Erschienen in:
01.09.2003 | Übersicht
Die experimentelle Provokation von Panikattacken als humanexperimentelles Angstmodell
verfasst von:
A. Ströhle
Erschienen in:
Der Nervenarzt
|
Ausgabe 9/2003
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Zusammenfassung
Die diagnostische Symptomprovokation hat in der Medizin eine lange Tradition und wird z. B. bei der koronaren Herzerkrankung oder dem Diabetes mellitus angewandt. In der Psychiatrie wird die experimentelle Symptomprovokation u. a. eingesetzt, um neurobiologische Grundlagen psychiatrischer Erkrankungen zu untersuchen. Plötzlich und unerwartet, d. h. ohne ersichtlichen äußeren Auslöser auftretende Panikattacken können wegen ihres klar abgrenzbaren Verlaufs sowie ihres charakteristischen Musters somatischer, emotionaler, kognitiver und behavioraler Symptome als eine prototypische Erscheinungsform von Angst angesehen werden. Seit Pitts und McClure 1967 erstmals beschrieben, dass eine Laktatinfusion bei Patienten mit Panikstörung panikogen wirkt, wurde die experimentelle Provokation von Panikattacken, auch mit anderen Stimuli, genutzt, um die Neurobiologie der Panikstörung zu charakterisieren. Neben primär pathophysiologisch orientierten wissenschaftlichen Untersuchungen kann die experimentelle Symptomprovokation bei der Panikstörung z. B. auch als Therapie im Sinne einer Exposition verwendet werden. Zudem lassen sich damit mögliche neue Therapieansätze untersuchen. Dies wird am Beispiel des atrialen natriuretischen Peptids dargestellt.