Erschienen in:
01.09.2015 | Leitthema
Das Urethralsyndrom: Fakt oder Fiktion – ein Update
verfasst von:
Dr. N.M. Dreger, S. Degener, S. Roth, A.S. Brandt, D.A. Lazica
Erschienen in:
Die Urologie
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Ausgabe 9/2015
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Zusammenfassung
Hintergrund
Das Urethralsyndrom („urethral pain syndrome“) ist ein Symptomenkomplex aus Dysurie, Pollakisurie/Urge, Nykturie und intermittierenden oder chronischen Schmerzen im Bereich der Harnröhre und/oder des kleinen Beckens bei fehlendem Nachweis einer Harnwegsinfektion. Überschneidungen mit ähnlichen Krankheitsbildern wie der interstitiellen Zystitis („bladder pain syndrome“) oder der überaktiven Blase sind häufig. Das Urethralsyndrom betrifft häufig, aber nicht ausschließlich Frauen.
Diagnostik
Bei der Entstehung eines Urethralsyndroms werden infektiologische und psychogene Faktoren, Harnröhrenspasmen, Frühformen der interstitiellen Zystitis, Hypoöstrogenismus, Plattenepithelmetaplasien aber auch tokologische Risikofaktoren diskutiert. Somit erfolgt die Diagnostik hauptsächlich indirekt durch Ausschluss oder Bestätigung einzelner Kofaktoren. Pathophysiologisch muss von einem multifaktoriellen Geschehen mit einer gemeinsamen Endstrecke ausgegangen werden: geschädigtes Urothel verliert seine Barrierefunktion, was bakterielle wie abakterielle Entzündungsreaktionen vermittelt und in einer Fibrosierung endet.
Therapie
Die Therapie sollte multimodal und nach „Trial-and-Error-Prinzip“ erfolgen: Dabei kommen neben allgemeinen Maßnahmen Antibiotika, α-Rezeptorenblocker und Muskelrelaxanzien, Anticholinergika, Östrogensubstitution häufig alternative Verfahren zum Einsatz. Im Weiteren sind intravesikale und operative Therapien bei Nichtansprechen zu erwägen. Ziel dieses Updates soll es sein, bestehende Erkenntnisse zu bündeln und einen Überblick über die diagnostischen und therapeutischen Möglichkeiten zu geben.