Einleitung
Methodik
1. Sozialpädiatrische Versorgungssituation während der COVID-19-Pandemie |
Versorgungsprozesse, -abläufe und -strukturen während der COVID-19-Pandemie |
Auslastung/Behandlungskapazitäten im Vergleich zur Zeit vor Corona |
Kooperation/Kommunikation mit anderen Leistungsanbietern |
Mehraufwand zur Aufrechterhaltung einer bedarfsgerechten Versorgung |
Digitale Versorgungsangebote und deren Akzeptanz |
Positive Aspekte bei sozialpädiatrischer Versorgung |
Herausforderungen bei der sozialpädiatrischen Versorgung |
Information über neue Coronaregelungen und Erfahrungen bei der Umsetzung |
2. Inanspruchnahmeverhalten und Zugang während der COVID-19-Pandemie |
Veränderungen im Inanspruchnahmeverhalten und Zugang |
Schwierigkeiten beim Krankheitsmanagement |
3. Auswirkungen, Belastungen und Ressourcen |
Auswirkungen der Coronapandemie auf Eltern/Betreuungspersonen |
Auswirkungen der Coronapandemie auf Kinder und Jugendliche |
Mögliche Komorbiditäten und/oder Erkrankungen |
Merkmale von Familien, die gut durch die Pandemie gekommen sind |
Merkmale von Familien, die weniger gut durch die Pandemie gekommen sind |
Auswirkungen der Coronapandemie und der Maßnahmen auf das Wohlbefinden der Mitarbeitenden |
Coping-Strategien der Mitarbeitenden zur Bewältigung der Situation |
4. Nachhaltige Auswirkungen und Bedarfe und Wünsche |
Nachhaltig unterversorgte Risikogruppen |
Unterstützungsbedarfe und Abdeckung in der Regelversorgung |
Wünsche zur Deckung der Unterstützungsbedarfe |
Personenbezogene Angaben als Kontextbedingungen |
Alter, Geschlecht, Staatsangehörigkeit(en), Beruf, Berufserfahrung, berufliches Umfeld, Datum und Dauer des Interviews |
Ergebnisse
Studienpopulation
Merkmale der Expert*innen | n = 25 | (100 %) |
---|---|---|
Alter in Jahren | ||
Mittelwert (SD) | 48 | (8,2) |
Median (Min., Max.) | 49 | (32; 63) |
Altersgruppen | ||
30–39 Jahre | 5 | (20 %) |
40–49 Jahre | 9 | (36 %) |
50–59 Jahre | 8 | (32 %) |
≥ 60 Jahre | 3 | (12 %) |
Geschlecht | ||
Weiblich | 20 | (80 %) |
Männlich | 5 | (20 %) |
Nationalität | ||
Deutsch | 25 | (100 %) |
Berufliche Qualifikation | ||
Pädiater*in | 11 | (44 %) |
Psychologe*in | 5 | (20 %) |
Heilpädagoge*in | 4 | (16 %) |
Ergotherapeut*in | 2 | (8 %) |
Physiotherapeut*in | 2 | (8 %) |
Logopäde*in | 1 | (4 %) |
Anzahl der Jahre im Berufsfeld | ||
Mittelwert (SD) | 18 | (9,4) |
Median (Min.; Max.) | 17 | (1,8; 41) |
Teilnehmende Institutionen/Zuweiser*innen | ||
SPZ Pelzerhaken | 11 | (44 %) |
SPZ Lübeck | 4 | (16 %) |
SPZ Kiel | 3 | (12 %) |
SPZ Itzehoe | 2 | (8 %) |
Kinder- und Jugendarztpraxis (als Zuweiser) | 2 | (8 %) |
Kinderklinik Lübeck (Diabetes-Sprechstunde) | 1 | (4 %) |
Tagesklinik Eutin | 1 | (4 %) |
Tagesklinik für chronisch kranke KuJ und deren Familien, Lübeck | 1 | (4 %) |
Versorgungssituation während der COVID-19-Pandemie
Nr. | Ankerbeispiel (Expert*in) |
---|---|
1 | „Manchmal kann man eben dann auch nicht wirklich gut diagnostizieren …, wenn man das Gefühl hat, ist es jetzt eine Fehldiagnose? Hätte das Kind sich vielleicht anders verhalten, wenn es meine Mimik gesehen hätte?“ (Expert*in 11; Alter 49, weiblich) |
2 | „Es wurde versucht, die Termine eher zu teilen, sodass nicht Arzt und Psychologe zum Beispiel an einem Termin sind, …, dass versucht wurde, schneller die Warteliste abzuarbeiten, die Briefe, die natürlich wichtig sind für die weiteren Schritte, sehr lange liegengeblieben sind, weil man sich erstmal auf die Patienten konzentriert hat, was zu vielen Problemen geführt hat in der Durchführung der Empfehlung.“ (Expert*in 27, Alter 40, weiblich) |
