerose, peripherer arterieller Verschlusskrankheit oder Hepatitis C litten. Obwohl 44 Studien einen Gesamtnutzen zugunsten der Transplantation zeigten, wurden in elf dieser Arbeiten Patientengruppen identifiziert, in denen die Transplantation keinen statistisch signifikanten Nutzen gegenüber dem Verbleib an der Dialyse bot. Dazu zählten: Nierenversagen durch Glomerulonephritis, Hypertonie oder genetische Erkrankung, Patientenalter 65–70 oder ≥ 70 Jahre, ein Body Mass Index ≥ 41 und einige andere mehr. Insgesamt wurde in keiner Studie ein niedrigeres Sterberisiko im Zusammenhang mit der Dialyse beschrieben, wobei vier der 48 Studien keinen Unterschied im Langzeitüberleben zwischen den beiden Behandlungsoptionen zeigten. In den 18 Studien, die für eine Metaanalyse geeignet waren, wurde eine um 55% geringere Langzeit-Sterblichkeit bei Patienten nach einer Transplantation beobachtet im Vergleich zur Dialyse (HR: 0,45). Transplantation ist erste Wahl Die Nierentransplantation ist für die meisten Patienten mit Niereninsuffizienz nach wie vor die beste Behandlungsmethode, um die Gesamtmortalität zu senken – doch für einige Patientengruppen ist der Überlebensvorteil möglicherweise nicht gegeben. So fassen die Autoren um Daoud Chaudhry von der University of Birmingham ihre Ergebnisse zusammen. Jedoch hatten es die Forscher mit einer großen Heterogentität der Daten aus den verschiedenen Studien zu tun, wie etwa unterschiedliche Spendertypen, unterschiedliche Dialyseverfahren, Komorbiditäten, verschiedenen Immunsuppressiva oder demografische Variablen. Es sei auch wichtig zu erkennen, dass es beim Nutzen-Risiko-Verhältnis von Transplantation und Dialyse nicht nur auf den Überlebensvorteil ankomme, schreiben Chaudhry et al. Auch die Auswirkungen auf die Lebensqualität seien ein wichtiger Aspekt bei der Beurteilung von Kandidaten für eine Nierentransplantation. „Obwohl wir feststellen können, dass die Transplantation für Patienten mit Nierenversagen das Mittel der Wahl ist, ist es nach wie vor schwierig, Untergruppen von Patienten zu bestimmen, bei denen die Transplantation den größten Nutzen bringt. Und es bedarf weiterer Untersuchungen“, so das Fazit des Autorenteams. Das Wichtigste in Kürze Frage: Welche Patienten mit Niereninsuffizienz auf der Warteliste für eine Nierentransplantation haben einen größeren Überlebensvorteil: Transplantierte oder diejenigen, die auf der Warteliste verbleiben? Antwort: Eine Transplantation ist mit einer signifikanten Verringerung des langfristigen Mortalitätsrisikos im Vergleich zum Verbleib an der Dialyse verbunden. Bedeutung: Es bleibt weiterhin schwierig, Patientengruppen zu identifizieren, die am meisten oder vielleicht auch gar nicht von einer Nierentransplantation profitieren. Einschränkung: Zwischen den analysierten Studien bestand eine erhebliche Heterogenität.

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