Erschienen in:
29.10.2020 | Coronaviren | Schwerpunkt
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Epidemiologie von SARS-CoV-2/COVID 19
Aktueller Stand
verfasst von:
Prof. Dr. Dipl. Math. B. Salzberger, F. Buder, B. T. Lampl, B. Ehrenstein, F. Hitzenbichler, T. Holzmann, B. Schmidt, F. Hanses
Erschienen in:
Die Gastroenterologie
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Ausgabe 6/2020
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Zusammenfassung
SARS(„severe acute respiratory syndrome“)-CoV(„coronavirus“)-2 ist ein neues β‑Coronavirus, das 2019 erstmals auftrat und sich rasch weltweit ausgebreitet hat. Wir stellen hier nichtsystematisch die bisher bekannten Parameter und Daten zur Epidemiologie des Virus dar. SARS-CoV‑2 wird überwiegend durch Tröpfchen und Aerosole übertragen und repliziert vorwiegend im oberen und unteren Respirationstrakt. Die Basisreproduktionszahl R0 liegt zwischen 2 und 3, die Inkubationszeit im Median bei 6 (2–14) Tagen. Wie bei den verwandten Coronaviren SARS und MERS („Middle East respiratory syndrome“) spielen Superspreading-Ereignisse bei der Ausbreitung eine wichtige Rolle. Die überwiegende Zahl von Infektionen verläuft unkompliziert, bei 5–10 % der Infizierten tritt eine Pneumonie oder eine systemische Inflammation auf, die zur Hospitalisierung und zum Multiorganversagen führen kann. Wichtigste Risikofaktoren für einen komplizierten Verlauf sind höheres Alter, Hypertonie, Diabetes mellitus und chronische Herz- und Lungenerkrankungen sowie Immundefekte. Nosokomiale Übertragungen und Infektionen bei medizinischem Personal werden beobachtet. Derzeit liegt die Schätzung für die IFR („infection fatality rate“) über alle Altersgruppen zwischen 0,5 und 1 %. Mit der Reduktion von sozialen Kontakten konnten Ausbrüche in vielen Regionen begrenzt werden, der genaue Effekt einzelner Maßnahmen ist nicht gut abgrenzbar. Mithilfe mathematischer Modelle lässt sich für Deutschland für die erste Welle eine Befallsrate von 0,4–1,8 % schätzen.