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31.07.2018 | Medizinstudium | Nachrichten

Kommunikation

Warum Höflichkeit im Arbeitsalltag Leben rettet

verfasst von: Dr. Thomas Meißner

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Grobe Ansprache, unkooperatives, herabsetzendes Verhalten, Schreien – junge Internisten haben rüdes Verhalten bei der Arbeit jetzt zu einem Kongressthema gemacht.

Unhöfliches und respektloses Benehmen im Team führt zu Kommunikationsstörungen und damit zu medizinischen Fehlern. Höflichkeit im Arbeitsalltag kann daher Leben retten, wie auch Studien zeigen. Trotzdem: Dass dieses Thema einmal auf der Agenda eines Medizinkongresses in Deutschland stehen würde, hätte vor ein paar Jahren wohl kaum jemand erwartet.

Dabei dürften viele Ärztinnen und Ärzte entsprechende Geschichten zu erzählen haben. Die Jungen Internisten der Europäischen Föderation für Innere Medizin (EFIM) haben Umgangsformen im Arbeitsalltag deshalb eine ganze Sitzung beim 17. European Congress of Internal Medicine in Wiesbaden gewidmet.

Denn auch in anderen europäischen Ländern scheint es Probleme damit zu geben. Grund genug für Dr. Chris Turner, Notfallmediziner im britischen Coventry und zwei Kollegen, die Initiative "Civility saves lives" zu gründen. Turner wird, gemeinsam mit einer Kollegin aus Lettland, in Wiesbaden sprechen.

Auf der Homepage www.civilitysaveslives.com werben er und seine Mitstreiter für die "Kraft der Höflichkeit", verweisen auf wissenschaftliche Evidenz, wonach die Arbeitsqualität sich aufgrund unhöflichen Verhaltens verschlechtert, Arbeitszeit verloren geht und die Bereitschaft, Kollegen zu unterstützen sinkt.

Betroffene und das gesamte Team könnten ihre kognitiven und kreativen Fähigkeiten in einem rüden Umfeld nicht voll ausschöpfen. Höflichkeit dagegen fördere eigenständiges Arbeiten, Kompetenzen und Arbeitszufriedenheit. Vor allem aber stehe dann wieder der Patient im Mittelpunkt aller Bemühungen.

"Wir arbeiten unter Bedingungen, die alle Berufsgruppen im Gesundheitssystem unter Druck setzen", sagt Dr. Matthias Raspe von der Charité Berlin, Sprecher des Bündnisses Junge Internisten. "Ich habe erfahren, um wie viel schöner die Arbeit ist, wie viel weniger belastend und um wie viel effektiver und qualitativ besser, wenn im Team gut zusammengearbeitet wird. Dort, wo die Kommunikation nicht gut funktioniert, sind die Patienten schlechter versorgt."

Raspe weist außerdem auf eine aktuelle Initiative US-amerikanischer Internisten hin, die kürzlich eine "Charta für das Wohl von Ärzten" veröffentlicht haben (JAMA 2018; 319(15): 1541-42). Den Initiatoren um Dr. Colin West von der Mayo Clinic in Rochester, Minnesota, geht es vor allem um die Reduktion hoher Burn-out-Raten unter Ärzten.

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Ein wichtiger Aspekt dabei: die ehrliche und freundliche Interaktion zwischen Ärzten und Patienten sowie zwischen Kolleginnen und Kollegen. Das Befinden eines einzelnen Teammitglieds beeinflusse das gesamte Team, so West und seine Koautoren. Lässt man mal das Argument hoher Arbeitseffizienz beiseite, könnte man einfach feststellen: Gute Umgangsformen in Krankenhaus und Praxis sollten schlicht selbstverständlich sein.

Quelle: Ärzte Zeitung

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