Kein Gallengangskrebs durch inkretinbasierte Antidiabetika

DPP4-Hemmer und GLP-1-Rezeptoragonisten werden verdächtigt, das Risiko für Cholangiokarzinome zu erhöhen. Schwedische Mediziner sind dem Verdacht in zwei großen Kohortenstudien nachgegangen, mit negativem Befund. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. DPP4-hemmende, inkretinverstärkende Gliptine und inkretinmimetische GLP-1-Agonisten sind in der Therapie von Patienten mit Diabetes mellitus gut etabliert. Allerdings haben sich den vergangenen Jahren Hinweise ergeben, wonach die inkretinbasierten Antidiabetika das Wachstum von Gallengangskarzinomen fördern könnten – unter anderem, weil dem Inkretinsystem und dem GLP-1-Rezeptor möglicherweise eine Rolle in der Entwicklung dieser Tumoren zukommt. Auch die Pharmakovigilanz der European Medicines Agency hat die Angelegenheit im Blick. Der klinische Epidemiologe Peter Ueda vom schwedischen Karolinska-Institut in Stockholm hat sich mit Kollegen aufgemacht, der Verbindung zwischen inkretinbasierten Diabetesmitteln und Gallengangskrebs nachzuforschen. Zum einen verglichen die Wissenschaftler die Inzidenz von Cholangiokarzinomen in einer Kohortenstudie mit mehr als 220.000 Patienten unter DPP4-Inhibitoren und über 120.000 Patienten unter Sulfonylharnstoffen über ein Follow-up von rund 1,4 Millionen Personenjahren. 350 Cholangiokarzinome wurden in dieser Zeit diagnostiziert. Die Inzidenz betrug 26 je 100.000 Personenjahre für Patienten mit DPP4- und 23 je 100.000 Personenjahre für Patienten mit Sulfonylharnstofftherapie. Der Unterschied war statistisch nicht signifikant. Eine zweite Kohortenstudie bezog knapp 97.000 Patienten unter GLP-1-Agonisten und rund 143.000 Patienten unter Sulfonylharnstoffen ein, wobei mehr als 1 Million Personenjahre an Nachbeobachtung zusammenkamen. 249 Fälle von Gallengangskrebs traten auf, die Inzidenzen der beiden Gruppen entsprachen exakt jenen aus der ersten Kohortenstudie. Auch hier war die Differenz ohne statistische Bedeutung. Im Vergleich mit SGLT2-Inhibitoren ebenfalls kein Unterschied Um die Ergebnisse auf ihre Belastbarkeit zu prüfen, nahmen Ueda und Kollegen auch noch einen Vergleich zwischen inkretinbasierten Antidiabetika und SGLT2-Inhibitoren vor – mit ähnlichen Inzidenzen wie schon zuvor und ebenfalls statistisch nicht signifikanten Unterschieden. Die Analysen der Forscher beruhten auf Verordnungsdaten; zur Adhärenz war nichts bekannt. Zudem wird die Häufigkeit von Cholangiokarzinomen in den verwendeten Registern womöglich zu niedrig angegeben; allerdings sollte sich das auf alle Studiengruppen in ähnlicher Weise auswirken. Auch könnte der beobachtende Ansatz der Studie dazu geführt haben, dass Störfaktoren unerkannt blieben und die Ergebnisse verzerrten. Für Ueda und sein Team fällt das Studienfazit eindeutig aus: „In dieser Untersuchung, die sich auf landesweite Daten aus Dänemark, Norwegen und Schweden stützt, war verglichen mit Sulfonylharnstoffen weder der Einsatz von DPP4-Hemmern noch jener von GLP-1-Rezeptoragonisten mit einem erhöhten Risiko für Gallengangskarzinome assoziiert.“ Das Wichtigste in Kürze Frage: Erhöht die Diabetestherapie mit DPP4-Hemmern oder GLP-1-Agonisten das Risiko, an Gallengangskrebs zu erkranken? Antwort: Das Risiko für Cholangiokarzinome ist unter DPP4-Hemmern und Inkretinmimetika nicht höher als unter Sulfonylharnstoffen. Einschränkung: Es handelte sich um eine Beobachtungsstudie, Einflüsse unerkannter Störfaktoren sind nicht auszuschließen.

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