Was ist bei der Familienplanung zu beachten?

Bei den meisten Patienten manifestiert sich die Psoriasis-Arthritis (PsA) zwischen dem 30. und 50. Lebensjahr. In diesen Zeitraum fällt bei vielen Betroffenen auch die Frage nach einer möglichen Familiengründung. Was bei Patientinnen mit Kinderwunsch zu beachten ist, erklärte im Interview Professor Dr. Dr. Diamant Thaçi, Exzellenzzentrum Entzündungsmedizin (CCIM), Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Lübeck. Welche Erkenntnisse gibt es zum Einfluss einer Schwangerschaft auf die Psoriasis-Arthritis und zur Empfängnisfähigkeit von Patientinnen mit dieser Erkrankung? Thaçi: Die Empfängnisfähigkeit bzw. die Fertilität werden bei Frauen und Männern durch die PsA selbst nicht beeinflusst. Wenn eine Schwangerschaft eingetreten ist, kann sich die Erkrankung verschlechtern, aber auch verbessern – beides ist möglich und nicht vorhersehbar. Für die Therapie der PsA stehen einige Medikamente zur Verfügung. Welchen Einfluss können die verschiedenen Medikamente auf die werdende Mutter und das Ungeborene haben? Welche Daten zur Zeugungsfähigkeit bei Männern unter PsA-Therapie gibt es? Thaçi: Auf die Nebenwirkungen der Medikamente muss genau geachtet werden: So verursacht Leflunomid vermutlich schwerwiegende Schädigungen des Ungeborenen und ist daher während der Schwangerschaft kontraindiziert. Auch Methotrexat hat teratogene Wirkungen und ist ungeeignet. Bekannt ist zudem, dass Methotrexat einen negativen Einfluss auf die Spermatogenese hat, und dass Sulfasalazin zu einer reversiblen Infertilität führen kann, weshalb die Therapie bei Männern mit Kinderwunsch vorübergehend abgesetzt werden muss. Welche Belastungen ergeben sich daraus für Patienten mit PsA bzw. deren Partner? Thaçi: Die Hauptsymptome der PsA sind entzündete Gelenke in Verbindung mit Hautveränderungen. In einigen Fällen treten die Symptome gleichzeitig auf, oft gehen die Hautveränderungen der Gelenkentzündung aber zeitlich voraus. Insofern stehen für viele Patienten zunächst die physischen und erheblichen psychischen Belastungen im Vordergrund, die sich aus dem Hautbefall ergeben. Nicht selten verhindern die Hautsymptome, dass die Betroffenen in die Öffentlichkeit gehen, soziale Kontakte pflegen oder überhaupt einen Partner finden. Patienten mit Kinderwunsch, deren Gelenkschmerzen und Hautbefall unter einer Therapie gut kontrolliert sind, werden häufig durch die Gebrauchsinformationen, die ihren Medikamenten beigelegt sind, erheblich verunsichert, was zu Fragen und merklichen Belastungen führen kann. Was raten Sie Ihren Patientinnen mit Kinderwunsch? Thaçi: Ein Kinderwunsch ist bei Patientinnen mit PsA realisierbar. Dabei muss sich das Therapie-Management einerseits an der Symptomatik und möglichen Komorbiditäten bei der werdenden Mutter und andererseits an möglichen teratogenen Nebenwirkungen der Medikamente orientieren. So wird man Patientinnen mit starken Gelenksymptomen dazu raten, die Therapie mit als unbedenklich für das Kind geltenden Präparaten fortzuführen, auch Hautsymptome können mit topischen Präparaten meist unbedenklich weiterbehandelt werden. Leidet eine Frau zugleich beispielsweise unter einem Morbus Crohn, stellt sich die Frage nach einem Absetzen nicht, denn das Abortrisiko ist ohne deutlich höher als mit einer Behandlung. Aus Registern liegen einige Daten zu Schwangerschaften unter verschiedenen Therapeutika vor, die zur Orientierung dienen können. Das Vorgehen sollte immer mit der Patientin besprochen und individuell festgelegt werden. Für Certolizumab Pegol, das u.a. für die Therapie der PsA zugelassen ist, konnte in den Studien CRIB [1] und CRADLE [2] gezeigt werden, dass der Wirkstoff aufgrund seiner Molekülstruktur minimal durch die Plazenta oder die Muttermilch transferiert wird. Wie bewerten Sie diese Studienergebnisse? Thaçi: Ich bin sehr froh darüber, dass endlich evidenzbasierte Studien für ein Präparat vorliegen, die den Übergang des Medikamentes in die Plazenta bzw. Muttermilch untersucht haben. Seit kurzem sind diese Daten in die Fachinformation aufgenommen. Demnach kann Certolizumab Pegol während der Stillzeit angewendet werden. Während der Schwangerschaft sollte es nur angewendet werden, wenn dies klinisch notwendig ist. Die Gespräche mit Patientinnen über eine Fortführung der Therapie in der Zeit der Familienplanung und Schwangerschaft dürften nun einfacher werden. Wenn die medizinische Indikation besteht und klar ist, dass die Patientin mehr von einer Fortführung als von einer Unterbrechung der Therapie profitiert, könnte die Therapie mit dem Wirkstoff in Absprache mit der Patientin fortgeführt werden. Literatur Mariette X et al., Ann Rheum Dis 2018, 77:228–233 Clowse ME et al., Ann Rheum Dis 2017, 76:1890–1896 Impressum „Psoriasis-Arthritis: Was ist bei der Familienplanung zu beachten?“ Interview Bericht: Dr. Silke Wedekind, FfM als Medizin Report aktuell Nr. 450260 in: hautnah dermatologie 4/2018 Mit freundlicher Unterstützung der UCB Pharma GmbH, Monheim Corporate Publishing (verantwortl. i. S. v. § 55 Abs. 2 RStV): Ulrike Hafner, Tiergartenstraße 17, 69121 Heidelberg Redaktion: Sabine Jost Springer Medizin Verlag GmbH Heidelberger Platz 3 14197 Berlin Tel: 0800 7780 777 (kostenfrei) | +49 (0) 30 827 875 566 Fax: +49 (0) 30 827 875 570 E-Mail: kundenservice@springermedizin.de Die Springer Medizin Verlag GmbH ist Teil der Fachverlagsgruppe Springer Nature Geschäftsführer: Joachim Krieger, Fabian Kaufmann Handelsregister Amtsgericht Berlin-Charlottenburg HRB 167094 B Umsatzsteueridentifikationsnummer: DE 230026696 © Springer Medizin Verlag GmbH Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürfen. Für Angaben über Dosierungsanweisungen und Applikationsformen kann vom Verlag keine Gewähr übernommen werden. Derartige Angaben müssen vom jeweiligen Anwender im Einzelfall anhand anderer Literaturstellen auf ihre Richtigkeit überprüft werden. PDF: Psoriasis-Arthritis - Was ist bei der Familienplanung zu beachten?

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