3 | „Es gibt eine Anzahl an Betten, die belegt sein müssen pro Tag, dass es reicht, um die Gehälter zu bezahlen. Wenn man darunter rutscht wegen Corona, dann kann man das einen Tag aushalten. Wenn man aber merkt, dass man pro Kind 20 anrufen muss und man hat jetzt auf einmal zehn Betten frei, die belegt sein sollten, dann weiß man, wie viele Leute man anrufen muss und dann ist auch eine Warteliste manchmal schwierig.“ (Expert*in 14, Alter 44, weiblich) |
4 | „Alles, was erkrankte Familie als Hilfe hatten, also sozialpädagogische Familienhilfen, Ergotherapietermine, Psychotherapie, ambulante Psychotherapie. Alles wurde – oder nicht alles, aber das meiste wurde eingestampft und auch wir in unserer täglichen Arbeit, wir sind ja so eine Schnittstelle, arbeiten nun mal auch mit dem Jugendamt, mit Schulen – es war nicht mehr möglich, mit denen zusammenzuarbeiten, weil keiner mehr kommen konnte und das Jugendamt, muss ich ganz klar sagen, war eine Katastrophe, weil sie einfach nicht mehr verfügbar waren. … So, das Einzige, was sie noch gemacht haben, waren Inobhutnahmen, was ich so mitbekommen habe, und da war man nur noch geschockt.“ (Expert*in 11; Alter 49, weiblich) |
5 | „… das wurde eigentlich gut akzeptiert, insbesondere da viele hier in Schleswig-Holstein sehr weit fahren, um in das SPZ zu kommen und wir teilweise Kinder von den Inseln und so weiter haben, die dann wirklich Tagesreisen unternehmen mit Übernachtung.“ (Expert*in 1, Alter 50, weiblich) |
6 | „Bei Diagnoseübermittlung geht die Telemedizin nach meiner Meinung gar nicht. Also ich habe jetzt gerade hier ein Gespräch gehabt, da waren wir mit mehreren Professionen dabei, weil wir eine degenerative Erkrankung der Familie mitteilen mussten, dass das kleine Kind eine Muskelerkrankung hat. Das geht gar nicht per Telemedizin, sowas geht nicht. Die brechen zusammen, die brauchen Betreuung. Denen muss man dann wirklich sofort irgendwie auch den nächsten Schritt irgendwie an die Hand geben. Das geht nicht per Telemedizin. Also sowas würde ich unverantwortlich finden.“ (Expert*in 24, Alter 60, weiblich) |
7 | „Ja, es ist deutlich ruhiger mit sechs Kindern als mit zwölf je nach Krankheitsbild und dann ist immer ein Riesenlärmpegel da auf Station und es war ruhig. Es war für alle gut, also auch für die Kinder. Selbst für die – man hat auch Kinder dazwischen, die ein bisschen lauter sind, aber selbst die sind ruhiger geworden.“ (Expert*in 24, Alter 60, weiblich) |
8 | „Also Limitationen gab es immer … warum zum Beispiel bestimmte Personen nicht in das Gebäude gelassen wurden. Manchmal war es wichtig, wenn zum Beispiel eine Heilpädagogin oder Familienhelferin, die in einer Familie ist, mit rein konnte … da gab es manchmal richtig Schwierigkeiten die mit reinzukriegen, es wurden auch oftmals Leute wieder nach Hause geschickt, manchmal kriegte man es gar nicht mit, dass da Leute nach Hause geschickt wurden.“ (Expert*in 1, Alter 50, weiblich) |
9 | „Es war so, dass erstmals viele Termine abgesagt wurden, was bei den Patienten oftmals Enttäuschung auch verursacht hat. Gerade die Eltern mit schwer mehrfach behinderten Kindern leben davon, auch regelmäßig angebunden zu sein. Das trägt sie sehr in ihren Sorgen und gibt Sicherheit, auch das Richtige und genügend für die Kinder zu tun. Das brach weg durch Corona und hat viele sehr hilflos gemacht.“ (Expert*in 24, Alter 60, weiblich) |
10 | „… In der Hochphase der Coronapandemie galten morgens andere Regeln als nachmittags und abends. Wirklich jeden Abend um 23 Uhr wurde interfamiliär bestimmt, wer jetzt bitte schön nochmal nachguckt, welche Neuigkeiten gerade erlassen wurden, die auch immer schon ab dem nächsten Tag um 9 Uhr galten, damit man sich ja nicht in eine Gefahr begab, dass man auf einmal geschlossen wird. …“ (Expert*in 14; Alter 44, weiblich) |
