Erschienen in:
26.08.2016 | Adipositas
Fallserie zu BMI-Langzeitverläufen bei Patienten mit extremer juveniler Adipositas
Kurz- und langfristige Erfolge einer stationären Langzeittherapie
verfasst von:
Dr. biol. hum. Stephanie Brandt, Diana König, Belinda Lennerz, Ph.D., M.D., Christina Schoosleitner, Alina Schäfer, Dr. med. Alena Siegfried, Dr. med. Wolfgang Siegfried, Prof. Dr. med. Martin Wabitsch
Erschienen in:
MMW - Fortschritte der Medizin
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Sonderheft 5/2016
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Zusammenfassung
Hintergrund:
Die extreme Adipositas bei Jugendlichen gilt als weitgehend therapieresistent. Ziel dieser Studie war es, die kurz- und langfristigen BMI-Verläufe von Patienten darzustellen, die erfolgreich an einer stationären Gewichtsreduktion teilgenommen haben, und nach Einflussfaktoren für den sehr guten Erfolg zu suchen.
Methode:
Für die Fallserie wurden 10 Jugendliche ausgewählt, die für 6–12 Monate an einem stationären Gewichtsreduktionsprogramm teilgenommen haben und ihren BMI kurz- und langfristig reduzieren konnten. Das stationäre Gewichtsreduktionsprogramm erfolgte auf Basis einer Lebensstilintervention. Angaben zum BMI (kg/m2) pro Patient liegen für die Zeitpunkte Basisuntersuchung (T0, Aufnahme), Abschlussuntersuchung (T1, Ende der stationären Therapie) und Nachuntersuchung (T2, 3–18 Jahre nach dem Beginn der Intervention) vor. Familiäre und soziodemographische Daten wurden im Rahmen der Erstanamnese (T0) erhoben.
Ergebnisse:
Der mittlere BMI betrug bei der Aufnahme 41,9 kg/m2 (BMI-SDS: 3,22). Er ging unter der Intervention deutlich zurück und reduzierte sich auch danach weiter. Zum Zeitpunkt der Nachuntersuchung (T2) wiesen 9 Patienten einen BMI < 30 kg/m2 auf und galten nicht mehr als adipös, 4 Patienten waren normalgewichtig (BMI: 18,5–24,9 kg/m2). Bei der Mehrheit der Patienten war mindestens ein Elternteil normalgewichtig, alle Familien wiesen einen mittleren oder hohen sozioökonomischen Status (SES) auf und die Mehrheit der Jugendlichen hat die Schule für mindestens 10 Jahre besucht. Das Auftreten von Essattacken vor Beginn der stationären Therapie wurden von zwei Dritteln der Patienten verneint.
Schlussfolgerungen:
Die Fallserie zeigt, dass es eine Gruppe von Patienten gibt, die langfristig von einem stationären Gewichtsreduktionsprogramm in Bezug auf eine deutlich nachhaltige Reduktion des BMI profitieren. In der Literatur diskutierte Prädiktoren für eine langfristige Gewichtsreduktion wie Normalgewicht und hoher SES der Eltern sowie eine hohe Schulbildung des Patienten wurden in dieser selektiven Gruppe beobachtet. Eine stationäre Langzeittherapie zur nachhaltigen Lebensstiländerung sollte in Einzelfällen einem Adipositas-chirurgischen Eingriff zunächst vorgezogen werden.