Antikörper-Wirkstoff-Konjugat senkt Urothelkarzinom-Mortalität um 30%

Patienten mit fortgeschrittenen vorbehandelten Urothelkarzinomen haben bessere Überlebensaussichten, wenn sie statt mit der Standardchemotherapie mit Enfortumab-Vedotin behandelt werden. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Urothelkarzinompatienten, deren Erkrankung nach platinbasierter Chemotherapie und PD-1/L1-Inhibitor-Behandlung progredient ist, erhalten üblicherweise eine Chemotherapie mit einem einzelnen Wirkstoff – obwohl diese Praxis kaum durch prospektive Daten untermauert ist und auch nur bescheidene Ergebnisse erzeugt. Erfolgversprechender als das bisherige Standardvorgehen ist die Behandlung mit dem Antikörper-Wirkstoff-Konjugat Enfortumab-Vedotin: Wie eine multinationale Phase-3-Studie zeigt, wird die Überlebenszeit der Patienten dadurch um 3,9 Monate verlängert. 12,9 versus 9,0 Monate Überlebenszeit In der Studie waren nach dem Zufallsprinzip 301 Patienten der Behandlung mit Enfortumab-Vedotin und 307 einer Chemotherapie (mit Docetaxel, Paclitaxel oder Vinflunin) zugeteilt worden. Wegen des signifikanten Unterschieds beim Gesamtüberleben, dem primären Endpunkt, wurde die Studie nach einem Follow-up von median 11,1 Monaten frühzeitig beendet. Zu dieser Zeit waren 134 Patienten mit Enfortumab-Vedotin und 167 mit Chemotherapie gestorben, das entsprach einer Mortalitätsreduktion um 30% durch das Antikörper-Wirkstoff-Konjugat (HR 0,70; 95%-KI 0,56–0,89). Median überlebten die Patienten damit 12,9 Monate, mit der Chemotherapie waren es 9,0 Monate. Die 1-Jahres-Überlebensraten wurden mit 51,5% bzw. 39,2% veranschlagt. Der Überlebensvorteil zeigte sich auch in den meisten Subgruppen; dass dies für Frauen nicht zutraf, könnte dem geringen Frauenanteil (22,3%) geschuldet sein. Höhere Ansprechraten Die überlegene Wirksamkeit von Enfortumab-Vedotin zeigte sich auch beim progressionsfreien Überleben (HR 0,62); die Lebenszeit ohne Krankheitsprogression wurde von 3,7 auf 5,5 Monate verlängert. Ebenfalls verbessert wurden die Gesamtansprechrate (40,6% statt 17,9%) und der Anteil mit Krankheitskontrolle (71,9% statt 53,4%). Empfehlung der Redaktion Tumoren des Urogenitalsystems – Themenseite Von Prostatakarzinom über Blasenkrebs bis zu Nierentumoren: Diese Themenseite deckt das gesamte Spektrum der urologischen Onkologie ab. Nebenwirkungen traten mit beiden Therapien häufig auf (93,9% mit Enfortumab-Vedotin bzw. 91,8% mit Chemotherapie), Grad-3-Ereignisse betrafen 51,4% bzw. 49,8% der Patienten. Grad-3-Nebenwirkungen des Antikörper-Wirkstoff-Konjugats mit einer Häufigkeit von mehr als 5% waren makulopapulöse Exantheme, Fatigue und verminderte Neutrophilenzahl. Exantheme insgesamt traten bei 43,9% der Enfortumab-Vedotin-Patienten auf. Periphere Neuropathien waren ebenfalls sehr häufig (46,3%); außerdem wurden vermehrt Hyperglykämien festgestellt (6,4%). Sieben Todesfälle wurden als therapiebedingt eingestuft (gegenüber drei unter Chemotherapie). Mitosegift zum Tumor gelenkt Der Wirkstoff in Enfortumab-Vedotin ist Monomethyl-Auristatin; er blockiert die Bildung der Mikrotubuli und führt die Zellen dadurch in die Apoptose. Damit das Zellspindelgift nur im Tumor wirkt, ist es an einen humanen Antikörper gegen Nectin-4 gekoppelt. Nectin-4 ist ein Zelladhäsionsmolekül, das in Urothelkarzinomzellen in großen Mengen gebildet wird. In den USA hat Enfortumab-Vedotin in Kombination mit Pembrolizumab auf Basis einer Phase-2-Studie bereits einen Breakthrough-Therapie-Status erhalten für Patienten mit metastasiertem Urothelkarzinom, die nicht mit einer platinbasierten Chemotherapie behandelt werden können. Das Wichtigste in Kürze Frage: Wie wirkt sich Enfortumab-Vedotin auf das Überleben von Patienten mit fortgeschrittenem Urothelkarzinom aus, das nach platinbasierter Chemotherapie und Behandlung mit PD-1- oder PD-L1-Inhibitoren progredient ist? Antwort: Im Vergleich zur Standardchemotherapie verlängert Enfortumab-Vedotin das Überleben signifikant von median 9,0 auf 12,9 Monate. Bedeutung: Enfortumab-Vedotin ist eine vielversprechende Alternative für die Drittlinientherapie.

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