Erschienen in:
01.10.2003 | Schwerpunkt: Endokrine und metabolische Krisen
Das hypophysäre Koma
verfasst von:
Dr. B. L. Herrmann, K. Mann
Erschienen in:
Die Innere Medizin
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Ausgabe 10/2003
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Zusammenfassung
Das hypophysäre Koma ist ein seltener Notfall und wird durch die kortikotrope (ACTH) und thyreotrope (TSH) Insuffizienz dominiert. Ein hypophysäres Koma entsteht häufiger durch die insuffiziente Substitution einer bekannten Hypophyseninsuffizienz als durch einen unbekannten Hypophysentumor. Leitsymptome sind neben dem stuporösen bis komatösen Zustand eine Hypotonie, Bradykardie, Hautblässe ("alabasterfarbig"), Muskelschwäche, Übelkeit, Erbrechen, Obstipation, Hypothermie und Hypoventilation. Ein postpartal ausbleibender Milchfluss (Agalaktie) kann bereits das erste Symptom eines Sheehan-Syndroms sein. Im Gegensatz zur primären Nebennierenrindeninsuffizienz (M. Addison) fehlen beim hypophysären Koma die Hyperpigmentation der Haut und Schleimhäute, Hyperkaliämie und Salzverlust. Bei Verdacht auf ein hypophysäres Koma ist unverzüglich die Therapie mit 100 mg Hydrokortison i.v., 100 mg Hydrokortison über 24 h, anschließend 500 µg Levothyroxin i.v. sowie eine Flüssigkeitssubstitution einzuleiten. Erst nach der klinischen Rekompensation wird der ACTH-Test, der CRH-Test und ggf. der Insulinhypoglykämietest durchgeführt, um die hypophysären Partialfunktionen detailliert beurteilen zu können.