Tonsillektomie nützt auch Erwachsenen

Auch Erwachsenen, die immer wieder von Tonsillitiden geplagt werden, sollten die Mandeln entfernt werden. Tatsächlich erkranken die Patienten danach weitaus seltener an Hals- und Rachenentzündungen und berichten über eine deutlich bessere krankheitsspezifische Lebensqualität. Folgt eine Mandelentzündung der nächsten, stellt sich irgendwann die Frage, ob es nicht besser ist, die Mandeln zu entfernen. Gerade bei Erwachsenen aber ist man damit sehr zurückhaltend. Denn anders als bei Kindern ist die Datenlange zum Nutzen dieses Eingriffs widersprüchlich. HNO-Ärzte aus Schottland liefern nun mit ihrer aktuellen Erhebung ein neues Argument für die Tonsillektomie. Sie haben insgesamt 70 Patienten, die von ihrem behandelnden Arzt aufgrund rezidivierender Tonsillitiden zur Tonsillektomie in die Klinik überwiesen worden waren, vor und nach dem Eingriff hinsichtlich ihres Gesundheitszustandes und ihrer Lebensqualität befragt und sie insgesamt über eine Zeitraum von sechs Monaten begleitet. Patienten, bei denen der Verdacht auf ein Malignom bestand oder die sich wegen schlafbezogener Atmungsstörungen unters Messer legen mussten, waren ebenso von der Untersuchung ausgeschlossen wie Patienten, bei denen eine Adenotonsillektomie oder eine Revisionsoperation durchgeführt wurde. Die Krankheitslast bzw. die Lebensqualität erhoben die HNO-Ärzte mit Hilfe dreier Evaluationsscores: Health Impact of Throat Problems (HITP), EuroQol Visual Analogue Scale (EQ-VAS) und Glasgow Benefit Inventory (GBI). Weniger Hals- und Rachenentzündungen nach Op. Die Teilnehmer waren zwischen 13 und 41 Jahre alt und hatten im Durchschnitt bereits seit 7,3 Jahren an wiederkehrenden Tonsillitiden gelitten, 3,8-mal pro Jahr. Entsprechend schlecht beurteilten die Probanden vor dem Eingriff ihren Gesundheitsstatus im Hinblick auf ihre Hals- und Rachenprobleme. Der präoperative HITP-Wert lag auf einer Skala von 0 für „keine Probleme“ bis 80 für „schwerwiegendste Probleme“ median bei 47 (15−67). Weitaus besser − mit einem HITP-Score von 4 (0−72) − beurteilten die Probanden die Situation nach dem Eingriff (p < 0,001). Nur fünf Probanden gaben an, dass sich ihre Hals- und Rachenprobleme nach dem Eingriff nicht gebessert hätten. Ein ähnliches Bild zeichnete der GBI-Score mit 39 (− 3 bis 100; p < 0,001). Die GBI-Skala reicht von – 100 bis + 100. Negative Werte stehen für eine Verschlechterung des Gesundheitszustands nach dem Eingriff, positive Werte für eine Verbesserung. Im Hinblick auf die allgemeine gesundheitsbezogenen Lebensqualität ließ sich ein geringer, wenn auch kein signifikanter Vorteil erkennen: Der mediane EQ-VAS-Score stieg von 85 (40−100) präoperativ auf 90 (40−100) nach der Tonsillektomie (p = 0,10). Bei 41 Patienten hatte sich der EQ-VAS-Score nach dem Eingriff verbessert, bei 17 verschlechtert und bei 12 war er unverändert geblieben. Endgültiger Beweis steht noch aus Die Tonsillektomie mache Schluss mit den ständig wiederkehrenden Mandelentzündungen und senke den enormen Leidensdruck, so das Resümee der schottischen HNO-Ärzte. Für eine abschließende Beurteilung der Wirksamkeit verweisen die Studienautoren auf die aktuell noch in Großbritannien laufende NATTINA-Studie, in der randomisiert und kontrolliert der Nutzen der Tonsillektomie im Vergleich zur medikamentösen Therapie überprüft wird. Der erschreckend lange Leidensweg, den die Patienten bereits hinter sich hatten, ehe sie operiert wurden, ist sicherlich zum Teil dem Gesundheitssystem in Großbritannien geschuldet und auf deutsche Verhältnisse nicht zu übertragen.

Springer Medizin

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