Duale Agonisten auf dem Vormarsch

Der duale Agonist Tirzepatid wurde zur Behandlung des Typ-2-Diabetes zugelassen und kann die von den Leitlinien empfohlenen Therapieziele „Kontrolle der Glukosestoffwechsellage“ und „Reduktion des Körpergewichts“ adressieren. Erste Daten deuten auf einen positiven renalen Effekt hin. Kardiovaskuläre Sicherheits- und Endpunktstudien stehen noch aus. Die Therapieziele von Menschen mit Diabetes sollen individuell vereinbart und priorisiert werden. Laut Nationaler Versorgungsleitlinie (NVL) Typ-2-Diabetes erfolgt die Priorisierung des Therapieziels auf Basis des persönlichen Risikoprofils. Hier eröffnen sich zwei Wege: Zum einen die Reduktion von Folgeerkrankungen des Diabetes primär durch die Kontrolle des HbA1c als Surrogat für die Stoffwechseleinstellung; zum anderen die primäre Verringerung der Wahrscheinlichkeit eines speziell kardiovaskulären und renalen Ereignisses durch die Gabe von Medikamenten, die diese Endpunkte reduzieren. HbA1c-Senkung als Therapieziel Prof. Dr. Sebastian Meyhöfer, Institut für Endokrinologie & Diabetes, Universität Lübeck, erläuterte beim Diabetologen-Kongress, welchen Stellenwert duale Agonisten haben, um diese Therapieziele zu erreichen. In den SURPASS-Studien hatte sich der HbA1c durch Tirzepatid entweder als Monotherapie oder als Add-on zu anderen Medikamenten gegenüber einer aktiven Vergleichssubstanz oder Placebo signifikant verringert. Rund 90 % der Patientinnen und Patienten im Studienprogramm erreichten durch den dualen Agonisten einen HbA1c-Zielwert < 7 %. „In Bezug auf die Zielwerterreichung ist das sicherlich ein positives Signal für diese neue Substanzklasse“, so Meyhöfer. Tirzepatid wurde dementsprechend in das aktuelle Konsensuspapier von ADA und EASD für das Therapieziel „HbA1c-Senkung“ in die Kategorie „höchste Wirksamkeit“ aufgenommen. Das Nebenwirkungsprofil der Substanz entspricht im Wesentlichen dem von GLP-1-Rezeptor-Agonisten, so Meyhöfer. Empfehlung der Redaktion DDG 2023 Diabetes-Kongress 2023 17. - 20. Mai 2023 | Berlin Wie sollten sich Menschen mit Diabetes ernähren? Was bringen Omega-3-Fettsäuren und Fibrate bei der Senkung der Triglyzeridwerte? Eignen sich SGLT-2-Inhibitoren auch für die Behandlung der Niereninsuffizienz unabhängig von einer Diabetes-Erkrankung? Diese und andere Berichte vom Kongress der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) lesen Sie in unserem Kongress-Dossier. Für das zweite von der NVL vorgegebene Ziel, die Wahrscheinlichkeit kardiovaskulärer und renaler Ereignisse zu verringern, liegen für duale Agonisten noch keine Ergebnisse aus Endpunktstudien vor. Eine erste explorative Posthoc-Analyse von SURPASS-4 zu renalen Effekten von Tirzepatid zeigt aber, dass sich, im Gegensatz zu Insulin glargin, die Albumin-Kreatinin-Ratio im Urin (UACR) nicht erhöhte. Der Abfall der geschätzten glomerulären Filtrationsrate (eGFR) war unter Tirzepatid geringer als unter der Kontrollsubstanz [1]. Gewicht als Therapieziel Das Körpergewicht ist ein weiteres Behandlungsziel, für das bisher in der NVL aber keine klaren Zielempfehlungen und Cut-offs existieren. In den Konsensusempfehlungen der europäischen und amerikanischen Fachgesellschaft hat das Körpergewicht bei der Diabetes-Therapie einen größeren Anteil eingenommen als noch vor wenigen Jahren, so der Referent. Im SURPASS-Studienprogramm verringerte die Applikation von Tirzepatid gegenüber Placebo oder einem aktiven Komparator das Körpergewicht signifikant. Dementsprechend wurde die Substanz in das aktuelle Konsensuspapier von ADA und EASD als medikamentöse Option zur Gewichtsreduktion aufgenommen – und zwar in die Kategorie „höchste Wirksamkeit“ in Bezug auf das Therapieziel Körpergewicht. basierend auf: Meyhöfer S: Mehrfachagonisten, wo werden sie sich in Leitlinien und Anwendung finden? Session: Duale- & Mehrfachagonisten bei Typ-2-Diabetes & Adipositas, wie können sie sich etablieren? 57. Kongress der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG), Berlin (Hybrid), 17.-20.05.2023

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