Operationsziel. Stabile Fixierung instabiler proximaler Humerusfrakturen bis zur knöchernen Konsolidierung und Gewährleistung einer möglichst frühzeitigen funktionellen Nachbehandlung, um ein gutes funktionelles Endergebnis und eine weitgehende Wiederherstellung der Alltagsfunktion zu erreichen. Indikationen. Instabile Zwei-, Drei- und Viersegmentbrüche am proximalen Humerus (AO-Klassifikation: 11-A2, A3, B1, B2, B3, C1, C2 und C3). Subkapitale Pseudarthrosen. Pathologische Frakturen. Kontraindikationen. Nicht rekonstruierbare, komplexe Trümmerfrakturen des Oberarmkopfes beim alten Patienten. Kindliche Frakturen. Floride lokale Infektion nach Voroperation (z.B. Infektion nach fehlgeschlagener perkutaner Osteosynthese). Operationstechnik. Deltoideopektoraler Zugang. Stumpfe Mobilisation des Musculus deltoideus. Anschlingen der Tubercula und der Infraspinatussehne. Schonende, indirekte Reposition der Fraktur ohne ausgedehnte Freilegung und Deperiostierung der Fragmente. Aufbringen der LPHP (Locking Proximal Humerus Plate) ca. 5 mm kaudal der Tuberculumspitze und dorsal des Sulcus intertubercularis. Reposition der subkapitalen Fraktur an die Platte durch Besetzen des frakturnahen Plattenlochs mit einer 3,5-mm-Standard- Kortikalisschraube. Vorläufiges Halten der Platte mit 1,8-mm-Bohrdrähten. Winkelstabile Fixierung der Platte durch Einbringen der Kopfverriegelungsschrauben. Zusätzliches Anbringen der Fadenschlingen an der Platte. Weiterbehandlung. Postoperative Ruhigstellung mit Gilchrist-Verband für einige Tage bis maximal 3 Wochen. Ab dem 2. postoperativen Tag nach Drainageentfernung aktive Skapulastabili sierung. Je nach Fraktursituation, Knochenqualität und Begleitverletzungen passive oder assistive Bewegungsübungen aus dem Verband heraus. Bei guter Knochenqualität kein Bewegungslimit. Bei erheblicher Osteoporose, fehlender medialer Abstützung und komplexen Frakturformen passive, maximal assistive Bewegungsübungen in einem Ausmaß bis 60° Abduktion in der Skapularebene und Flexion bis maximal 90°. Röntgenkontrolle nach 3 Wochen, bei fraglicher Stabilität dynamische Bildwandleruntersuchung; dann Freigabe der Bewegungstherapie. Ab der 3. Woche bei stabilen Verhältnissen auch aktive Bewegungsübungen. Bei begleitender Läsion der Rotatorenmanschette, nach zusätzlicher Sehnenrekonstruktion mindestens 4 Wochen ausschließlich passive Bewegungsübungen. Weitere Röntgenkontrollen nach 6 Wochen, 12 Wochen, 6 Monaten und 1 Jahr. Implantatentfernung in der Regel nicht erforderlich. Ergebnisse. Vom 01.01.1997 bis 30.04.2002 wurden im Unfallkrankenhaus Graz 64 Patienten mit Frakturen am proximalen Humerus mit einer winkelstabilen Plattenosteosynthese versorgt. Unter Beachtung definierter Einschlusskriterien (frische Fraktur, standardisierte winkelstabile Versorgung innerhalb der ersten 14 Tage nach dem Trauma, mindestens 12-monatiges Nachuntersuchungsintervall) konnten 36 Patienten nach einem Durchschnittszeitraum von 31 Monaten unter Verwendung des Constant-Scores und des DASH-Scores nachkontrolliert werden. Das Durchschnittsalter der 22 Frauen und 14 Männer betrug 57,5 Jahre (21–78 Jahre). Die Einteilung nach der AO-Klassifikation ergab acht A3-Frakturen, eine B1-Fraktur, fünf B2-Frakturen, drei B3-Frakturen, eine C1-Fraktur, 16 C2-Frakturen und zwei C3-Frakturen. Mit einem durchschnittlichen absoluten Constant-Score von 62,6 Punkten, einem alterskorrigierten Constant-Score von 80,7% und einem durchschnittlichen DASH-Score von 18,0 Punkten konnte in der Mehrzahl der Fälle ein sehr befriedigendes Ergebnis erzielt werden. An Komplikationen traten zwei Oberarmkopfnekrosen, eine partielle Kopfnekrose mit gutem klinischen Endergebnis und zwei Infektionen auf. Eine A3.3-Fraktur mit Implantatbruch bei fehlender medialer Abstützung konnte ohne Revisionsosteosynthese zur Ausheilung gebracht werden.