Erschienen in:
01.04.2014 | CME Zertifizierte Fortbildung
Diagnostik und Therapie seminomatöser Hodentumoren
verfasst von:
F. Zengerling, J. Müller, S. Krege, Prof. Dr. M. Schrader
Erschienen in:
Die Urologie
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Ausgabe 4/2014
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Zusammenfassung
Gegenwärtig sind, mit zunehmender Tendenz, etwa 60% der neu diagnostizierten Hodentumoren in Deutschland Seminome. In den niedrigen Tumorstadien liegt das Augenmerk auf dem Vermeiden von Übertherapie. Für das Seminom betrifft diese Diskussion sowohl das Stadium I, wo die Therapievarianten Radiatio, Carboplatinmono und Surveillance zur Verfügung stehen, wie auch das Stadium IIA/B. Die Radiatio des Retroperitonealraums ist aufgrund der hohen Spättoxizität bei jungen Patienten im klinischen Stadium I nicht zu empfehlen und wird im klinischen Stadium IIA/B, in der gegenwärtig durchgeführten Form, kritisch hinterfragt. Ursache für diesen Paradigmenwechsel ist der hohe Prozentsatz von Zweitmalignomen nach Radiatio des Retroperitoneums. Zudem ist bei alleiniger Strahlentherapie im klinischen Stadium IIA/B in 10–25% der Fälle ein Rezidiv außerhalb des Bestrahlungsfelds zu erwarten. Aus diesem Grund wird gegenwärtig untersucht, ob durch die Kombination von neoadjuvanter Carboplatinmonotherapie plus Radiatio mit eingeschränktem Bestrahlungsfeld die Toxizität ohne Einschränkung der Heilungsrate reduziert werden kann. Bei Residualtumoren größer 3 cm im Querdurchmesser sollte mit einem Abstand von mehr als 6 Wochen zur vorangegangenen Chemotherapie ein FDG-PET-CT durchgeführt werden. Bei positivem Befund muss das weitere Vorgehen nach interdisziplinärer Diskussion des Falls individuell festgelegt werden.