Orales Insulin kann Diabeteskontrolle verbessern

Ein Basalinsulinanalogon zum Einnehmen kann die glykämische Kontrolle in gleichem Maß sichern wie Insulin glargin. Doch nicht alles, was funktioniert, wird auch produziert. Die Ergebnisse einer doppelblinden Phase-2a-Studie zu oralem Insulin für Patienten mit Typ-2-Diabetes hat eine Gruppe von Forschern der Firma Novo Nordisk auf der 77. Wissenschaftstagung der amerikanischen Diabetesgesellschaft ADA vorgestellt. In die Untersuchung waren 50 Patienten einbezogen, deren Blutglukose unter Metformin mit oder ohne Gliptin nicht adäquat eingestellt war. Die Patienten wurden in zwei Gruppen randomisiert. Gruppe 1 erhielt zusätzlich das orale acylierte Basalinsulin OI338GT in Form von Tabletten, die mithilfe einer Technik namens GIPET (Gastrointestinal Permeation Enhancement Technology) hergestellt worden waren. Zusätzlich gab es ein subkutan injiziertes Placebo. Umgekehrt in Gruppe 2: Hier erhielten die Probanden Placebotabletten, injiziert wurde Insulin glargin. Die Insulindosen wurden in beiden Gruppen mit dem Ziel auftitriert, eine Konzentration von 80–126 mg/dl Nüchternglukose zu erreichen. Nach acht Wochen wurde Bilanz gezogen. Signifikante Unterschiede zwischen den Gruppen waren nicht festzustellen. Unter OI338GT war die Nüchternplasmaglukose von anfangs durchschnittlich 175 mg/dl auf dann 129 mg/dl gesunken. Unter Insulin glargin gingen die Werte von 164 mg/dl auf 121 mg/dl zurück. Der HbA1c-Anteil hatte sich von 8,1% auf 7,3% bzw. von 8,2% auf 7,1% zurückbewegt. Die Veränderungen beim Fruktosamin und beim C-Peptid glichen sich ebenfalls. Schwere Hypoglykämien kamen in keiner Gruppe vor. Zu teuer für die Produktion Die Machbarkeitsstudie ist damit durchaus erfolgreich verlaufen. Das orale Basalinsulin OI338GT war dem subkutanen Insulin glargin in der Wirkung nicht unterlegen, und gut vertragen wurde es im Allgemeinen auch. Novo Nordisk hat die weitere Entwicklung dieser speziellen Formulierung aber inzwischen eingestellt: Die relativ geringe Bioverfügbarkeit treibt die nötigen Investitionen so stark nach oben, dass sich die Massenproduktion nicht rechnet. Grundsätzlich will man aber am Ziel eines Oralinsulins festhalten und forscht deshalb an effizienterer Resorptionstechnik. In einer anderen Studie mit oralem Insulin, hier in kristalliner Form und in Kapseln zu 7,5 mg verbreicht, ging es um die Frage, ob sich damit die Diagnose eines Typ-1-Diabetes verhindern oder zumindest hinauszögern lässt. Beteiligt waren 560 Probanden, allesamt enge Verwandte von Typ-1-Diabetikern, mit relevanten Antikörpertypen, aber noch normalen Blutzuckerwerten. Das Zehn-Jahres-Resultat, auf der ADA-Tagung vorgestellt von der Type 1 Diabetes Oral Insulin Study Group, für die gesamte Studienpopulation war negativ. Es gab aber eine Subgruppe von 55 Teilnehmern, bei denen das orale Insulin den Ausbruch des klinischen Typ-1-Diabetes um gut zweieinhalb Jahre verzögerte. Dabei handelte es sich um Personen mit Inselzell- oder Tyrosinphosphatase- plus Glutamat-Decarboxylase-Antikörpern und niedriger Insulinsekretion. An dieser Stelle will man nun weiterforschen und ergründen, warum manche Menschen auf orales Insulin reagieren und andere nicht. basierend auf: 77. Scientific Sessions der American Diabetes Association (ADA), 09.–13.6.2017, San Diego/USA

Springer Medizin

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