Galenus-Preis 2023 für Forschung zu Thrombose

Akute Immobilisation ist ein Hauptrisikofaktor für venöse Thromboembolien. Chronisch Gelähmte nach Verletzungen des Rückenmarks und Bären im Winterschlaf haben jedoch kein erhöhtes Risiko dafür. Einen Regulator für die Entstehung von Thrombosen hat das Team um Dr. Tobias Petzold, Klinikum der Uni München, identifiziert. Für die Arbeit erhält die Gruppe den Galenus-Preis 2023 für Grundlagenforschung. >>Mehr zum Galenus-von-Pergamon-Preis Venöse Thromboembolien (VTE) gehören zu den Hauptursachen für Morbidität und Mortalität. Ein bedeutender Risikofaktor für diese Thromboembolien ist eine längere Immobilisierung – im Alltag passiert dies zum Beispiel bei längeren Zug- und Flugreisen, wie Professorin Marianne Dieterich, Leiterin der Abteilung Neurologie der Universität München sowie Mitglied der Jury des Galenus-von-Pergamon-Preises, bei der Laudatio am Donnerstagabend in Berlin erinnerte. Studie mit subadulten Bären Um zu verstehen, warum chronisch gelähmte Menschen nach Rückenmarksverletzung und winterschlafende Bären kein erhöhtes Thromboserisiko haben, hat das Team um PD Dr. Tobias Petzold 13 subadulte Braunbären während des Winterschlafs und der anschließenden Aktivitätsperiode im Frühsommer untersucht (Science 2023, online 13. April). Massenspektrometrie-basierte Proteomanalysen demonstrierten, dass die Thrombozyten im Winter einen antithrombotischen Phänotyp haben, wobei das Hitzeschockprotein 47 (HSP47) das am stärksten regulierte Protein war (55-fach herunterreguliert). Eine genetische Ablation von HSP47 in Thrombozyten von Mäusen verringerte die VTE-Entstehung aufgrund einer reduzierten Bildung von NET (neutrophil extracellular trap), einer prothrombogenen Ankerstruktur. Zudem fand das Team bei 23 chronisch immobilen Patientinnen und Patienten deutlich reduzierte HSP47-Werte. Auch bei gesunden Probandinnen und Probanden einer Bed-Rest-Studie fielen nach 27 Tagen die HSP47-Werte deutlich ab. Studienergebnisse auch für die Menschen Besonders hob Marianne Dieterich die Translation der Forschungsergebnisse zum Braunbären auf den Menschen hervor. Damit habe sich das Team um Tobias Petzold im Rennen um den diesjährigen Galenus-von-Pergamon-Preis für Grundlagenforschung durchgesetzt. Wie aber war es möglich, winterschlafenden Braunbären Blut abzunehmen, fragte sie dann noch den Preisträger. Ohne das skandinavische Braunbärenprojekt wäre dies nicht möglich gewesen, antwortete Tobias Petzold auf der Bühne. Aktuell werden zur Prävention und Behandlung von VTE Antikoagulanzien angewendet, die aber zu starken Blutungen führen können. Die Entdeckung der HSP47-Reduktion als konservierter thromboprotektiver Mechanismus bietet eine Grundlage für die Entwicklung von diagnostischen und therapeutischen Ansätzen, die bei der Interaktion zwischen Thrombozyten und Leukozyten sowie bei den reduzierten thromboinflammatorischen Komponenten anknüpfen.

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