11 | „Das war aber die Kombination von ‚Es fiel erst weg‘ und ‚Sie haben dann nachher den eigenen Antrieb nicht mehr gehabt‘. Sie haben sich aber auch bei uns nicht vorgestellt innerhalb der zwei Jahre, auch Termine abgesagt und hatten Angst, sich anzustecken und so, und sind deshalb nicht gekommen.“ (Expert*in 16, Alter 45, weiblich) |
12 | „Also ich glaube, dass es schon bei bestimmten Erkrankungen Schwierigkeiten gab. Ich denke zum Beispiel an chronische Lungenerkrankungen wie die zystische Fibrose, dass das einfach Familien waren, wo wir alle nicht wussten, wie hoch das Risiko für diese Kinder ist, Corona zu bekommen, und wir diese eine Zeit lang zumindest hier nicht auf der Warteliste dann geführt haben für die Tagesklinik. Inwieweit es dann zu kritischen Ereignissen gekommen ist dadurch, dass sie unsere Behandlung nicht bekommen haben, das kann ich nicht sagen. Ich glaube aber, dass über die Patienten hinweg, die eben halt eine Verschiebung ihrer Behandlung erhalten haben, dass sich die Situation bei denen natürlich nicht verbessert, wenn sie nicht behandelt werden und man dann in einem halben Jahr … ein halbes Jahr für ein Kind, was 10 Jahre alt ist, eine lange Zeit ist und es eben dann halt sein kann, dass die schon in der Schule den Anschluss verpasst haben, dass sie andere Entwicklungsschritte nicht gehen konnten, und dann macht ein halbes Jahr viel aus. … Ich würde das auch bei so 20 % sozusagen sagen der chronisch Kranken. Und was man generell sagen muss, ist, dass, glaube ich, die chronisch Kranken eben, die hatten nicht nur Corona, Lockdown und so weiter, was alle anderen hatten, sondern sie haben dazu noch eine Erkrankung. Und das, würde ich sagen, ist per se einfach ein größeres Risiko, dass dadurch einfach der Schaden größer ist. … Und dass diese Patienten dann diese anderen Herausforderungen, die die Menschen haben, die keine chronische Erkrankung haben, die haben sie ja auch noch dazu. Und das, glaube ich schon, dass das das Paket einfach nochmal schwerer gemacht hat für diese jungen Leute.“ (Expert*in 18, Alter 46, männlich) |
13 | „Das haben die Eltern schon kommuniziert. ‚Wir können nicht mehr. Wir sind überfordert. Wir brauchen Unterstützung. Wie soll das gehen?‘ Gerade Kinder mit chronischen Erkrankungen brauchen so ihre Struktur, das gewohnte Umfeld. Brauchen ein erhöhtes Maß an Aufmerksamkeit. Das war dann schon für Eltern herausfordernd. Es sind nicht nur Schule weggefallen, sondern Logopädie, die ambulant stattfindet; Ergotherapie, die ambulant stattfinden. Es ist alles weggefallen.“ (Expert*in 22, Alter 58, weiblich) |
14 | „Da sind auch wirklich Situationen entstanden, wo ich mir Sorgen gemacht habe. … die Mutter eben dann dekompensiert, oder dass dem Kind wirklich was passiert. Also das war eine Mutter, die ihrem Kind bestimmt nichts Böses wollte, aber bei so einer massiven Überforderung ist es einfach – da kommen die Eltern an ihre Grenzen. …“ (Expert*in 15, Alter 48, weiblich) |
15 | „… die meisten unserer Kinder, da empfehlen wir oder sie haben alle einen Pflegegrad. Da war es so, dass der MDK gar nicht mehr ins Haus gekommen ist, also ein Teil haben das einfach weiter bewilligt, aber ein Teil hat einfach auch völlig willkürlich runtergestuft, was auch weniger Pflegeleistung dann für die – also greifbares Geld für die Familie bedeutet, die häufig dann nicht wussten damit umzugehen. Einen schnellen Termin jetzt hier zu bekommen tut dann Not tatsächlich. Da ist es nicht immer möglich zu priorisieren, weil die Eltern das auch gar nicht so formulieren.“ (Expert*in 13, Alter 51, weiblich) |
