Nach Hüftfraktur möglichst rasch operieren!

Nach einer Hüftfraktur sollten Senioren risikoabhängig so rasch wie möglich operiert werden, fordert ein Team aus Finnland. In ihrer Studie hatten diejenigen, die bereits innerhalb von zwölf Stunden auf den Tisch kamen, die besten Überlebenschancen. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Gerade bei betagten Patienten kann es sich rächen, wenn man nach einer Hüftfraktur zu lange mit der Operation zuwartet. Dabei scheint in dieser Altersgruppe die Immobilisierung eine entscheidende Rolle zu spielen. In früheren Studien stieg das Risiko für Pflegebedürftigkeit bzw. für Komplikationen wie Lungenentzündung, Schlaganfall, Herzinfarkt und Sepsis, wenn bis zum Eingriff mehr als 36 bzw. 48 Stunden verstrichen waren. Ein Team um den finnischen Orthopäden Dr. Markus T. Hongisto fordert nun, gerade ältere Patienten nach Möglichkeit noch wesentlich schneller, nämlich möglichst noch am selben Tag zu operieren. Grundlage hierfür ist eine Beobachtungsstudie, die die Forscher mit 724 Hüftfrakturpatienten jenseits der 65 (mittleres Alter: 84 Jahre) in ihrer Klinik, dem Seinajöki Central Hospital, durchgeführt haben. Mortalität nach 48 Stunden zwölffach erhöht Darin war die Mortalität innerhalb eines Monats nach dem Eingriff fast zwölfmal so hoch, wenn die Patienten statt innerhalb von 12 erst nach 48 Stunden operiert wurden. Eine signifikante Erhöhung (um den Faktor 8) zeigte sich bereits, wenn nur wenig länger, nämlich zwischen 12 und 24 Stunden, gewartet wurde. Im Mittel waren 32 Stunden bis zur Op. vergangen. 66 Patienten waren innerhalb von zwölf Stunden nach dem Unfall auf den Tisch gekommen, 241 zwischen 12 und 24 Stunden danach, insgesamt 420 noch später (105 erst nach 48 Stunden). Um das Verzerrungsrisiko gering zu halten, hatten die Forscher in der primären Analyse nur die 724 Teilnehmer mit einem ASA-Score zwischen 3 und 5 berücksichtigt, also Patienten, die präoperativ bereits eine schwere systemische Erkrankung aufwiesen. Grundsätzlich geht man davon aus, dass bei höherem ASA-Score tendenziell eine längere Wartezeit erforderlich ist. Dies hängt nach Hongisto et al. vor allem mit der notwendigen medikamentösen Anpassung vor dem Einleiten der Anästhesie zusammen, z. B. bei Einnahme von Gerinnungshemmern (in der vorliegenden Studie wurden Patienten unter direkten Antikoagulanzien frühestens nach einer Wartezeit von 48 Stunden operiert). Bei Patienten, die vor der Anästhesie zunächst stabilisiert werden müssten, sei es wahrscheinlich von Vorteil, mit der Op. zu warten. Patienten profitieren auch langfristig Wie Hongisto und Kollegen berichten, profitierten die Teilnehmer der Studie auch langfristig von kurzen Wartezeiten: So war die Sterblichkeit nach einem Jahr doppelt so hoch, wenn sie erst nach mehr als 48 Stunden (statt innerhalb von 12) operiert worden waren. Mit deutlich schlechteren Überlebenschancen unabhängig assoziiert war in der primären Analyse die präoperative Einnahme von mehr als vier verschiedenen Medikamenten sowie Pflegebedürftigkeit (jeweils verdoppeltes Sterberisiko). Auch höheres Alter und männliches Geschlecht waren unabhängige Risikofaktoren. Wenig überraschend verschlechterten sich die langfristigen Aussichten mit steigendem (präoperativem) ASA-Score. Dies ließ sich in einer Regressionsanalyse unter Einschluss von „gesünderen“ Patienten (ASA-Scores 1 und 2) nachweisen. „Bei Patienten, die den ersten Monat ohne akute Komplikationen überleben, wirken sich nicht modifizierbare Risikofaktoren wie schwere Begleiterkrankungen stärker auf das Langzeitüberleben aus“, so Hongisto et al. Insgesamt, so die Forscher, bestätige die Studie die Vermutung, dass auch betagte Patienten sowohl kurz- als auch langfristig von einer Op. innerhalb von 12 Stunden profitieren könnten. Eine längere Wartezeit bedeute nicht nur mehr Schmerzen, sondern auch ein erhöhtes Risiko für akute Komplikationen wie Thromboembolien, Lungenentzündung, Sepsis, Schlaganfall und Herzinfarkt. Nicht zuletzt steige, vor allem bei Patienten mit eingeschränkten kognitiven Fähigkeiten, auch das Risiko für ein postoperatives Delir. Das Wichtigste in Kürze Frage: Wie wirkt sich bei älteren Patienten mit Hüftfraktur die Wartezeit bis zu Op. auf die Mortalität aus? Antwort: Die besten Überlebenschancen – sowohl kurz- als auch langfristig – hatten unter den Hochrisikopatienten mit ASA-Scores zwischen 3 und 5 diejenigen, die innerhalb von 12 Stunden operiert wurden. Bedeutung: Unter Berücksichtigung der Risikofaktoren sollten Patienten mit Hüftfraktur möglichst noch am selben Tag operiert werden. Einschränkung: Nur relativ wenige Patienten konnten tatsächlich innerhalb von 12 Stunden operiert werden. Patienten mit ASA-Scores 1 und 2 waren von der primären Analyse ausgeschlossen.

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