Erschienen in:
01.04.2013 | Originalien
Suizid im Alter – das unterschätzte Risiko
Eine Untersuchung an 1.894 Patienten des Traumaregisters der DGU
verfasst von:
Dr. T. Topp, R. Lefering, T. Mueller, S. Ruchholtz, T. Patzer, C.A. Kühne, TraumaRegister der DGU
Erschienen in:
Die Unfallchirurgie
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Ausgabe 4/2013
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Zusammenfassung
Hintergrund
Die Zahl an Suiziden (n=9.616) war im Jahr 2010 in Deutschland mehr als doppelt so hoch wie die Zahl der Verkehrstoten (n=4.152). Dabei ist nicht bekannt, wie viele Suizidversuche aufgrund der initialen Verletzungsschwere in einem Traumazentrum behandelt werden. Aufgrund einer fehlenden deutschlandweiten Erfassung von Suizidversuchen liegen bis dato keine Angaben zum Verletzungsmuster, Mortalität, Behandlungsdauer etc. vor – dies im Gegensatz zu Suiziden, die hierzulande statistisch erfasst werden.
Material und Methoden
Prospektiv erhobene Daten des Traumaregisters der deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (TR-DGU) von Schockraumpatienten aus den Jahren 1993 bis einschließlich 2009 wurden in der Analyse verwendet. Alle Patienten mit einem „Injury Severity Score“ (ISS) ≥9, Alter ≥18 Jahre und einem dokumentierten Suizidversuch wurden in die Untersuchung eingeschlossen und hinsichtlich Epidemiologie, Verletzungsursache und -muster, ISS, Geschlechterverteilung, Mortalität, Behandlungsdauer, bestehenden psychiatrischen Erkrankungen u. a. untersucht.
Ergebnisse
Von insgesamt 42.248 Patienten des TR-DGU konnten 1894 in die Untersuchung eingeschlossen werden; 274 Patienten waren >64 Jahre. Die häufigste Methode war bei Frauen der Sprung aus großer Höhe, wohingegen bei Männern die Verwendung von Schusswaffen überwog. Der durchschnittliche ISS lag bei 31 Punkten. Die Mortalität war bei Patienten ≥ 65 Jahre mehr als doppelt so hoch wie bei Patienten ≤64 Jahre. Bei Frauen fanden sich bereits vor dem Suizidversuch dokumentierte psychiatrische Erkrankungen, so lag der Anteil bei den >64-Jährigen bei 50,8%.
Schlussfolgerungen
Ihre Verletzungen erleiden 5% aller schwerverletzten Patienten in einem Traumazentrum durch einen Suizidversuch. Bei Frauen, die initial überlebten, war der Sprung aus großer Höhe die meist gewählte Methode, bei Männern überwog der Schusswaffengebrauch. Aufgrund der deutlich erhöhten Mortalität bei alten Patienten, der oftmals vorliegenden depressiven Vorerkrankung und der zu erwartenden Zunahme dieser Patienten bei veränderter Alterspyramide, ist das Erkennen und Behandeln dieser Erkrankung und die damit mögliche Prävention von Suizidversuchen sinnvoll.