Schilddrüse bei kleinen Diabetikern im Blick behalten

Bei Kindern im Alter bis zu 14 Jahren, die an Typ-1-Diabetes erkrankt sind, ist die Wahrscheinlichkeit für eine autoimmune Schilddrüsenerkrankung im Vergleich zu Kindern ohne Diabetes um fast das 24-Fache erhöht. Dies geht aus den Ergebnissen einer niederländischen Studie hervor. Den epidemiologischen Zusammenhang zwischen Typ-1-Diabetes und Schilddrüsenerkrankungen vom Autoimmuntyp kennt man bereits bei Erwachsenen. In einer niederländischen Studie etwa ist eine Prävalenz von autoimmunen Schilddrüsenerkrankungen bei erwachsenen Typ-1-Diabetikern von 11,1% festgestellt worden. Bisher gab es kaum Daten dazu bei Kindern. Deshalb haben sich niederländische Diabetologen in einer retrospektiven Kohortenstudie alle verfügbaren Daten angeschaut, unter anderem die Erstattungszahlen im niederländischen Gesundheitswesen, und zwar für die Jahre 2009 bis 2011. Wahrscheinlichkeit um das 24-Fache erhöht Wie sie jetzt berichten, lebten in diesem Zeitraum in den Niederlanden knapp drei Millionen Kinder im Alter bis zu 14 Jahren. Die kumulative Prävalenz der Kinder mit Typ-1-Diabetes in dieser Altersgruppe lag bei 0,14% (n = 4186). Zwischen 2009 und 2015 betrug die Gesamtprävalenz von Schilddrüsenerkrankungen in dieser Altersgruppe 0,15% (n = 4369). Deutliche Unterschiede gab es mit Blick auf die Diabetesdiagnose. So lag die Prävalenz von Schilddrüsenerkrankungen in der Gruppe der Kinder ohne Diabetes bei 0,15%, in der Gruppe der Typ-1-Diabetiker dagegen bei 3,43%. Die Wahrscheinlichkeit für eine Schilddrüsenerkrankung war somit bei Diabetikern um fast das 24-Fache erhöht (Rate Ratio, RR 23,59; 95%-Konfidenzintervall zwischen 19,92 und 27,93; P <0,001). Unterschiede haben die Diabetologen auch bei den Prävalenzen der Hypo- bzw. Hyperthyreosen bei Kindern mit bzw. ohne Diabetes entdeckt. Mit einer Prävalenz von 0,015% (95%-Konfidenzintervall zwischen 0,010 und 0,013) war eine Hyperthyreose signifikant seltener bei Nichtdiabetikern als bei Diabetikern mit 0,27% (95%-Konfidenzintervall zwischen 0,14 und 0,47). Das entspricht einem RR-Wert von 23,71. Deutlich höher war die Prävalenz der Hypothyreose, aber ebenfalls mit einem signifikanten Unterschied zwischen Kindern ohne und mit Diabetes (0,13% versus 3,16%; RR: 23,58). Unterschiede der Prävalenz zwischen den Geschlechtern Schließlich gab es auch Unterschiede zwischen den Prävalenzen der Schilddrüsenerkrankungen bei Mädchen und Jungen. Die Wahrscheinlichkeit generell für eine Hypo- oder Hyperthyreose war bei Mädchen größer und lag ohne Diabetes 1,6-mal, mit Diabetes 3,1-mal so hoch wie bei Jungen . Besonders ausgeprägt war der Unterschied zwischen den Geschlechtern bei der Prävalenz der Hypothyreose in Abhängigkeit vom Diabetesstatus (RR: 1,54 versus 3,12). Die höhere Prävalenz von Schilddrüsenerkrankungen bei Mädchen mit Typ-1-Diabetes sei auch bei anderen Autoimmunerkrankungen beobachtet worden, so die Wissenschaftler. Bisher sei jedoch keine plausible Erklärung für dieses Phänomen gefunden worden. Die Diabetologen empfehlen, bei jedem Kind mit einer Neudiagnose eines Typ-1-Diabetes die Schilddrüsenfunktion zu untersuchen, und zwar jährlich. Dies fordern auch die niederländischen Pädiater. Einschränkend weisen sie darauf hin, dass anhand der Studiendaten keine Unterscheidung zwischen angeborenen und erworbenen Schilddrüsenerkrankungen möglich ist.

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