Ohne Kontrast sind die diagnostischen Einbußen im CT enorm

Wird in der notfallmäßigen computertomografischen Diagnostik von akuten Bauchschmerzen auf Kontrastmittel verzichtet, leidet die diagnostische Genauigkeit erheblich. Für die Patientinnen und Patienten kann das schwerwiegende Nachteile zur Folge haben. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Ein Team von Radiologen um Hiram Shaish von der New Yorker Columbia-Universität hat im Zuge einer Studie untersucht, wie sich die Genauigkeit der Diagnose von Patienten mit akuten abdominalen Schmerzen verändert, wenn statt eines kontrastmittelverstärkten ein natives CT ohne Kontrast gefahren wird. Laut der Resultate gibt es dadurch Einbußen in der Korrektheit von 30%. CT-Aufnahmen von 201 Patientinnen und Patienten, die mit akuten Bauchschmerzen in die Notaufnahme gekommen waren, gingen in die retrospektive Analyse ein. Die diagnostische Referenz stellten kontrastverstärkte Computertomogramme der Betroffenen dar. Anschließend wurde die Kontrastverstärkung subtraktiv herausgerechnet, die sich ergebenden Bilder eines Nativ-CT wurden anschließend von sechs Radiologen – drei Fachärzten und drei Ärzten in Weiterbildung – begutachtet, die keine Kenntnis von den Kontrastaufnahmen hatten. Verglichen wurde, wie oft die anhand der Nativaufnahmen gestellte Diagnose mit dem Ergebnis des Kontrast-CT übereinstimmte. Genauigkeit der Nativ-CT liegt bei 70% Wie sich herausstellte, erreichten die Diagnosen mit dem Nativ-CT eine Genauigkeit von 70%. Bei der Primärdiagnose der Schmerzursache schnitten die Fachärzte mit 82% versus 76% etwas besser ab als die Ärzte in Weiterbildung. Für die Sekundärdiagnosen bedeutsamer inzidenteller Befunde betrug das Verhältnis 87% zu 90%, was auf die geringere Zahl falsch-negativer Primärdiagnosen der Fachärzte zurückzuführen war. Bei den Fachärzten waren aber auch mehr falsch-positive Diagnosen zu verzeichnen (63% versus 37%). Die Übereinstimmung zwischen den diagnostizierenden Radiologen war lediglich mäßig hoch (Gwet-Korrelationskoeffizient 0,58). Falsche Resultate waren insgesamt häufig, mit 19% falsch-negativen und 14% falsch-positiven Diagnosen. Falsch-negative Ergebnisse betrafen etwa Gefäßdissektionen, Hämoperitoneum, Infekte und Neoplasmen, falsch-positive Resultate lauteten auf Pankreatitis, Darmperforation, Divertikulitis, Pyelonephritis und Neoplasma. „Unverstärkte Computertomografien waren in der Abklärung von Abdominalschmerzen etwa 30% weniger genau als kontrastverstärkte Aufnahmen“, bilanzieren Shaish und Kollegen ihre Studienergebnisse. Das sollte gegen die Risiken der Kontrastmittelgabe bei Patienten abgewogen werden, die Risikofaktoren für eine Nierenschädigung oder allergische Reaktionen aufweisen. Dabei sei zu berücksichtigen, dass Patienten mit einer glomerulären Filtrationsrate von 30 ml/min je 1,73 m2 Körperoberfläche ein Risiko für akutes kontrastmittelinduziertes Nierenversagen nahe 0% haben. Und selbst bei Patienten, die bereits einmal eine leichte Hypersensitivitätsreaktion auf Kontrastmittel gezeigt hätten, liege das Risiko lebensbedrohlicher Reaktionen bei erneuter Gabe unter 1%. „In solchen Fällen einen Verlust von 30% an diagnostischer Genauigkeit hinzunehmen, schadet den Patienten aller Wahrscheinlichkeit nach“, so Shaish et al. Anders sehe es freilich aus, wenn Patienten eine niedrigere Filtrationsrate aufwiesen oder bereits mäßige bis schwere allergische Reaktionen auf Kontrastmittel durchgemacht hätten. Auf Kontrastmittel könne allerdings verzichtet werden, wenn die Schmerzen mit hoher Wahrscheinlichkeit auf einen Harnleiterstein zurückzuführen seien. Das Wichtigste in Kürze Frage: Wie wirkt es sich auf die diagnostische Genauigkeit aus, wenn in der computertomografischen Abklärung von akuten Bauchschmerzen auf Kontrastmittel verzichtet wird? Antwort: Ohne Kontrastmittelverstärkung sinkt die diagnostische Genauigkeit der Abdominal-CT um 30%. Bedeutung: Der Verzicht auf die Gabe von Kontrastmittel im CT ist bei vielen Patienten als schädlich anzusehen. Einschränkung: Die Studie war retrospektiv angelegt, dadurch bedingte Verzerrungen sind nicht auszuschließen.

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