Angeborene Herzfehler prädisponieren für Krebs

Patienten mit angeborenen Herzfehlern erkranken schon in jüngeren Jahren mehr als doppelt so häufig an Krebs wie Menschen ohne Herzfehler. Besonders anfällig sind Patienten mit konotrunkalen Defekten. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Mehr als 95% der Menschen mit kongenitalen Herzvitien erreichen inzwischen das Erwachsenenalter. Begleitend zur steigenden Lebenserwartung nehmen Zweiterkrankungen zu. Schon früher ist in Studien gezeigt worden, dass Patienten mit angeborenen Herzfehlern höhere Krebsraten aufweisen als die Allgemeinpopulation. Schwedische Mediziner, angeführt von Zacharias Mandalenakis von der Universität Göteborg, haben in einer registerbasierten prospektiven Kohortenstudie die Krankengeschichten von knapp 22.000 Männern und Frauen mit Herzfehlern verfolgt, die zwischen 1970 und 1993 geboren wurden. Aus den Daten setzten Mandalenakis und Kollegen ein Bild zusammen, aus dem sich die Entwicklung des Krebsrisikos von der Geburt bis zum Alter von maximal 41 Jahre ableiten lässt. Den Probanden mit Vitien stellten die Forscher 220.000 Kontrollpersonen ohne Herzfehler gegenüber. Höchste Krebsinzidenz bei konotrunkalen Defekten In beiden Gruppen stieg die kumulative Krebsinzidenz von der Geburt bis zum Alter von 41 exponentiell. Insgesamt ergaben die Berechnungen, dass bis zum 41. Geburtstag 4,5% der Herzpatienten und 2,5% der Kontrollen an Krebs erkrankt sind bzw. sein werden. Das Krebsrisiko für Kinder und junge Erwachsene mit Herzfehlern war 2,24-mal so hoch wie das Risiko für die Kontrollpersonen. Für später geborene Patienten lagen die Risiken höher als für früher zur Welt gekommene. Patienten mit konotrunkalen Defekten hatten die höchste kumulative Krebsinzidenz; sie übertraf im Alter von 41 die Marke von 5%. Das entsprach einem 2,29-fachen Risiko im Vergleich zu den Kontrollen. Über die Ursachen für das höhere Krebsrisiko von Patienten mit angeborenen Herzfehlern lässt sich auf Basis der verwendeten, rein administrativen Registerdaten nur spekulieren. Die höhere Strahlenbelastung, der Patienten mit Herzfehlern aufgrund diagnostischer Maßnahmen üblicherweise ausgesetzt sind, könnte einen Einfluss ausüben. Doch als alleinige Erklärung genügt das womöglich nicht. Denkbar ist auch, dass die Entstehung von Herzfehlern und die Entwicklung von Krebs genetische Mechanismen teilen. Und auch ein Mangel an körperlicher Aktivität, der mit Vitien einhergehen kann, spielt möglicherweise eine Rolle; ein Hinweis darauf könnte der Umstand sein, dass Malignome des Verdauungstraktes mit 3,58 das höchste Inzidenzratenverhältnis zuungunsten der Patienten mit Vitien erreichten. Erklärungsbedürftig ist auch der Befund, dass jüngere Geburtskohorten höhere Krebsinzidenzen aufweisen als ältere. Als Grund dafür halten Mandalenakis und Mitarbeiter eine allgemein steigende Krebsinzidenz für möglich. Es könnte aber ebenso gut sein, dass die steigenden Überlebensraten von Patienten mit Vitien den Effekt verursachen. In früheren Jahren geborene Patienten hätten dann einfach nicht lange genug gelebt, um an Krebs zu erkranken. Das Wichtigste in Kürze Frage: Wie hoch ist das Krebsrisiko von Patienten mit angeborenen Herzfehlern? Antwort: Patienten mit angeborenen Vitien erkranken bis zum Alter von 41 Jahren mehr als doppelt so häufig an Krebs wie Kontrollpersonen ohne Herzfehler. Bedeutung: Es ist zu erwägen, Kinder und junge Erwachsene mit angeborenen Herzvitien systematisch auf Krebs zu screenen. Einschränkung: Es lagen nur administrative Daten vor. Wichtige klinische Angaben wie etwa die Höhe der Strahlenexposition fehlten.

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