Schon ein leichter oder moderater Anstieg der Triglyzeride im Plasma war in einer Kohortenstudie mit einem deutlich erhöhten Risiko einer akuten Pankreatitis (AP) assoziiert. Aktuelle Daten zeigen, dass eine solche fettassoziierte Krankheitsform gehäuft mit schweren Verläufen einhergeht. Nach Prof. Peter Layer, Hamburg, haben diese Erkenntnisse entscheidende Auswirkungen auf die Patientenführung, insbesondere nach überstandener AP-Attacke.
Dass erhöhte Triglyzeride das Pankreatitisrisiko steigen lassen, wird seit langem vermutet, die Evidenz stützte sich bisher allerdings vor allem auf anekdotische Berichte. Laut Prof. Peter Layer, Gastroenterologe am Israelitischen Krankenhaus Hamburg, liegen jetzt jedoch große Studien vor, die „eine straffe und eindrucksvolle Beziehung zwischen der Höhe der Blutfette und dem Pankreatitisrisiko im Verlauf“ belegen. So hätten die Ergebnisse einer prospektiven Kohortenstudie aus Kopenhagen mit insgesamt 117.427 Teilnehmenden deutlich gemacht, dass bereits milde oder moderate Erhöhungen der Plasmatriglyzeride (TG) zu einer relevanten Risikosteigerung führen.
Die Obergrenze für den TG-Normbereich liegt bei 150 mg/dl (entspricht 1,71 mmol/l). Schon ab einer Überschreitung dieses Grenzwerts um 100 mg/dl ist nach Layer mit einem relevanten Risikoanstieg zu rechnen, ab 200 mg/dl über dem Limit sei das Risiko einer akuten Pankreatitis (AP) bereits verdreifacht.
Nach Layer haben diese Befunde „wichtige therapeutische Implikationen“, insbesondere für die weitere Führung der Patienten und Patientinnen nach überstandener AP-Attacke. Die Kopenhagener Studie hätte gezeigt, dass die erhöhten Blutfettwerte teilweise auf eine genetische Prädisposition zurückzuführen seien, zum Teil aber auch auf nutritive Effekte. Daher sei eine kompetente diätetische Beratung von immenser Bedeutung.
Fettinduzierte AP deutlich riskanter
Wie gefährlich die fettinduzierte Form der Pankreatitis ist, ist nach Layer durch eine weitere Kohortenstudie belegt, an der 764 Patientinnen und Patienten mit bereits bestehender AP teilgenommen haben. Bei 342 Teilnehmenden waren die Blutfettwerte erhöht, bei den übrigen befanden sie sich im Normbereich. In der Gruppe mit Hypertriglyzeridämie verlief die Erkrankung deutlich schwerer, die Betroffenen waren fast doppelt so häufig intensivpflichtig wie die Vergleichsgruppe (33% gegenüber 20%), die Mortalität war sogar fast verdreifacht (5,2% vs. 1,7%). „Man muss das ernst nehmen“, warnte Layer, das Risiko steige „exponentiell an, je höher die Blutfette steigen!“ In der Studie war die Hypertriglyzeridämie signifikant mit Alkoholkonsum und Übergewicht assoziiert (wobei es in erster Linie auf das viszerale Fett ankam); die Betroffenen litten aber auch deutlich häufiger an Diabetes mellitus (30% gegenüber 12%).
Ringer-Laktat statt NaCl
Auf dem Internisten-Update wies Layer auf eine entscheidende Änderung in der Basistherapie der AP hin: Für die Flüssigkeitssubstitution, eine der „absolut essenziellen“ Maßnahmen, werde heute nicht mehr physiologische Kochsalzlösung, sondern Ringer-Laktat-Lösung (Layer zufolge sogar noch besser: Ringer-Azetat) empfohlen. Deren Vorteile habe man in einer randomisierten Studie mit 121 AP-Patienten eindrucksvoll nachweisen können. So seien nach Volumensubstitution mit Ringer-Laktat sowohl schwere Verläufe als auch Komplikationen deutlich seltener gewesen als nach Verabreichung von NaCl. Und schließlich hätten die Patienten der Ringer-Laktat-Gruppe im Mittel auch deutlich kürzer stationär behandelt werden müssen.
Basierend auf: Vortrag von P. Layer, 17. DGIM-Internisten-Update-Seminar, 11./12. November 2022, München/Livestream