16 | „Einen geregelten Tagesrhythmus, der ist ganz, ganz wichtig. … Die Patienten aber, die vorher schon Schwierigkeiten hatten, regelmäßig die Schule zu besuchen, oder Schwierigkeiten im Sozialverhalten hatten oder in Interaktion mit anderen, oder sozial ängstlich waren, die hat es meiner Meinung nach nochmal doppelt getroffen in dieser Coronazeit, weil zum einen keine Fehlzeit in dem Sinne erfasst wurde, und dann der Druck nach Hilfe oder Behandlung sozusagen etwas rausgenommen wurde, was das Vermeidungsverhalten wieder verstärkt hat.“ (Expert*in 6, Alter 39, weiblich) |
17 | „Die Krankheitsbilder haben sich verschoben eindeutig, dass wird mehr – also es unterschied sich. Während den Lockdown-Phasen sind die Sozialphobiker total – denen ging es total gut, weil sie ja nicht mehr raus mussten und die haben dann nach dem Lockdown massive Probleme bekommen und während der Lockdown-Phasen sind Depressionen und so ganz schön explodiert die Zahlen der Depressionen, der Selbstschädigung und so weiter.“ (Expert*in 11, Alter 49, weiblich) |
18 | „… Und dann wird man einfach sehen, inwieweit das etwas ist, was mal ein Entwicklungsfenster gewesen ist, das nicht mehr zu öffnen ist, oder ob es Teile sind, die dann auch in irgendeiner Art und Weise wieder reparierbar sind. … Und die (sozial schwache Familien) werden den Schritt dann auch, selbst wenn jetzt die Normalität beginnt, nicht aufholen können. Dafür fehlt das dann an vielen Ecken und Enden.“ (Expert*in 8, Alter 55, männlich) |
19 | „Bei den Bewegungsstörungen ist es so, dass meistens nie irgendwas akut passiert. Da hatten sicherlich manche nicht ihre Therapien oder haben ihre Orthesen oder Hilfsmittel nicht zeitgerecht bekommen. … also es haben Verschlechterungen stattgefunden, die, wenn man jetzt aber wieder gut interveniert und ein bisschen mehr Arbeit reinsteckt … Aber es ist jetzt mit einem höheren Aufwand verbunden.“ (Expert*in 14, Alter 44, weiblich) |
20 | „Wenn die Familie einmal intakt und wenn sie groß ist, also wenn jetzt mehrere Generationen auf einem Hof leben. Da haben wir ganz schöne Beispiele, wo dann auch Großeltern viel übernehmen und so, und Onkels, Tanten noch dabei sind. Also wenn der Familienverbund intakt und groß ist, die hat das offenbar weniger betroffen so. …“ (Expert*in 16, Alter 45, weiblich) |
21 | „… schwache, einfache Familien, die finden da den Weg nicht mehr zurück, wenn sie einen verpassten Termin haben und nicht gleich, wenn sie das Sprechzimmer verlassen, einen Folgetermin in der Hand haben, den sie wahrnehmen können, dann kommen die oft nicht mehr. Das heißt, man müsste selber irgendwann nachforschen, wann wären die jetzt wieder dran. Aber bei einer so großen Patientenzahl verliert man auch als Arzt bzw. als Sekretärin, die die Einbestellungen übernimmt, verliert man den Überblick. Das hat man – das weiß man dann einfach nicht mehr. Und so sind durch Corona wie gesagt einige verloren gegangen, die sich nach einem Jahr gemeldet haben und gesagt haben ‚Mensch, jetzt waren wir schon zwei Jahre nicht mehr hier. Irgendwann möchten wir (doch) nochmal kommen.‘“ (Expert*in 23, Alter 51, weiblich) |
22 | „Aber eben auch dieses so ein bisschen ‚Wir gegen den Rest der Welt‘. Ich glaube, das hat auch das Team ein bisschen gestärkt, dass man gesehen hat, wie sinnig das ist, was wir hier tun“ (Expert*in 11, Alter 49, weiblich) |
