Parodontitis ist eine chronisch entzündliche Erkrankung des Parodonts, die durch Knochen- und Attachment-Verlust gekennzeichnet ist und unbehandelt zu Zahnausfall führen kann. Da parodontalpathogene Mikroorganismen und Entzündungsmoleküle über die gingivalen Blutgefäße in die systemische Zirkulation gelangen können, ist es nicht verwunderlich, dass Parodontitis mit zahlreichen Erkrankungen des Gesamtorganismus, zum Beispiel Diabetes mellitus, Herzinfarkt, Schlaganfall und rheumatoider Arthritis, assoziiert ist. Interventionsstudien, das heißt Studien, in denen eine Erkrankung therapiert und nachfolgend der Effekt auf eine andere Erkrankung untersucht wurde, haben gezeigt, dass tatsächlich „kausale“ Zusammenhänge zwischen parodontalen und systemischen Erkrankungen bestehen. Durch eine effektive Parodontitistherapie können zum Beispiel die glykämische Einstellung bei Typ-2-Diabetes, die Arthritisaktivität und die Endothelfunktion verbessert werden. Andererseits tragen Systemerkrankungen, zum Beispiel Diabetes mellitus, Adipositas, rheumatoide Arthritis, Osteoporose und neurodegenerative Erkrankungen, auch zum erhöhten Risiko für Parodontitis bei. In einer alternden Gesellschaft werden die Interaktionen zwischen Parodontitis und Erkrankungen des Gesamtorganismus eine immer größere Rolle spielen und wichtige Implikationen für die Anamneseerhebung, Aufklärung, Diagnostik und Therapie der parodontal erkrankten Patienten haben.