Erschienen in:
01.04.2012 | Leitthema
Aspekte der Akzeptanz von Harnableitung
Der Pouch des Sisyphos
verfasst von:
F.-C. von Rundstedt, S. Roth, C.R.J. Woodhouse, W. Månsson, Prof. Dr. E.W. Gerharz
Erschienen in:
Die Urologie
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Ausgabe 4/2012
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Zusammenfassung
Obwohl die Akzeptanz einer Therapie intuitiv als maßgeblicher Endpunkt in allen Bereichen der Medizin erscheint, existieren derzeit keine validen Methoden, um die Akzeptanz von Harnableitung bei den Betroffenen zu objektivieren. Allerdings kann die gesundheitsbezogene Lebensqualität als multidimensionaler Surrogatparameter herangezogen werden, um zentrale Aspekte von Akzeptanz abzubilden. In zahlreichen Studien konnte nachgewiesen werden, dass die Lebensqualität der meisten Patienten nach Harnableitung unabhängig von der Form der Rekonstruktion hoch ist. Dies kann als retrospektive Bestätigung einer erfolgreichen Patientenselektion gewertet und der nihilistischen Auffassung entgegen gehalten werden, dass der fehlende Nachweis einer Überlegenheit der kontinenten Harnableitung den flächendeckenden Einsatz von Ileumconduits rechtfertige. Die Akzeptanz von Harnableitung ist abhängig von einer umfassenden, realistischen und undogmatischen Aufklärung, der gewissenhaften Patientenselektion, der strikten Beachtung chirurgischer Prinzipien bei der Operation an sich und einer sorgfältigen lebenslangen Nachsorge. In allen genannten Aspekten können Fehleinschätzungen und Therapiefehler zu verheerenden physischen und psychischen Folgen führen. Darüber hinaus sind Bewältigungsstrategien, krankheitsbezogene soziale Unterstützung und das Vertrauen in den Erfolg der Behandlung maßgeblich für eine hohe Akzeptanz von Harnableitung. Wichtig ist die Erkenntnis, dass es eine „beste“ Form der Harnableitung nur im individuellen Patienten gibt.