Embolisation ist konservativer BPH-Therapie überlegen

Beschwerden der unteren Harnwege, ausgelöst von benigner Prostatahyperplasie, lassen sich mit der Embolisation der Prostataarterien wirksamer bekämpfen als mit kombinierter medikamentöser Behandlung. Das hat die PARTEM-Studie gezeigt. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Die benigne Prostatahyperplasie (BPH) ist die Hauptursache für Symptome der unteren Harnwege (Lower Urinary Tract Symptoms, LUTS) von Männern. Ab einem Alter von 60 Jahren ist mehr als die Hälfte der Männer betroffen. Die Therapie soll langfristigen Komplikationen vorbeugen, die Nierenfunktion erhalten und akute Harnverhalte verhindern. Alphablocker sind eines der ersten Mittel gegen BPH-Beschwerden. Sind die Resultate unzureichend, kann man versuchen, Alphablocker mit 5-Alpha-Reduktase-Inhibitoren zu kombinieren. Allerdings geht damit ein signifikantes Risiko für Nebenwirkungen einher. Eine Alternative besteht in der Embolisation der Prostataarterien (PAE), einem minimal invasiven Verfahren zur Verkleinerung der vergrößerten Prostata. In der multizentrischen PARTEM-Studie hat ein Team französischer Urologen und interventionell arbeitender Radiologen geprüft, wie sich die Ergebnisse der PAE im Vergleich zur kombinierten medikamentösen LUTS-Behandlung ausnehmen. Beteiligt waren 90 Patienten im Alter von 50 bis 85 Jahren mit BPH-bedingten LUTS, einem Wert von mehr als 11 im International Prostate Symptom Score (IPSS; 0–35 Punkte, je mehr, desto stärker die LUTS), mehr als 3 Punkten bei den Fragen zur Lebensqualität (0–6, je höher die Punktzahl, desto schlechter die Lebensqualität) und einem Prostatavolumen von mindestens 50 ml. Eine länger als einen Monat laufende Monotherapie mit Alphablockern hatte keine Besserung gebracht. Die Männer wurden zwei Gruppen zugelost. Die Patienten der einen Gruppe wurden einer PAE unterzogen, die anderen erhielten eine Kombination aus Tamsulosin und Dutasterid. Von 44 bzw. 43 Patienten waren Daten zum primären Endpunkt auswertbar, der als Veränderung des IPSS-Scores nach neun Monaten definiert war. Nach PAE signifikant stärkere Reduktion im IPSS Im Durchschnitt war der IPSS-Wert der Männer – ausgehend von durchschnittlich 19 Punkten – nach PAE ein Dreivierteljahr später um 10,0 Punkte gesunken, bei den Männer mit kombinierter Therapie waren es 5,7 Punkte. Damit war mit PAE eine statistisch signifikant stärkere Verbesserung im IPSS gelungen als mit der Medikamentenkombination, und zwar in klinisch relevanter Höhe. Ein Nutzen der PAE zeigte sich auch hinsichtlich der Sexualfunktion, der Wert im International Index of Erectile Function (IIEF-15) stieg hier um 8,2 von bestenfalls 75 Punkten. In der Gruppe mit der medikamentösen Kombination sank der IIEF-15-Wert hingegen um 2,8 Punkte. Die Effekte zugunsten der PEA hielten auch nach 24 Monaten noch an. Stationär behandlungsbedürftige Nebenwirkungen waren nicht zu verzeichnen. Jedoch litt die Therapietreue unter der Medikamentenkombination, zehn Patienten (23,3%) galten als nicht adhärent, bei drei weiteren war die Medikation umgestellt worden. Im Verlauf mussten fünf PAE-Patienten doch noch einen Eingriff an der Prostata (hier: Laserung) vornehmen lassen, in der Gruppe mit den Medikamenten waren es 18 (14 davon erhielten eine PAE, 4 wurden gelasert). Insgesamt erwies sich die PAE damit als effektivere, aber auch teurere Behandlung von BPH-bedingten LUTS: Die französischen Mediziner errechneten für die PAE Neun-Monats-Kosten von 5252 Euro und von 1311 Euro für die kombinierte medikamentöse Therapie. Dass die PARTEM-Studie keine Verblindung aufwies, wird man kaum beanstanden können. Schwerer mag das Fehlen von Vergleichen mit anderen Therapeutika wie Phosphodiesterase-5-Hemmern wiegen. Auch gab es keine rechnerische Korrektur mit Blick auf multiples Testen, was die tatsächliche Signifikanz mancher Ergebnisse infrage stellen könnte. Empfehlung der Redaktion Themenseite Benigne Prostatahyperplasie Das benigne Prostatasyndrom ist in den westlichen Industrieländern eine Volkskrankheit der männlichen Bevölkerung. Auf der Themenseite lesen Sie aktuelle Nachrichten, Übersichtsarbeiten und Kasuistiken zu Diagnostik und Therapie dieser häufigen Erkrankung. „Wie diese Untersuchung zeigt, lassen sich bei Männern mit BPH-induzierten LUTS, die nicht auf Alphablocker reagieren, mit der PAE bessere Ergebnisse in Hinsicht auf Harnwegs- und Sexualsymptome erzielen als mit kombinierter medikamentöser Behandlung“, fasst das von Marc Sapoval (Université de Paris Cité) angeführte PARTEM-Team seine Befunde zusammen. Der Nutzen sei nach neun Monaten festzustellen gewesen und habe bis zum letzten Follow-up nach 24 Monaten angehalten. Das Wichtigste in Kürze Frage: Was bewirkt die Embolisation der Prostataarterien im Vergleich zu einer Kombination von Tamsulosin und Dutasterid bei Männern mit Beschwerden der unteren Harnwege, ausgelöst von benigner Prostatahyperplasie? Antwort: Die Embolisation verbessert die Harnwegs- und Sexualsymptome von Männern mit benigner Prostatahyperplasie signifikant stärker als die Medikamentenkombination. Einschränkung: Vergleiche mit anderen Therapeutika wie Phosphodiesterase-5-Hemmern fehlen.

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