Erschienen in:
11.03.2021 | Pädiatrie | Leitthema
Diagnosis Related Groups in der Pädiatrie – Segen oder Unsinn?
verfasst von:
PD Dr. B. Rodeck, N. Lutterbüse, I. Krägeloh-Mann
Erschienen in:
Monatsschrift Kinderheilkunde
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Ausgabe 6/2021
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Zusammenfassung
Das deutsche Diagnosis-Related-Groups(G-DRG)-System ist ein seit 2004 verpflichtendes Fallpauschalenabrechnungssystem der Betriebskosten in Krankenhäusern. Die Leistungserbringung an Krankenhäusern wird seither vorrangig ökonomisch getriggert. Häuser mit der Möglichkeit von Fallzahlausweitungen sowie der Fokussierung auf technische Leistungen und homogene, erlösträchtige Patientengruppen können davon profitieren; Möglichkeiten, die z. B. Kliniken für Kinder- und Jugendmedizin weniger nutzen können. Kinder- und Jugendmedizin braucht altersspezifische Zuwendung zum Patienten, d. h. Zeitaufwand bei ärztlichen und pflegerischen Tätigkeiten. Das Spektrum an Einzelerkrankungen ist größer als in Erwachsenenabteilungen; Maximalversorger versorgen überproportional hochkomplex erkrankte Patienten. Fixkosten und Vorhaltekosten sind vergleichsweise hoch. Die ökonomisch gesetzten Zielvorgaben führen zu ethischen Konflikten bei den Mitarbeitern, die sich primär dem Patientenwohl verpflichtet fühlen. Damit ergibt sich aktuell auch im politischen Raum die Frage, ob DRG in der Kinder- und Jugendmedizin sinnvoll sind. Mehrere Bundesländer plädieren für eine komplette Herausnahme der Kinder- und Jugendmedizin aus den DRG, allerdings ohne schlüssiges Alternativkonzept. Daher sollte das System an die Besonderheiten der Pädiatrie durch eine separate Beplanung angepasst werden, mit fallzahlunabhängigen Komponenten wie bedarfsorientierter Zuschlag Kindergesundheit und Sicherstellungszuschlag, zudem Etablierung verlässlicher ambulanter/tagesstationärer Versorgungsstrukturen und adäquater Berücksichtigung von Extremkostenfällen. Damit würde der Staat seiner Daseinsvorsorge für diese Altersgruppe nachkommen.