Der Vorsitzende des Ethikrats hält die aktuellen Beschränkungen von Freiheitsrechten angesichts der Corona-Pandemie für geboten. Allerdings müsse die Politik ethische Leitplanken für eine Exit-Strategie benennen.
Der Vorsitzende des Deutschen Ethikrats Professor Peter Dabrock hat die Einschränkungen von Grundfreiheiten im Zuge der Corona-Pandemie verteidigt. Jeder gewonnene Tag, in dem die Ressourcen des Gesundheitssystems nicht überdehnt werden, sei „Gold wert“, sagte Dabrock „Focus online“.
Allerdings heilige der Zweck nicht alle Mittel. Die Politik müsse die Verhältnismäßigkeit der Einschränkungen im Auge behalten: Hier gehe es nicht nur um das gesundheitliche Ergebnis der Einschränkungen, sondern auch um die Akzeptanz in der Bevölkerung. „Wenn alle rebellieren, wird es problematisch“, so Dabrock.
Verhältnismäßigkeit muss regelmäßig überprüft werden
Noch würden die gravierenden Einschnitte in die Freiheitsrechte von großer Zustimmung in der Bevölkerung getragen. „Wenn die Maßnahmen aber dazu führen, dass Generationen von Menschen ihrer Lebenschancen beraubt werden oder die Wirtschaft in Deutschland, Europa und der übrigen Welt zerbricht, dann wäre das meiner Meinung nach nicht mehr verhältnismäßig.“ Zeit habe vor diesem Hintergrund eine „ethische Qualität“.
Gegenwärtig könne man noch nicht sagen, wann es geboten sei, die Einschnitte zurückzufahren. Wohl aber müssten rasch Überlegungen angestellt werden, wann Einschränkungen nur noch für einzelne Risikogruppen angezeigt sein werden. „Zur Ehrlichkeit gehört auch, dass wir das offen ansprechen und uns nicht überfordern“, sagte Dabrock.
Vermutlich am Freitag will der Ethikrat der Bundesregierung eine Stellungnahme übergeben, in der diese Fragen behandelt werden. (fst)
Quelle: Ärzte Zeitung