Atypische glanduläre Zellen stehen für ein langfristig erhöhtes Krebsrisiko

Schwedische Wissenschaftler fordern ein aggressiveres Management bei Frauen, deren Abstrichzytologie atypische Drüsenzellen aufweist. Denn in ihrer aktuellen Erhebung hat sich ein derartiger Befund als nicht zu unterschätzender Risikomarker herausgestellt. Atypische Drüsenzellen in der zervikalen Zytologen repräsentieren eine ganze Reihe verschiedener Gewebsveränderungen, die von einer reaktiven Veränderung der zervikalen Zellen bis hin zum invasiven Karzinom reichen können. Anders als bei veränderten Plattenepithelzellen weiß man bei atypischen Drüsenzellen in der Zytologie aktuell nicht, wie hoch das Krebsrisiko einzuschätzen ist. Laut Jiangrong Wang vom Karolinska-Institut in Stockholm und seinen Kollegen ist es keinesfalls zu unterschätzen. Die Mediziner haben in einer bevölkerungsbasierten Kohortenstudie den Zusammenhang zwischen atypischen glandulären Zellen und Zervixkarzinomrisiko überprüft. Dazu nutzten sie die im Swedish National Cervical Screening-Register gesammelten Daten. In diesem Register werden seit 1969 alle zytologischen wie auch histologischen Ergebnisse der im Rahmen des Zervixkarzinom-Screenings untersuchten Schwedinnen vorgehalten. In der Auswertung berücksichtigt haben Wang und seine Kollegen schließlich alle in Schweden lebenden 23- bis 59-jährigen Frauen, die zwischen 1. Januar 1980 und 1. Juli 2011 zytologisch getestet wurden. In Schweden werden Frauen zwischen 23 und 50 Jahre alle drei Jahre zur zytologischen Abstrichentnahme eingeladen, Frauen zwischen 51 und 60 Jahre im Fünf-Jahres-Turnus. Die Klassifikation der Zytologie erfolgt anhand der Bethesda-Nomenklatur, allerdings ohne Subkategorisierung. Von der Studie ausgeschlossen waren Frauen, deren Zytologie neben atypischen Drüsenzellen auch atypische Plattenepithelzellen oder atypische Zellen anderen Ursprungs zeigten, sowie Frauen deren Befund mit „Adenokarzinom“ bzw. „Adenokarzinom in situ“ beschrieben war. Von den insgesamt 3.024.340 Frauen der Studie hatten 14.625 atypische Drüsenzellen (AGC) als erste auffällige Zytologie, 65.633 eine höhergradige squamöse intraepitheliale Läsion (HSIL), 65.633 eine geringgradige squamöse intraepitheliale Läsion (LSIL). Das mediane Follow-up war in allen Gruppen vergleichbar und betrug etwa zehn Jahre (9,9−11,1). Risikoerhöhung über 15 Jahre Bei insgesamt 330 Frauen mit AGC-Zytologie wurde ein Zervixkarzinom diagnostiziert, damit lag die Krebsprävalenz mit 1,4% niedriger als bei HSIL (2,5%), aber höher als bei LSIL (0,2%). In der Mehrheit der Fälle (73,2%) handelte es sich in der AGC-Gruppe um ein Adenokarzinom. Mit einem AGC-Befund stieg im Vergleich zur unauffälligen Zytologie auch das Risiko signifikant, künftig an einem Zervixkarzinom zu erkranken, und zwar für die nächsten 15 Jahre (Inzidenzraten-Ratio: 24,1 nach 0,5−3,5 Jahren, 10,0 nach 3,5−6,5 Jahren, 7,4 nach 6,5−10,5 Jahren und 4,8 nach 10,5−15,5 Jahren). Bis zu 6,5 Jahre lang war es sogar höher als nach HSIL- und LSIL-Zytologie (Inzidenzraten-Ratio: 10,0 bei AGC, 5,1 bei HSIL, 4,5 bei LSIL). Die höchste Prävalenz und Inzidenz fand sich bei Frauen, die im Alter zwischen 30 und 39 Jahren zum ersten Mal einen AGC-Befund erhalten hatten. Anders als bei Frauen mit einer HSIL-Zytologie, von denen 86% im Anschluss histologisch untersucht wurden, erfolgte bei AGC-Befund nur bei der Hälfte (54%) der Frauen eine histologische Aufarbeitung. Aggressiveres Management gefordert Atypische Drüsenzellen in der Zytologie stehen mit einem hohen und vor allem langfristig erhöhten Zervixkarzinomrisiko im Zusammenhang, wie Wang und Kollegen betonen. Besonders gefährdet seien Frauen im Alter zwischen 30 und 39 Jahren. Der HPV-Test könnte helfen, das Krebsrisiko im Einzelfall besser abzuschätzen, so glauben die schwedischen Wissenschaftler. Mit Blick auf die Krebsprävention fordern sie, das diagnostische Prozedere zu überarbeiten. Wang und Kollegen schlagen vor nach der ersten Histologie, die innerhalb von sechs Monaten nach Zytologie erfolgen muss, eine erneute Histologie innerhalb eines Jahres durchzuführen und langfristig die Frauen engmaschig zu überwachen.

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