Skoliose im Jugendalter: Sport ja oder nein?

Es ist nicht endgültig geklärt, wie sich sportliche Aktivität bei adoleszenter idiopathischer Skoliose auswirkt. Bei Jugendlichen mit täglich getragener Orthese wurden positive Effekte beobachtet. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Die nichtoperative Behandlung von idiopathischer Skoliose bei Jugendlichen umfasst spezifische Physiotherapie und/oder das Tragen einer Orthese je nach Schweregrad und Progressionsrisiko. Die Leitlinien der International Society on Scoliosis Orthopaedic and Rehabilitation Treatment (SOSORT) für konservative Skoliosetherapie empfehlen aufgrund der körperlichen und psychischen Vorteile sportliche Aktivitäten auch bei Verordnung eines Korsetts fortzusetzen. Da dieses im Gegensatz zu Sport die Wirbelsäule immobilisiert, gibt es aber auch Bedenken, dass die Bewegung möglicherweise schaden könnte. In einer italienischen Studie war das nicht der Fall. In die retrospektive Fall-Kontroll-Studie wurden 785 Jugendliche mit einem medianen Alter von 13 Jahren einbezogen, die Jüngsten waren zehn Jahre alt. Alle waren wegen idiopathischer Skoliose im Stadium 0 bis II nach Risser in ein entsprechendes Zentrum überwiesen worden. Sie gaben an, die ihnen verordnete thorakolumbosakrale Orthese mindestens 20 Stunden täglich zu tragen. Dr. Alessandra Negrini vom Italian Scientific Spine Institute in Mailand und ihr Team teilten die Jugendlichen je nach selbstberichteter sportlicher Aktivität in zwei Gruppen und untersuchten mögliche Zusammenhänge mit dem Therapieergebnis durch einen Vergleich von Röntgenaufnahmen zu Studienbeginn und nach 18 Monaten. Chance auf Verbesserung mit Sport um 59% erhöht Die aktive Gruppe (n = 290) trieb mindestens zweimal pro Woche Sport, die Kontrollgruppe (n = 495) höchstens einmal wöchentlich. Die Aktivität konnte mit oder ohne Korsett erfolgen. Es wurde nur außerschulischer Sport berücksichtigt, da alle Teilnehmenden zwei Stunden Schulsport pro Woche hatten. Im Vergleich zur Kontrollgruppe war die Chance auf eine Verbesserung, definiert als eine Abnahme des Cobb-Winkels um mindestens 5°, in der aktiven Gruppe signifikant um 59% größer. Die Wahrscheinlichkeit eines besseren Ergebnisses stieg mit der Frequenz der sportlichen Aktivität – wer häufiger pro Woche aktiv war, konnte sie signifikant um 20% steigern. Die Forschenden konnten keine Aussagen über die Art des Sports treffen, da diese stark variierte, viele Teilnehmende mehrere Disziplinen ausübten oder die Sportart während der Nachbeobachtungszeit wechselten. „Die Studie zeigt, dass Sport die Chance auf eine Reduktion der Skoliose bei Jugendlichen mit Vollzeitorthese erhöht“, fassen Negrini et al. zusammen. Sie plädieren für weitere Studien, die den Effekt einzelner Sportarten und die kombinierte Wirkung von spezifischer Physiotherapie und sportlicher Aktivität untersuchen. Das Wichtigste in Kürze Frage: Wie wirkt sich Sport bei Jugendlichen mit idiopathischer Skoliose im Stadium 0 bis II nach Risser und täglich getragener Orthese aus? Antwort: In der Sport- gegenüber der Kontrollgruppe wurde nach 18 Monaten ein signifikant größerer Rückgang der Erkrankung beobachtet. Bedeutung: Je häufiger die Jugendlichen Sport trieben, desto größer war die Chance auf eine Besserung der Skoliose nach 18 Monaten. Einschränkung: Ob bestimmte Sportarten einen größeren Nutzen hatten als andere, konnte nicht analysiert werden.

Springer Medizin

Bitte loggen Sie sich ein, um Zugang zu diesem Inhalt zu erhalten