Skip to main content

15.01.2019 | Bariatrische Chirurgie | Nachrichten

Langzeitdaten aus SOS-Studie

Häufig Zweiteingriffe nach bariatrischer Op.

verfasst von: Dr. Elke Oberhofer

print
DRUCKEN
insite
SUCHEN

Die Revisionsrate nach bariatrischen Eingriffen war in der schwedischen SOS-Studie hoch: Mehr als ein Viertel der Patienten wurde innerhalb von 26 Jahren erneut operiert. Die Hauptursachen: Gewichtsprobleme, Übelkeit, Probleme mit dem Magenband, aufgegangene Klammernähte. 

Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels.

In der SOS-(Swedish Obese Subjects-)Studie wird seit 1987 beobachtet, wie es den Patienten nach einer bariatrischen Operation ergangen ist. Bisherige Auswertungen legen nahe, dass die operierten Teilnehmer von dem Eingriff im Vergleich zu einer nicht operierten Gruppe überwiegend profitiert haben, und zwar sowohl im Hinblick auf Begleiterkrankungen als auch auf die Sterblichkeit.

Über 2000 Teilnehmer nachbeobachtet

Ein Forscherteam um Stephan Hjorth von der Universität Göteborg hat sich nun jedoch der Frage gewidmet, wie viele Patienten sich nach dem Ersteingriff langfristig einer erneuten Operation – Korrektureingriff, Umstieg auf eine andere bariatrische Technik oder Umkehr-Op. zur Wiederherstellung der ursprünglichen Anatomie – unterziehen mussten bzw. wollten. Hierfür wurden die 2010 operierten Teilnehmer der SOS-Studie bis Ende 2014, also maximal 26 Jahre (median 19 Jahre) nachbeobachtet.

Wie die Auswertung zeigt, waren erneute Operationen mit einem Anteil von insgesamt 28% häufig. Betroffen waren vor allem Teilnehmer, die beim Ersteingriff ein Magenband oder eine vertikale Gastroplastie mit Bandverstärkung (Vertical Banded Gastroplasty, VBG) erhalten hatten. Bei Ersteren betrug die Revisionsrate 41%, bei Letzteren 28%. Bei den Patienten mit Magenbypass (n = 266) war ein erneuter Eingriff dagegen nur in 7,5% erforderlich.

Wie Hjorth und Kollegen anmerken, fanden die Revisionen meist in den ersten zehn Jahren nach der Index-Op. statt, wobei sich die Indikationen deutlich unterschieden: In der Gruppe mit Gastric Banding war es neben Gewichtsproblemen häufig ein abgerutschtes oder verschobenes Band, das Beschwerden verursacht hatte. Oft wurden Übelkeit und Erbrechen berichtet und nicht selten fand sich ein vergrößerter Pouch.

Häufig Umstieg zum Magenbypass

Bei einem Fünftel der Revisionsfälle, sowohl in der Magenband- als auch in der VBG-Gruppe, handelte es sich um einen Umstieg hin zum Magenbypass. Solche Konversionsoperationen fanden oft erst nach Ablauf von zehn Jahren statt und betrafen in der Magenbandgruppe in erster Linie jüngere Patienten. Bei den VBG-Patienten wurden als Indikationen vor allem aufgegangene Klammernähte und Komplikationen in Zusammenhang mit dem Band, aber auch Übelkeit, z. B. aufgrund von Stenosen, genannt. Den Forschern zufolge hatten vor allem die Patienten dieser Gruppe häufig nicht den gewünschten Gewichtsverlust erzielt.

Etwa fünfmal so häufig wie in der VBG-Gruppe wurde bei Patienten mit Magenband der Eingriff rückgängig gemacht (41% vs. 8%). Dieser Eingriff erfolgte in beiden Gruppen zumeist innerhalb der ersten zehn Jahre.

Die Forscher fanden in der VBG-Gruppe einen deutlichen Geschlechterunterschied: Hier unterzogen sich viermal so viele Frauen einer Korrektur-Op. wie Männer, und auch die Konversionsrate war bei den weiblichen Patienten deutlich höher.

Roux-en-Y-Bypass mit wenig Komplikationen

Der Magenbypass war insgesamt wesentlich weniger anfällig für Komplikationen. Was einigen Patienten dieser Gruppe Probleme bereitet hatte, waren Refluxsymptome und Entzündungen der Speiseröhre. Diese beschränkten sich laut Hjorth et al. jedoch auf Patienten, die noch nach der Loop-Technik operiert worden waren. Nach Einführung der Roux-en-Y-Technik war dieses Problem den Forschern zufolge weitgehend eliminiert. Insgesamt wurden in der Magenbypass-Gruppe 19 Korrekturoperationen durchgeführt; davon bestanden 14 in der Revision vom Schleifenbypass zum Roux-en-Y-Bypass.

