Fruktosezufuhr ist mal nützlich, mal schädlich

Fruktose gilt als metabolischer Bösewicht unter den Zuckern. Doch wie eine Metaanalyse kanadischer Ernährungswissenschaftler zeigt, kommt es darauf an, woher die zugeführte Fruktose stammt und ob sie in der Energiebilanz verrechnet wird. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Fruktose galt einst als Hoffnungsträger für Patienten mit Diabetes. Als alternativer Süßstoff eingesetzt, zeigte sie ein Potenzial zur Reduktion des postprandialen Glukoseanstiegs. Inzwischen ist Fruchtzucker aber übel beleumundet, und man hat sogar schon den weltweiten Anstieg der Prävalenzen von Adipositas und Diabetes damit in Zusammenhang gebracht, dass in den 1970er-Jahren Sirup mit hohem Fruktoseanteil eingeführt worden ist. Die Produktion solchen Sirups hat vor allem wirtschaftliche Gründe: Weil Fruktose stärker süßt als Glukose, sind für den gleichen Süßungseffekt geringere Mengen nötig. Über eine kausale Beziehung zwischen Fruktosekonsum und der Entstehung von Diabetes wird noch immer diskutiert. „Demgegenüber werden die Konsummuster und die Mengen, in denen Fruktose normalerweise zugeführt wird, viel weniger beachtet“, moniert Vivian Choo von der Fakultät für Ernährungswissenschaften der Universität Toronto. Zusammen mit Kollegen hat sich Choo 155 Studien angesehen, in denen untersucht wurde, wie sich die Aufnahme von Fruktose unter verschiedenen Bedingungen auf die Kontrolle des Glukosespiegels auswirkt. Mehr als 5000 Probanden waren an den Studien beteiligt. Vier Versuchsprotokolle Die Forscher um Choo analysierten vier Typen von Versuchsanordnungen: Substitutionsstudien, in denen die Fruktosezufuhr mit der Zufuhr anderer, nicht fruktosehaltiger Makronährstoffe (meist raffinierte Stärken) bei gleicher Energiemenge verglichen wurde (isokalorischer Vergleich); Additionsstudien, in denen die Fruktose zusätzlich zur sonstigen Nahrung aufgenommen wurde (hyperkalorischer Vergleich); Subtraktionsstudien, in denen die Energie aus Fruktose von der Hintergrunddiät abgezogen wurde, indem die Fruktose durch Wasser oder niedrigkalorische Süßstoffe ersetzt oder die fruktosehaltigen Nahrungsmittel einfach weggelassen wurden (hypokalorischer Vergleich); Ad-libitum-Studien, in denen die Zufuhr fruktosehaltiger Nahrungsmittel mit der Zufuhr fruktosefreier Makronährstoffe ohne strikte Mengenkontrolle verglichen wurde (freier Vergleich). In den Substitutions- oder Subtraktionsstudien ergab sich kein negativer Effekt der Fruktose. Im Gegenteil, es war sogar ein im Mittel um 0,22 Prozentpunkte niedrigerer HbA1c-Anteil unter der Fruktosezufuhr festzustellen. Choo und Mitarbeiter führen das auf den geringeren glykämischen Index der Fruktose im Vergleich zu den Kohlenhydraten aus Stärke in den Kontrollgruppen zurück. Hingegen wirkte sich die Fruktosezufuhr in den Additions- und freien Studien negativ aus; die Forscher ermittelten eine im Durchschnitt um 4,68 bzw. 7,24 pmol/l erhöhte Konzentration des Nüchterninsulins. Es war aber auch bedeutsam, woher die Fruktose stammte. Früchte und Fruchtsaft etwa senkten den Insulinspiegel in den Substitutionsstudien, während gesüßte Milch und Fruktose aus gemischten Quellen ihn erhöhten. In den Additionsstudien hatten speziell Süßgetränke, aber auch Fruchtsäfte einen negativen Einfluss auf die Insulinkonzentration. Choo und Kollegen lassen ihre Erkenntnisse jedoch nur eingeschränkt gelten. Der Sicherheitsgrad sei niedrig, warnen sie, da die Qualität der vorliegenden Nachweise gering bis allenfalls mäßig sei. Das Wichtigste in Kürze Frage: Wie wirkt sich die Zufuhr von Fruktose auf den Glukosestoffwechsel aus? Antwort: Solange die Energiemenge gegengerechnet wird und die Fruktose aus Früchten stammt, ist nichts zu befürchten. Wird die Energie aus der Fruktose zusätzlich zur normalerweise aufgenommenen Menge zugeführt, kann sich das schädlich auswirken, besonders wenn die Fruktose in Süßgetränken enthalten ist. Bedeutung: Bei der Beurteilung des Effektes von Fruktose auf den Glukosemetabolismus sind die Energiebilanz und die Quellen der Fruktosezufuhr zu berücksichtigen. Einschränkung: Es bedarf weiterer randomisierter und kontrollierter Studien hoher Qualität, um die Erkenntnisse zu sichern.

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