Ventrikuläre Extrasystolen: Tipps zu Diagnostik und Therapie

Sind ventrikuläre Extrasystolen sehr häufig, kann dies zu einer linksventrikulären Dysfunktion führen. Wichtig zu klären: Liegt eine strukturelle Herzerkrankung zugrunde? Ventrikuläre Extrasystolen (VES) sind häufig, aber meist ungefährlich. Doch viele VES können zu einer linksventrikulären Dysfunktion führen, sodass bei hochsymptomatischen Patienten eine Katheterablation diskutiert werden sollte. VES sind auch bei Gesunden häufig. Bei etwa 70 Prozent der über 75-Jährigen lassen sich solche dokumentieren. Nicht selten sind sie asymptomatisch. „Doch wenn sie sehr häufig auftreten, kann dies zu einer linksventrikulären Dysfunktion führen“, sagte Professor Christian Ukena von der Universitätsklinik Homburg/Saar beim Internistenkongress (DGIM). In einer Beobachtungsstudie habe man bei Patienten mit 1000 VES pro 24 Stunden nach 4-8 Jahren eine Verschlechterung der Pumpfunktion gesehen. Und in einer Metaanalyse war bei Menschen mit 30 VES/ 30 Minuten das Risiko für den plötzlichen Herztod 2,63-fach erhöht, wobei jedoch keine Adjustierung bezüglich struktureller Herzerkrankung erfolgte. So stelle sich die Frage: Was ist Henne und was ist Ei? Reversible Ursache nicht übersehen! Zunächst muss immer die Ursache geklärt werden, um eine reversible Ursache nicht zu übersehen. Es sollte nach einer strukturellen Herzerkrankung gefahndet werden, wobei auch an seltene Erkrankungen wie eine hypertrophe Kardiomyopathie oder eine arrhythmogene rechtsventrikuläre Dysplasie zu denken ist. Prognostisch relevant ist auch der Ursprungsort, also die EKG-Morphologie der VES. Die häufigsten Ursprungsorte bei einer symptomatischen monomorphen ventrikulären Tachykardie sind der rechtsventrikuläre und der linksventrikuläre Ausflusstrakt. Katheterablation nur bei hochsymptomatischen Patienten Eine Katheterablation bei VES kommt nur bei hochsymptomatischen Patienten in Betracht oder wenn bei einer Häufigkeit von > 20 000 VES/24 Stunden eine Verschlechterung der Ejektionsfraktion (EF) nachgewiesen wird, für die es keine anderweitige Erklärung gibt. Aber auch dann, wenn bei Patienten mit einer kardialen Resynchronisationstherapie (CRT) keine ausreichende Stimulation möglich ist, oder bei ICD-Patienten mit einem VES-induzierten Kammerflimmern besteht eine Indikation. Bei asymptomatischen Patienten, bei denen keine Verschlechterung der linksventrikulären Pumpfunktion eingetreten ist, besteht sicherlich keine Indikation. Und welchen Stellenwert haben Betablocker? „Betablocker sind nur dann wirksam, wenn die Häufigkeit der VES während der bradykarden Schlafphase abnimmt“, so Ukena. Wenn eine solche „Schlafsuppression“ nicht nachgewiesen ist, bringt ein Betablocker nichts, ja er kann dann sogar die Sache verschlimmern. Andere Antiarrhythmika wie Amiodaron oder Klasse I-Antiarrhythmika, die bei einer strukturellen Herzerkrankung kontraindiziert sind, sollten mit großer Zurückhaltung eingesetzt werden, zumal die Ablation die effektivere Behandlung ist. Bei Patienten mit eingeschränkter Pumpfunktion besteht zudem die Chance, mit einer Ablation die EF zu verbessern. Alle Beiträge vom DGIM-Kongress finden Sie im DGIM-Kongressdossier 2022. Quelle: Ärzte Zeitung

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