Feinstaub- und Hitzebelastung relevant bei Autoimmunkrankheiten

Wie wirken sich erhöhte Feinstaubkonzentrationen und Hitze auf die Krankheitsentstehung und Progression von Autoimmunerkrankungen - wie rheumatoide Arthritis und Kollagenosen - aus? Aktuelle Studien und mögliche Handlungskonzepte für Rheumatologen und Rheumatologinnen wurden auf dem ACR-Kongress diskutiert. Feinstaubpartikel, die in die Atemwege gelangen, lösen dort Schleimhautreizungen, Entzündungen der Luftröhre und der Bronchien aus. Ultrafeine Partikel können sogar in die Lungenbläschen und von dort ins Blut vordringen. Vom Blutstrom absorbiert lösen sie oxidativen Stress, Zellschäden und Entzündungen aus. Feinstaubpartikel werden beispielsweise bei Verbrennungsprozessen freigesetzt oder entstehen aus gasförmigen Vorläufersubstanzen von Sulfaten, Nitraten und Ammonium, erklärte Prof. Dr. Sasha Bernatsky, Rheumatologin an der McGill-Universität in Montreal, Kanada. In Nordamerika seien über 100 Millionen Menschen von Luftverschmutzung betroffen. Zusammenhang zwischen Feinstaub und Krankheitsentstehung Feinstaubpartikel der Partikelgröße PM10 und kleiner stehen im Verdacht, das Risiko für die Entstehung von Autoimmunerkrankungen zu erhöhen – z. B. einer rheumatoiden Arthritis (RA) oder einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung [1]. In einer Studie unter der Leitung Bernatskys konnte ein Zusammenhang zwischen den wichtigsten PM2.5-Komponenten und dem Auftreten der interstitiellen Lungenerkrankung (ILD) bei Patienten mit RA gezeigt werden [2]. Bei über 280.000 Patienten mit neu aufgetretener RA entdeckten die Forscher 2.194 RA-ILD-Fälle. Die bereinigte Hazard Ratio für das Auftreten von RA-ILD betrug 1,54 (95%-Konfidenzintervall; 1,47–1,63) für jede Dezil-Erhöhung in sieben Expositionen. Darunter trug Feinstaub aus Ammonium stärker zu dem Risiko für ILD bei als andere PM2,5-Komponenten. Welche Verantwortung hat die Rheumatologie? Es gehe neben den individuellen Möglichkeiten zum Klimaschutz um Lobbyarbeit hinsichtlich staatlicher Restriktion in den Bereichen Verkehr, Agrarindustrie und CO2-Emissionen, sagte Bernatsky, „aber wie könnte die „Lobbyarbeit“ eines Rheumatologen aussehen?“. Anstelle politischer Lobbyarbeit plädierte sie für eine direkte Einflussnahme auf Krankenhäuser, zum Beispiel über das Abfallmanagement der Kliniken. Prof. Dr. Paul Dellaripa, Rheumatologe am Brigham and Women’s Hospital in Boston, USA, setzte an dieser Stelle an und betonte in seinem Vortrag die Rolle des Arztes in der Kommunikation über assoziierte Gesundheitsrisiken. „Wir Ärzte sind vertrauenswürdige Informationsquellen.“ Ein erster Schritt sei es, den Patienten nach seinen Lebensbedingungen zu fragen, wie er mit der Hitze zurecht komme und ob er eine Klimaanlage besitze. Denn die steigende Hitze könne die Beschwerden von Menschen mit rheumatischen Erkrankungen erhöhen, möglicherweise mehr Schübe und eine schnellere Krankheitsprogression induzieren, so Dellaripa. Eine aktuelle Analyse zeigte bei über 14.000 Personen mit rheumatischen Erkrankungen einen Zusammenhang von gebietsbezogener Hitze und sozialer Vulnerabilität sowie wiederholten Krankenhausaufenthalten [3]. Er verwies auf das in Kürze erscheinende Weißbuch des ACR und sagte abschließend: „Wir Rheumatologen fürchten uns nicht vor Unsicherheiten und Ambiguitäten und sind daher prädestiniert dafür, uns mit den Unsicherheiten des Klimawandels auseinanderzusetzen.“ basierend auf: The Impact of Climate Change on Patients with Rheumatic Disease: What Do We Know? Sasha Bernatsky, und The Impact of Climate Change on Patients with Rheumatic Disease: What Can We Do? Paul Dellaripa. ACR Convergence 2023, San Diego, 10.-15.11.23 Alle Beiträge vom ACR-Kongress 2023 finden Sie im Kongressdossier.

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