Erschienen in:
04.07.2018 | Koronare Herzerkrankung | Leitthema
Kardiale Spätfolgen nach Strahlentherapie und Chemotherapie
verfasst von:
Hiltrud Merzenich, Daniel Wollschläger, Katrin Almstedt, Marcus Schmidt, Maria Blettner, Heinz Schmidberger, Marcus Stockinger
Erschienen in:
Die Onkologie
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Ausgabe 10/2018
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Zusammenfassung
Hintergrund
Kardiale Schäden gehören zu den möglichen Spätfolgen einer Krebstherapie.
Ziel
Kardiale Folgen spezifischer Therapieansätze bei ausgewählten Erkrankungen im Erwachsenenalter werden beschrieben.
Material und Methoden
In einem Review werden neuere Studien und Übersichtsarbeiten vorgestellt.
Ergebnisse
Für Krebs bei Erwachsenen liegen aufgrund der günstigen Prognose die meisten Studien an Patienten mit Hodgkin-Lymphom sowie an Patientinnen mit frühem Brustkrebs vor. In einer aktuellen prospektiven Studie mit Hodgkin-Lymphom-Patienten fanden sich abhängig von der Herzdosis vermehrt kardiovaskuläre Ereignisse. Der Zusammenhang war linear und betrug 7,4 % zusätzliches relatives Risikos pro Gray mittlerer Herzdosis. Unabhängig von der Bestrahlung erhöhte eine anthrazyklinhaltige Chemotherapie die Wahrscheinlichkeit für eine Herzinsuffizienz um den Faktor 3. Bei Patientinnen mit Mammakarzinom zeigte eine aktuelle Studie zu kardialen Spätfolgen der 3‑D-konformalen Radiotherapie ein zusätzliches kardiales Risiko. Beobachtet wurde ein statistisch signifikanter linearer Anstieg von 16,5 % pro Gray mittlerer Herzdosis nach einem medianen Follow-up von 7,6 Jahren. Übereinstimmend zeigen Studien, dass bei Brustkrebspatientinnen mit einer Vorgeschichte ischämischer Herzkrankheiten die Rate kardialer Ereignisse nach Bestrahlung höher ist als bei Frauen ohne eine solche Anamnese. Außerdem ist die adjuvante Therapie mit Anthrazyklinen mit einem unabhängigen kardialen Risiko bei Brustkrebspatientinnen assoziiert, kann aber darüber hinaus auch die kardialen Effekte einer Radiotherapie verstärken.
Schlussfolgerung
Mögliche Einflüsse onkologischer Therapie auf die Herzgesundheit müssen in Planung und Nachsorge onkologischer Therapien berücksichtigt werden.