23 | „Ja, genau. Aber das fand ich toll, dass wir gesagt haben, wir haben gemeinsam dieses Anliegen. Wir halten die Versorgung aufrecht. Wir sind da für die Eltern, für die Familien, für die Kinder und ziehen an einem Strang. Und das, fand ich, das war in dieser Zeit wirklich ganz viel wert.“ (Expert*in 20, Alter 63, weiblich) |
24 | „Der Anteil psychischer Erkrankungen hat drastisch zugenommen, sowohl auf Kinder- und Jugendlicher-Seite als auch auf Seite der Eltern, vor allen Dingen da bei Eltern, die vielleicht vorher schon Belastungen hatten, vielleicht auch schonmal psychisch behandelt worden waren vor zehn Jahren.“ (Expert*in 18, Alter 46, männlich) |
25 | „… Kollegen halt gehäuft erkrankt sind natürlich und dann länger ausgefallen sind, dass wir Kollegen hatten, die nicht mehr arbeiten durften, weil sie nicht geimpft waren.“ (Expert*in 18, Alter 46, männlich) |
26 | „Hm, und aber die größte Abweichung glaube ich ist eigentlich das alle noch länger auf ihre Termine warten mussten. Also hatten wir vor der Pandemie im psychologischen Bereich eine Wartezeit von neun Monaten ungefähr so sind wir jetzt bei mindestens anderthalb Jahren rein rechnerisch keine Ahnung, wo die Patienten der Warteliste noch unterkommen sollen. So, ähm, also das hat sich auf jeden Fall verändert, … dann auch schon mal die Zeiträume ein bisschen gestreckt, so dass man sie dann einfach seltener sieht und so vielleicht. Also das denke ich hat sich schon geändert einfach durch diesen ganzen Termindruck, durch ja die wenigen Ressourcen, die einfach vorhanden waren.“ (Expert*in 1, Alter 50, weiblich) |
27 | „… für junge Erwachsene noch ein Angebot zu machen, was am Nachmittag stattfindet, sodass … wir das noch nachholen, bevor sie uns verlassen“ (Expert*in 3, Alter 55, weiblich) |
28 | „Ich arbeite ganz viel im Privaten nach und bereite mich vor. Wenn man die Bereitschaft nicht hat, kann man hier eigentlich mit seinem Stundenkontingent nicht klarkommen. Ich glaube das ist ein gängiges Problem in allen SPZs.“ (Expert*in 24, Alter 60, weiblich) |
29 | „Also, dass wir einmal pro Schein eine Erhöhung bekämen, damit das abgedeckt wird, was wir an Leistungen machen, damit da auch eine Weiterentwicklung möglich ist. Plus, dass die Deckelung vom SPZ natürlich in Schleswig-Holstein in der Gesamtanzahl der SPZ-Scheine nicht für die Kinder ausreicht, die vorhanden sind. … es nicht damit getan ist, jetzt einfach noch irgendwelche SPZs aus dem Regen zu stampfen, für die es weder Personal noch Know-how gibt. Das würde in dem ambulanten Bereich helfen, weil man dann mehr die Möglichkeiten hätte, die Professionen noch einzustellen, die uns fehlen oder den Eltern das auch als adäquates Angebot zu machen.“ (Expert*in 14, Alter 44, weiblich) |
30 | „Im stationären Bereich … gibt es immer einzelne Gesetzgebungen, die für Krankenhäuser gefällt werden, aber so Spezialkliniken wie wir da überhaupt nicht darunterfallen und auch Sonderregelungen nicht zugelassen werden. Ein Beispiel, es gibt so eine eigentlich gar nicht schlechte Regelung, das Pflegegesetz, dass ab 14 Kindern eine Kinderkrankenschwester da sein muss. Klingt erstmal möglich. … Wir haben hier Rooming-In immer. Die Eltern sind da, es ist total sinnbefreit, dass – und nachts bei uns zum Beispiel jetzt die dritte Nachtwache eingeführt werden soll. … Die zieht man natürlich aus dem Tagesgeschäft raus. …“ (Expert*in 14, Alter 44, weiblich) |
31 | „… da sind völlig falsche Vorstellungen davon, was ein SPZ tatsächlich [braucht] …, dass man sich demensprechend auch aufstellen kann. Am Ende des Tages muss man gucken, was ist attraktiv. Warum arbeite ich wo? Wie kriege ich jemand nach … Was muss ich denen bieten? Ist das nur eine Gehaltsfrage oder ist es ein Umfeld? Ist es eine Frage letztlich der Arbeitsstruktur? … Fortbildungsveranstaltungen und so weiter. Ich glaube, da braucht man ein gutes Gesamtkonzept.“ (Expert*in 8, Alter 55, männlich) |
