16.11.2023 | Schilddrüsenkarzinome | Leitthema
Personalisiertes Vorgehen beim anaplastischen Schilddrüsenkarzinom
verfasst von:
Dr. Sabine Wächter, Professor Detlef K. Bartsch, Dr. Elisabeth Maurer
Erschienen in:
Die Chirurgie
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Ausgabe 3/2024
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Zusammenfassung
Hintergrund
Das anaplastische Schilddrüsenkarzinom (ATC) stellt die seltenste, aber aggressivste Tumorentität der Schilddrüse dar. Dabei hat sich die Behandlung des fortgeschrittenen ATC in den letzten Jahren rasch weiterentwickelt. In jüngster Zeit werden vermehrt neue, personalisierte Therapien eingesetzt, die den somatischen Mutationsstatus des Tumors adressieren. Ziel dieses Beitrages ist es, eine Übersicht zu aktuellen molekularbasierten und personalisierten Behandlungsoptionen für das ATC zu geben.
Methoden
Es erfolgte eine aktuelle Literaturrecherche mit dem Fokus auf personalisierte, molekularbasierte Therapieoptionen für das ATC.
Ergebnisse
Bei einem Großteil der an einem ATC erkrankten Patienten liegt zum Zeitpunkt der Erstdiagnose bereits ein fortgeschrittenes Tumorleiden vor. Trotz multimodaler Behandlungsansätze, bestehend aus Operation, externer Strahlentherapie („external beam radiation therapy“, EBRT) und Chemotherapie (CTX), ist die Prognose des ATC immer noch schlecht. Dementsprechend liegt der Schwerpunkt innovativer Therapieansätze auf molekularbasierten, individualisierten Tumortherapien, zu denen insbesondere BRAFV600E- und Multikinaseinhibitoren zählen. Das Potenzial letzterer scheint vor allem in einer Kombinationstherapie mit Immuncheckpointinhibitoren zu liegen. Diese Behandlungsoptionen können sowohl in der adjuvanten als auch in der neoadjuvanten Behandlung eingesetzt werden. Durch die neoadjuvante Behandlung fortgeschrittener ATC kann eine potenziell resektable Behandlungssituation erzielt und die schlechte Prognose der betroffenen Patienten verbessert werden. Größere prospektive und randomisierte Studien zu diesen Kombinationstherapien stehen jedoch aktuell noch aus.
Schlussfolgerung
Der Schwerpunkt zukünftiger Behandlungsansätze für das ATC wird auf individualisierten, molekularbasierten Tumortherapien liegen. Insbesondere durch den neoadjuvanten Einsatz dieser Therapien steht möglicherweise ein Paradigmenwechsel in der ATC-Chirurgie bevor, da lokal fortgeschrittene sowie metastasierte Karzinome in einen potenziell resektablen Status überführt und einer Operation zugänglich gemacht werden können.