Nach Hjorth und Kollegen könnte der hohe Anteil der Revisionen beim Magenband auf die früher noch übliche offene Op.-Technik zurückzuführen sein. In der VBG-Gruppe ereigneten sich zwei Todesfälle, beide Male bei der Konversion zum Magenbypass. Die Forscher weisen darauf hin, dass die VBG-Technik mittlerweile auch international weitgehend verlassen wurde. Die am häufigsten genutzte Technik ist heute der Magenbypass. Dennoch, so Hjorth und sein Team, müsse man sich bewusst machen, dass auch heute noch immer wieder Patienten erscheinen, die mit ihrer oft lange zurückliegenden Magen-Op. unzufrieden sind und die es entsprechend zu beraten gilt.

Das Wichtigste in Kürze

Frage: Wie häufig und aus welchen Gründen wurden bei den Teilnehmern der SOS-Studie Revisionsoperationen durchgeführt?

Antwort: Im Beobachtungszeitraum über 26 Jahre lag die Revisionsrate bei 28%. Die Ursachen reichten von Gewichtsproblemen und Übelkeit bis hin zu aufgegangenen Klammernähten und Komplikationen mit dem Magenband. In der Gruppe mit Magenbypass war die Revisionsrate mit Abstand am geringsten.

Bedeutung: Die meisten Korrektureingriffe wurden innerhalb von zehn Jahren durchgeführt. Vor allem Konversionsoperationen traten jedoch über den ganzen Beobachtungszeitraum hinweg auf.

Einschränkung: In der Studie wurden zum Teil Techniken untersucht, die heute nicht mehr oder nur noch modifiziert angewendet werden. 


print
DRUCKEN
Literatur

Hjorth S et al. Reoperations After Bariatric Surgery in 26 Years of Follow-up of the Swedish Obese Subjects Study. JAMA Surg 2019; https://doi.org/10.1001/jamasurg.2018.5084

Update Chirurgie

Bestellen Sie unseren Fach-Newsletter und bleiben Sie gut informiert.

S3-Leitlinie „Diagnostik und Therapie des Karpaltunnelsyndroms“

CME: 2 Punkte

Prof. Dr. med. Gregor Antoniadis Das Karpaltunnelsyndrom ist die häufigste Kompressionsneuropathie peripherer Nerven. Obwohl die Anamnese mit dem nächtlichen Einschlafen der Hand (Brachialgia parästhetica nocturna) sehr typisch ist, ist eine klinisch-neurologische Untersuchung und Elektroneurografie in manchen Fällen auch eine Neurosonografie erforderlich. Im Anfangsstadium sind konservative Maßnahmen (Handgelenksschiene, Ergotherapie) empfehlenswert. Bei nicht Ansprechen der konservativen Therapie oder Auftreten von neurologischen Ausfällen ist eine Dekompression des N. medianus am Karpaltunnel indiziert.

Prof. Dr. med. Gregor Antoniadis
Berufsverband der Deutschen Chirurgie e.V.

S2e-Leitlinie „Distale Radiusfraktur“

CME: 2 Punkte

Dr. med. Benjamin Meyknecht, PD Dr. med. Oliver Pieske Das Webinar S2e-Leitlinie „Distale Radiusfraktur“ beschäftigt sich mit Fragen und Antworten zu Diagnostik und Klassifikation sowie Möglichkeiten des Ausschlusses von Zusatzverletzungen. Die Referenten erläutern, welche Frakturen konservativ behandelt werden können und wie. Das Webinar beantwortet die Frage nach aktuellen operativen Therapiekonzepten: Welcher Zugang, welches Osteosynthesematerial? Auf was muss bei der Nachbehandlung der distalen Radiusfraktur geachtet werden?

PD Dr. med. Oliver Pieske
Dr. med. Benjamin Meyknecht
Berufsverband der Deutschen Chirurgie e.V.

S1-Leitlinie „Empfehlungen zur Therapie der akuten Appendizitis bei Erwachsenen“

CME: 2 Punkte

Dr. med. Mihailo Andric
Inhalte des Webinars zur S1-Leitlinie „Empfehlungen zur Therapie der akuten Appendizitis bei Erwachsenen“ sind die Darstellung des Projektes und des Erstellungswegs zur S1-Leitlinie, die Erläuterung der klinischen Relevanz der Klassifikation EAES 2015, die wissenschaftliche Begründung der wichtigsten Empfehlungen und die Darstellung stadiengerechter Therapieoptionen.

Dr. med. Mihailo Andric
Berufsverband der Deutschen Chirurgie e.V.