32 | „Was ich mir wünschen würde, wäre, dass man die Zeit nutzt, wenn es mal irgendwann ein Intervall gäbe, wo es keine neue Welle gibt, dass man sich darauf vorbereitet, wie man zukünftig damit umgehen möchte. Soll heißen: Ich glaube, wir sind schon weitergekommen, was die Angebote, auch die digitalen Angebote, anbelangt, aber wir sind noch lange nicht gut. Und da müssten wir, glaube ich, einfach nochmal ran, uns neue Konzepte überlegen, wie können wir unser Angebot aufrechterhalten, wenn nochmal ein Lockdown kommt und so weiter.“ (Expert*in 18, Alter 46, männlich) |
33 | „Die fahren vier Stunden an, dann gibt es eine Testung und dann fahren die wieder zurück. Da ist die Testung doch für – nicht verwertbar. Da muss man ein Setting schaffen, … dass die Gesundheit adäquat … versorgt wird, … dass man da unter Umständen stationäre Diagnostikaufenthalte durchführt für Patienten, die von weit herkommen. Das heißt, wenn jemand dann von den Inseln kommt, müssen die drei bis fünf Tage aufgenommen werden, damit sich die Anreise sozusagen lohnt.“ (Expert*in 8, Alter 55, männlich) |
34 | „Grundsätzlich würde ich mir natürlich wünschen, dass diese Sprachmedizin, die die Diabetologie darstellt und die auch einen hohen Schulungsanteil hat, sich auch abbildet in dem Personal, was man braucht, multiprofessionelles Team und Räumlichkeiten stationär wie in der ambulanten Versorgung, die das widerspiegeln. Aber so sind Kinderkliniken nicht konstruiert worden, als dass solche Räumlichkeiten da eingeplant worden sind. Eine Klinik wird zwei oder zweieinhalb Jahrzehnte vorher geplant, bevor sie fertig gebaut ist, und die Medizin von übermorgen nimmt man jetzt bei der Planung vielleicht oder hat man damals nicht so in den Fokus genommen. Aber das würde uns sehr helfen. Hätten wir einen größeren Raum, könnten wir das Schulungsdefizit schneller beheben.“ (Expert*in 3; Alter 55, weiblich) |
35 | „Man hat mit vielen Behörden zu tun und das ist immer anstrengend und schwierig und mühsam … dann drei Mal Widerspruch abgelehnt … für ganz selbstverständliche Hilfsmittel, weil das jemand entscheidet, der einfach überhaupt inhaltlich gar keine Ahnung hat und fachfremd ist. Das ist zermürbend, macht unsere Arbeit sehr anstrengend. … wenn es immer wieder abgelehnt wird, aber völlig klar ist, die sind auch nicht in die Familien gegangen während der Pandemiezeit. Das ist auch was, dass dann die Ärzte, die Arztberichte, die dann für solche Anträge vorliegen, immer nur aus der Warte dieses Arztes und der Thematik geschrieben sind, aber nie irgendwie alle Diagnosen übernommen werden. Das machen dann wir. Wenn sie nicht bei uns waren und unsere Berichte fehlen, kriegen sie wieder nicht den richtigen Grad der Behinderung oder Pflegegrad. Das ist was, das funktioniert wirklich nicht ganz gut.“ (Expert*in 24, Alter 60, weiblich) |
36 | „Jetzt ist es so, dass wenn es irgend geht, wird es telefonisch ein bisschen geklärt und ansonsten werden die Eltern mit dem Brief entlassen und müssen sich selber darum kümmern, dass es weitergeht. Also es sind schon Empfehlungen drin, natürlich, das und das und das wäre gut, aber da wir nicht mehr den direkten Austausch mit den Helfern vor Ort haben, wissen wir oft nicht, ist es überhaupt umsetzbar. Manchmal kommen auch Eltern wieder, die sagen, Ja, das ging nicht weil. So. Dann ist aber Zeit verstrichen und auch Entwicklungszeit verstrichen, also so die Möglichkeit der Weiterentwicklung für die Kinder.“ (Expert*in 15, Alter 48, weiblich) |