Pluspunkte für Obeticholsäure bei PBC-Patienten

Patienten mit primärer biliärer Cholangitis profitieren von einer Behandlung mit Obeticholsäure mehr als von einem Scheinpräparat. Das geht aus einer placebokontrollierten Phase-3-Studie hervor, in der die Wirksamkeit über einen Zeitraum von einem Jahr geprüft wurde. Die Standardtherapie bei Patienten mit primärer biliärer Cholangitis – früher als primär biliäre Zirrhose (PBC) bezeichnet – ist die Behandlung mit der Gallensäure Ursodesoxycholsäure, und zwar in einer Dosierung zwischen 13 und 15 mg/Kilogramm Körpergewicht pro Tag, also mit etwa einem Gramm. Das Präparat senkt die Leberwerte und verzögert die Notwendigkeit der Lebertransplantation. Auf der Suche nach neuen Wirkstoffen gegen die Cholangitis der peripheren Gallenwege entwickelten Wissenschaftler die Obeticholsäure, die als selektiver Farnesoid-X-Rezeptor-Agonist wirkt und ein Abkömmling der Chenodesoxycholsäure ist. Der Rezeptor ist ein nukleärer Gallensalzrezeptor, über den Gallensalzsynthese und -transport reguliert werden. Die Wirkung einer Behandlung mit Obeticholsäure auf die Blutspiegel der alkalischen Phosphatase (AP) sowie auf die Normalisierung des Gesamtbilirubinspiegels wurde nun in einer internationalen placebokontrollierten Doppelblindstudie geprüft. An der Studie nahmen 217 Patienten (91% Frauen) mit PBC teil, die auf eine Behandlung mit Ursodesoxycholsäure nicht ausreichend angesprochen oder über inakzeptable Nebenwirkungen berichtet hatten. Sie wurden zusätzlich zur Ursodesoxycholsäure-Therapie mit Obeticholsäure behandelt, und zwar entweder in einer Dosis von 10 mg/Tag oder von 5 mg/Tag, mit der Option, auf 10 mg täglich zu erhöhen. Patienten einer dritten, etwa gleich großen Studiengruppe, erhielten Ursodesoxycholsäure in der Standarddosierung und Placebo. 93% erhielten Ursodesoxycholsäure bereits zu Studienbeginn und während der gesamten Studiendauer. Bei Aufnahme in die Studie waren die Patienten zwischen 8±5 und 9±7 Jahren an PBC erkrankt. Als primärer Endpunkt der Studie wurde ein AP-Wert zwölf Monate nach Studienbeginn definiert, der 1,67-fach niedriger als die Obergrenze des Referenzbereichs liegt, wobei die AP-Reduktion mindestens 15% vom Ausgangswert betragen sollte. Außerdem musste der Gesamtbilirubinwert maximal am oberen Ende des Referenzbereichs liegen. Wie Dr. Frederik Nevens von der Universitätsklinik in Löwen in Belgien und seine Kollegen berichten, wurde der primäre Endpunkt bei signifikant mehr Patienten unter Obeticholsäuretherapie erzielt als in der Placebogruppe (10 mg: 47%; 5–10 mg: 46%; Placebo: 10%). Auch die Reduktion der AP-Werte war in beiden Verumgruppen signifikant stärker als in der Placebo-Gruppe (-113 bzw. -130 U/l versus -14 U/l; p ˂ 0,001). Zudem sanken die Bilirubinwerte in den Verumgruppen, in der Placebogruppe stiegen sie dagegen. Nicht invasiv zwölf Monate nach Studienbeginn gemessene Veränderungen der Leberfibrose waren ebenfalls nicht signifikant verschieden. Mehr Patienten in den beiden Obeticholsäure-Therapiegruppen als in der Placebogruppe klagten über Pruritus (56% bzw. 68% versus 38%). Auch der Anteil der Patienten mit schweren Nebenwirkungen war in den Verumgruppen höher (16% bzw. 11% versus 4%). Keinen Unterschied zwischen den Gruppen gab es bei der Linderung der Symptome, wie es in der Veröffentlichung der von dem Unternehmen Intercept Pharmaceuticals unterstützten Studie heißt.

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