Jedes fünfte Duodenoskop nach Aufbereitung kontaminiert!

Auch auf frisch gereinigten und desinfizierten Duodenoskopen finden sich in vielen Fällen noch Mikroorganismen. Das hat eine niederländische Studie ergeben, in der 150 Geräte verschiedener Hersteller untersucht wurden. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. In den letzten Jahren sind immer wieder Fälle von Infektionen, teilweise mit multiresistenten Keimen, publik geworden, die durch kontaminierte Endoskope verursacht wurden (z. B. Am J Inf Control 2015; 43: 794–801; JAMA 2014; 312: 1447–1455). Nun heizt eine Studie aus den Niederlanden die Debatte um möglicherweise unzureichende Aufbereitungsstandards wieder an. 150 Geräte untersucht An der Querschnittstudie waren 66 niederländische Endoskopiezentren beteiligt. Das Team um Arjan W. Rauwers vom Erasmus MC University Medical Center in Rotterdam hat 701 Proben von 150 frisch aufbereiteten Duodenoskopen für die ERCP* untersucht. Dabei fand sich auf bzw. in 22% der Geräte mikrobielles Wachstum mit per definitionem mindestens 20 koloniebildenden Einheiten (CFU, Colony Forming Units) je 20 ml. Am häufigsten handelte es sich in dieser sogenannten AM20-Kategorie um Keime von der Haut (11%), gefolgt von Keimen aus dem Wasser (8%), gastrointestinaler Flora (7%) und Mundflora (3%). Mikroorganismen aus dem Verdauungstrakt Als zweiter Bewertungsmaßstab diente die Besiedelung mit Keimen, die aus dem Mund oder Gastrointestinaltrakt stammten und in einer standardisierten Probe in einer Konzentration von mindestens 1 CFU/20 ml vorkamen (MGO). Solche konnte man auf 15% der Duodenoskope nachweisen. Bei den gefundenen Mikroorganismen handelte es sich u. a. um Escherichia coli, Klebsiella pneumoniae und Pseudomonas aeruginosa. Die Endoskope stammten von drei verschiedenen Herstellern: Olympus, Pentax und Fujifilm. Begutachtet wurden zehn Gerätetypen, wobei die Kontamination offensichtlich nicht typabhängig war. Hier war die Keimbelastung am höchsten Wie Rauwers und Kollegen berichten, waren das distale Ende mit der Öffnung des Kanals für den Führungsdraht („elevator“) und die Schutzkappe die am stärksten kontaminierten Teile am Endoskop. Hier lag die Wahrscheinlichkeit für eine AM20-Besiedelung um rund das Dreifache höher als im Biopsiekanal, welcher als Referenz diente (OR 2,93 bzw. 3,38). Eine relativ hohe Kontaminationswahrscheinlichkeit bestand darüber hinaus für die Bürsten, die zur Reinigung des Biopsie- bzw. Absaugkanals verwendet werden (OR 3,87). Letztlich, so Rauwers et al., wurden in 39% der beteiligten Zentren Duodenoskope zur Untersuchung bereitgehalten, die trotz angeblich vorschriftsmäßiger Aufbereitung eine relevante Kontamination aufwiesen. In den Niederlanden gilt ein Endoskop als vorschriftsmäßig gereinigt, wenn zum einen die Herstellervorschriften zur Aufbereitung befolgt werden, zum anderen die Empfehlungen im Handbuch der Dutch Steering Group for Flexible Endoscope Cleaning and Disinfection. Letzteres basiert auf den Leitlinien der European Society of Gastrointestinal Endoscopy. Eine Qualitätskontrolle in Form einer Probenentnahme im Anschluss an die Desinfektion gehört in den Niederlanden nicht zur Routinepraxis. Unzureichende Aufbereitung Die in der vorliegenden Studie gefundenen Hautkeime könnten nach Rauwers et al. auch vom Kontakt der Untersucher bei der Probenentnahme stammen. Die Wasserkeime seien möglicherweise auf unzureichende Qualität des zur Reinigung verwendeten Trinkwassers zurückzuführen. Am bedenklichsten war für das Forscherteam jedoch die relativ häufige Kontamination mit Keimen aus dem Verdauungstrakt; dies zeige, dass die Aufbereitung in vielen Fällen inadäquat sei. In Deutschland haben Robert-Koch-Institut, KRINKO** und BfArM 2012 eine gemeinsame Empfehlung zur Aufbereitung von Medizinprodukten herausgegeben. Darin wird gefordert, „hygienisch-mikroskopische Kontrollen in allen Endoskopieeinheiten in Klinik und Praxis zu etablieren“ (Bundesgesundheitsblatt 2012; 55: 1244–1310). Gerätehersteller in der Pflicht Bei allen Bemühungen um ein sorgfältiges Vorgehe bleibt die Aufbereitung so komplexer technischer Geräte wie dem Duodenoskop jedoch eine Herausforderung. Bereits 2015 warnte die US-Zulassungsbehörde FDA, dass einige Teile „extrem schwer zugänglich“ seien und es daher fast unmöglich sei, alles adäquat zu reinigen. Rauwers et al. sehen hier auch die Gerätehersteller in der Pflicht: Diese sollten ihr „Design radikal umbauen, um eine gründliche Reinigung und Desinfektion zu ermöglichen“. *Endoskopische retrograde Cholangiopankreatikografie **Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention Das Wichtigste in Kürze Frage: Wie hoch ist die Keimbelastung aufbereiteter Duodenoskope? Antwort: Auf jedem fünften Gerät fanden sich in einer niederländischen Studie noch Mikroorganismen in relevanter Konzentration. Bedeutung: Pathogene Keime auf medizintechnischen Diagnostikgeräten können für den damit untersuchten Patienten fatale Folgen haben. Einschränkung: Die Probenentnahme wurde durch klinikeigenes Personal durchgeführt. Inwieweit das Entnahmeprotokoll eingehalten wurde, haben die Forscher nicht untersucht.

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